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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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schüttelte die gierigen Fänge des Wirbels ab. Sie flog schon wieder mit normaler Geschwindigkeit, als die Männer aufatmeten und begriffen, daß sie selbst fern des Geschehens waren, unerreichbar für die Wirbel.
»Ein derartiger Dampfausbruch…!« Canterville schüttelte sich. »Vulkane gibt es also auch.«
»Das war bestimmt kein Dampf! Mir scheint, das war eine Nebelquelle«, sagte Nasarow.
»Eine künstliche?« fragte Timár schnell.
Nasarow lächelte. »Das müssen wir ergründen, Genosse Timár!«
Die Männer gewöhnten sich an das Bild, das sich ihnen bot, und tauschten, je nach Temperament mehr oder weniger lebhaft, ihre Meinungen aus.
»Da! Eine Straße!« schrie Jansen auf. »Bestimmt! Sicher, das war eine Straße!«
Nasarow, Romain, Canterville – alle waren sie wie elektrisiert. Aber auf dem Bildschirm war nur nackter Fels zu sehen. Zweifelnd blickte Nasarow zu Jansen. Doch Jansen mußte tatsächlich etwas gesehen haben. Er zitterte vor Erregung.
»Kurs nach rechts absetzen – mehr noch… Dort ist sie!« Jetzt sahen alle die Straße. Sie entsprang wie eine Zunge einem Felsenrachen.
»Tiefflug! Der Straße folgen!« rief Nasarow.
Im Hintergrund stand Stafford. Keinem der Männer war er aufgefallen; keiner entsann sich, daß er anwesend war, weil er sich ruhig verhielt und sich an keiner Debatte beteiligte. Über seine Lippen kam kein Laut, und doch war er zutiefst aufgewühlt. Was er sah, war mehr als eine aufregende Entdeckung, für ihn ging ein Weltbild zugrunde. Er war in die Zentrale gekommen, weil ihn die öde Mondlandschaft des unbekannten Planeten interessierte und weil er, ohne boshaft zu sein, die Enttäuschung der Utopisten – wie er sie nannte – miterleben wollte. Und jetzt – höher entwickelte Lebewesen, Tiere! Mehr noch, es gab Anzeichen vom Vorhandensein vernunftbegabter Lebewesen! Reste von Bauwerken – nun gar eine Straße…
Er atmete schwer.
Das Flugzeug folgte dem hellen Band, das sich bald verzweigte. Der Boden überzog sich mit einem gelben Mantel niedriger Pflanzen, als fröre der nackte Fels. Das dünne Manteltuch wurde dicker Pelz, die Gräser und Flechten wichen Büschen und Sträuchern. Bäume schwangen sich auf, reckten ihre Kronen dem Licht entgegen. Es waren andere Pflanzen als vorher im Dschungel, und sie waren nach Arten geordnet, das ließ die unterschiedliche Farbtönung der Blätter und die verschiedene Form erkennen. Strenge Reihen durchzogen die Plantagen.
»Das sind aber keine Bienen mehr, mein Lieber!« sagte Inoti zu Timár. »Das verrät bewußte Planung! Die Reihen – man könnte Maschinenpflege annehmen…«
»Sie denken an vernunftbegabte Wesen? Ich sehe keine!« erwiderte Timár mutwillig. »Der Wissenschaftler überzeugt sich!«
»Er sollte auch denken und schlußfolgern! Eine Straße! Wer baute sie und weshalb? Eine Plantage! Wer legte sie an und weshalb? Das Weshalb ist klar! Natürlich um Transportleistung, Pflanzenpflege und Fruchtertrag zu verbessern. Dieser Vorsatz setzt Verstand voraus, und damit ist das Wer beantwortet: vernunftbegabte Wesen!«
»Aber müssen die Lebewesen diesem Planeten entstammen und auf ihm wohnen?«
Inoti blickte auf den Schirm und schwieg. Das Land unter ihnen lag tot. Kein Tier, keine Lebenszeichen – nur die Baumwipfel schwangen im Wind, und Staubwolken wirbelten auf.
Plötzlich umkrallte Inoti Timárs Arm.
»Und was ist das? Dort, am Horizont!«
Aus dem Dunst schälte sich ein riesiges Schachbrett, nah genug, daß man die Linien als Straßen erkennen, doch zu weit, als daß man Einzelheiten unterscheiden konnte. Eine Stadt! Zwar fremd, äußerst fremd mit ihren kugligen, kegligen und säulenförmigen Gebäuden ohne Fenster – aber zweifellos eine Stadt. Ein Fluß durchschlängelte sie. Der Widerschein der dichten Wolkendecke ließ ihn weiß erscheinen. Brücken sprangen hinüber.
Timár schwieg. Wo kam diese Stadt her? Sie hatte sich dem Blick der höherfliegenden Raketen entzogen. Er wußte keine Erklärung und war eher geneigt, sie für eine Täuschung zu halten als an ihre Existenz zu glauben.
Plötzlich drehte sich die Maschine ab, die Stadt verschwand.
»Weshalb ändern Sie den Kurs?« fragte Nasarow heiser.
Der Ingenieur, der die Maschine steuerte, deutete wortlos auf den Temperaturanzeiger. Einhundertzwanzig Grad Celsius herrschten in der Maschine.
Das konnte ihr Ende sein. Die Lötverbindungen – der Treibstoff! Stieg die Temperatur weiter, dann…! Nein, sie fiel rasch.
Woher kam die Hitze? Wäre es ein

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