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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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glänzte sie golden auf.
Betroffen starrten die Männer. Das goldene Mädchen dieses fernen Planeten war derart lebendig gestaltet, daß man glaubte, sie atmen zu sehen.
»Donnerwetter!« preßte Jansen durch die Zähne und wandte den Blick nicht von dem ebenmäßigen Gesicht, das sich sehnsüchtig der verdeckten Sonne entgegenhob.
»Ein Denkmal der Schönheit«, sagte Nasarow verhalten.
»…des ewig Weiblichen«, ergänzte Jansen und schaute versonnen.
»Aber auch ein Denkmal der Freude, scheint mir«, sagte Canterville spöttisch.
Romain fuhr sich über die Stirn. Canterville hatte recht! In der Haltung dieser Statue lag sinnliche Freude. Mehr noch – je länger er diese Figur kritisch betrachtete, desto deutlicher empfand er in der Art, wie sie sich der Sonne darbot, einen Hauch sinnlicher Hintergründigkeit, ein berechnendes ZurSchau-Stellen. Dem Gesichtsausdruck fehlten Innigkeit, Größe und Hingabe.
Gewiß, es war nicht mehr als ein Hauch, der – solange er nicht bewußt wurde – den Betrachter eher anzog als abstieß.
Romain hatte keine Freude mehr an dem vollkommenen Körper.
»Bitte, Bergmann, fahren Sie weiter!«
Die Männer erwachten wie aus einem Rausch.
Die Antenne des Panzers strahlte noch immer das arithmetische Erkennungssignal aus. Doch es fand kein Echo und zerrann in dem unheimlichen Schweigen ringsum. Nur die Ketten rasselten, der Motor brummte, und der Wind heulte um den Panzer. Kein anderer Ton kam aus dem Lautsprecher, obwohl der Frequenzwandler zugeschaltet war, um auch Ultraschall hörbar zu machen.
Bergmann schaltete zurück zum Flugzeug: Aber auch dessen Bildschirm zeigte kein lebendes Wesen.
Der Panzer kroch langsam über den Platz.
Plötzlich schossen aus dem Lautsprecher kurze und lange Tonsalven. Die Männer duckten sich unter dem Hagel der Pfeiftöne – und frohlockten. Die Antwort der Titanen!
Rhythmische Tonfolgen einer fremdartigen, aufpeitschenden Musik verdrängten das Pfeifen, schwollen an und vergingen, drohten und lockten, anziehend und abstoßend zugleich.
Vertonte Leidenschaft! Romain dachte unwillkürlich an das Mädchen auf der Säule.
Die Musik träufelte flammende Unruhe in das Blut der Männer, daß es durch die Adern rauschte und eine schmerzhafte Spannung erzeugte.
Sie spürten, daß diese Musik Auftakt war, daß sie einem Höhepunkt zutrieb. Doch was dieser Höhepunkt bringen würde, das wußten sie nicht. Keiner entsann sich der Tausende von Kilometern, die sie von dem Platz trennten.
Jansen stieß einen unverständlichen Ruf aus und wies mit gestrecktem Zeigefinger auf den Bildschirm.
»Anhalten!« befahl Nasarow.
Glänzende Kegel, fünf – acht – zehn, torkelten wie lebende Schachfiguren heran. Bald erkannten die Männer, daß es Gestalten in silbernen Pelerinen waren, die ihre Arme waagerecht gespreizt hielten. Kapuzen verhüllten ihre Köpfe. Die steifen Überwürfe schwangen blinkend im Takt der Schritte und riefen den Eindruck des Torkelns hervor.
»Seltsames Gebaren«, knurrte Jansen.
»Vielleicht wollen sie uns zeigen, daß sie mit leeren Händen, also unbewaffnet kommen?« erwiderte Romain nachdenklich, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
Die Gestalten schwenkten in angemessener Entfernung ein. Sie liefen aus dem Fernsehbild. Der Radarschirm zeigte, daß sie sich dem Panzer in einer weiten Spirale näherten. Die fremde Musik verklang.
Die Gestalten verhielten ihren Schritt.
Nasarow überlegte. »Jetzt gilt’s, Genossen«, sagte er. »Bitte, Bergmann, drehen Sie langsam den Turm, damit wir sie wieder ins Bild bekommen. Aber langsam – daß wir sie nicht verjagen!«
Unmerklich fast schwenkte die Kamera. Zwölf Schritt vom Panzer entfernt waren die silbernen Gestalten erstarrt, als hätten sie sich nie bewegt.
»Teleobjektiv!« befahl Nasarow und beugte sich vor.
Die Kapuzen hatten zwei nebeneinanderliegende Löcher. In ihrem Schatten ließen sich leuchtende Punkte erkennen – die Augen der Titanen!
»Bitte unsere Fernsehkamera aufblenden und mich ins Bild nehmen. Großaufnahme des Kopfes, klar? Dann allmählich den Turmbildschirm einblenden! Mal sehen, was sie zu meinem Porträt zu sagen haben. Und dann Mikrofon frei, daß ich sie gebührend begrüßen kann. Vielleicht umfaßt ihr Gehör einen großen Frequenzbereich, so daß sie mich hören können.«
Der Bildschirm des Panzerturms begann zu flimmern. Langsam verdichtete sich das Bild, bis Nasarows Kopf zu erkennen war, der plastisch und farbig vor dem Panzerturm zu schweben schien.
Die

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