Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
Dezimalsystem aufbaut, wie sollen uns die Titanen dann verstehen?«
»Ob nun ein Neuner- oder Sechsersystem, dennoch bleibt eins plus eins zwei. Wir senden die Zahlen nicht als Ziffern, sondern zerlegen sie in ihre Bedeutung, das heißt, wir senden für die Zahl drei drei Pfeiftöne in den Raum. Das dürfte die sicherste Methode sein, um zu einem Erfolg zu gelangen.«
Die beiden Raketen kehrten zurück und brachten eine Fülle von Material, das ausgewertet werden mußte.
    Die technischen Kräfte überprüften den Maschinenpark von den Landeraketen über die Flugzeuge, bis zu den geländegängigen Fahrzeugen, von den Ultraschallreflektoren über die Gammastrahler zu den Antiteilchenwerfern, von den Gesteinsbohrmaschinen über die Greifbagger bis zu den Planierpflügen.
    Die Wissenschaftler kontrollierten die Prüfgeräte, die Bekleidungswarte die Schutzanzüge und die Baufachleute die Universalteile, aus denen man die verschiedensten Zweckbauten errichten konnte.
    Und der Funker führte Programmbänder in den Funkautomaten, deren Inhalt bald ununterbrochen als Funksignal aus der Sendeantenne der Kosmos spritzte.
Doch der Planet blieb unnahbar, und der Kontinent versteckte sich weiterhin unter der milchigen Nebeldecke.
    Nasarow dämpfte den aufkommenden Unmut der Funker. »Geduld, Genossen! Wenn wir auch dieselbe Wellenlänge und dieselbe Tonfrequenz wie die Titanen verwenden und bestimmt gehört werden, so dauert es doch eine Weile, ehe sie wissen, was wir ihnen da für Nachrichten an den Kopf werfen. Und dann dauert es gewiß noch etliche Zeit, ehe sie begreifen, daß es Verständigungsversuche sind.«
Doch die Stunden verrannen. Der Empfänger schwieg.
Stafford kam in die Zentrale. »Haben Sie schon Antwort?« fragte er Romain.
»Nein!«
»Wie lange wollen Sie warten?«
»Bis Antwort kommt, Kollege Stafford!«
»Und wenn keine kommt?«
»Müssen wir noch einmal aufklären! Aber erst wenn wir sicher sind, daß wir keine Antwort bekommen!«
»Aha, der Beschluß! Unumstößlich, was?«
»Nein, die Verantwortung! Sie ist allerdings unumstößlich!«
»Selbstbetrug, Kollege Romain?«
Romain stutzte. »Wie meinen Sie das?«
»Sie sagen Verantwortung! Aber selbst wenn Sie mehr verantworten könnten, hinderte Sie der Beschluß! Sie haben nicht die Freiheit, so zu entscheiden, wie Sie möchten, wenn dieser Wunsch nicht dem Willen anderer entspricht!«
»Was nennen Sie Freiheit?«
Stafford zögerte. »Das ist schwer zu definieren. – Die persönliche Freiheit meine ich, das zu tun und zu lassen, was ich will!«
»Gibt es diese Freiheit überhaupt? Als Teil einer Gemeinschaft müssen Sie die Interessen der Gemeinschaft respektieren!«
»Also fühlen Sie sich nicht frei!« fragte Stafford mit leichtem Triumph. Jetzt hatte er Romain gefangen!
»Selbstverständlich fühle ich mich frei! Man muß nur begreifen, Kollege Stafford, daß man untrennbarer Bestandteil der Gesellschaft ist. Ihre Gesetze mißachten, hieße gegen ihre Existenz handeln und damit natürlich gegen die eigene Existenz. Freiheit heißt doch nicht frei von Rücksichtnahme gegenüber der Gemeinschaft, sondern frei von Willkür, frei von Unwissenheit und frei vom Zwang, gegen das eigene Interesse zu handeln. Erteilt mir die sozialistische Gesellschaft einen Auftrag, weiß ich, daß seine Erfüllung mir zugute kommt, erteilt Ihnen ein kapitalistischer Unternehmer einen Auftrag…«
Romain unterbrach sich und lauschte.
»Lichtschreiber und Tonbandgeräte zuschalten, schnell!« rief der Funker am Empfänger. Sein Kollege griff in die Schalter und stülpte sich die Kopfhörer über.
Mit großen Schritten lief Romain zu ihnen.
»Die Antwort, Genosse Romain…!«
    Stafford hatte das Licht gelöscht und auch die Fenster verdunkelt. In der matten Dämmerung ließen sich die Gegenstände nur ahnen.
    Er wälzte sich ruhelos auf seinem Lager. Tausend Stimmen flüsterten aus der Dämmerung, weckten Gedanken und Bilder.
    Wenn Romain wüßte, wie recht er hatte! Wenn sie alle es wüßten! Nein, Romain würde nie in seine Lage kommen, nie würde er einen solchen Auftrag erhalten – weil dieser Auftrag dem Interesse der Gesellschaft widersprach. Profitierte die Gesellschaft daran, wenn Atombomben geworfen wurden? Sie mußte sie bezahlen und trug überdies den Schaden! Nur jene wenigen, von denen Romain sprach, verdienten – aber die gab es ja in der sozialistischen Gesellschaft nicht! Und weil die Kollegen es nicht anders kannten, waren sie auch so sträflich optimistisch. Wie

Weitere Kostenlose Bücher