Titanus
der Expedition«, sagte Lazzarri. »Gehen wir, er wartet auf uns!« Die hauchdünne Membrane dämpfte kaum seine Stimme.
Köpfschüttelnd folgten die Männer, doch sie lächelten ein wenig. Lazzarri hatte der ungewöhnlichen Situation das Bedrückende genommen.
Der Pilot und der Bordmechaniker blieben zurück und hielten das Flugzeug startbereit.
Die Männer schritten durch die Gasse, hölzern und befangen unter dem tausendfachen Blick der Titanen. Sie zügelten ihr Bestreben, schnellstens aus dem schweigenden Kreis der Titanen zu kommen.
Jansen brach den Bann.
»Wenn wir vor dem Obertitanen erscheinen, dann winkeln wir die Arme über dem Kopf und verneigen uns leicht, das ist hier Sitte. Und du, Sylvio, unterdrückst bitte dein gesetzwidriges Grinsen!«
Das Knirschen ihrer Sohlen auf dem Platz dünkte ihnen laut wie der Marschtritt einer Kolonne. Hoch in den Lüften orgelte der Sturm. Er fegte Staubwolken über den Platz. Durch das Schweigen der Tausende ringsum hörten sie diese Geräusche um so deutlicher.
Lazzarri focht das nicht an. Von unwiderstehlicher Neugier getrieben, beschleunigte er seinen Schritt. Das Laufen machte ihm Freude, er genoß es, nach langen Jahren einmal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Er fühlte sich unbeschreiblich wohl. Er bemerkte als erster Nasarows Kopf, der plastisch und farbig vor dem Bildschirm des Panzerturms schwebte.
Wahrlich, sie hatten sich nicht weniger gediegen vorgestellt als die Spitzhauben!
Er erschrak.
Rhythmische, fremdartige Töne peitschten aus dem Lautsprecher des Panzers und schwangen über den Platz. Sie fraßen sich ins Gehirn und löschten das Bewußtsein. Wie im Trancezustand lauschten die Männer. Benommen erwachten sie, als die Töne verklangen.
Jansen, den diese Rhythmen nicht so unvorbereitet trafen, stand neben dem Panzer und wechselte mit Nasarow einige Worte. Inoti und Sandrino verschwanden im Panzer, um die Analysen und die mikroskopischen Aufnahmen des automatischen Labors zu überprüfen.
Lazzarri bemerkte erst jetzt, daß die Titanen in sich zusammengesunken waren.
»Komische Hymnen, verteufelt!« rief er Jansen zu, ärgerlich, daß er dem Einfluß der Musik unterlegen war.
»Ruhe!« zischte Jansen.
Der Anführer der Titanen trat aus dem Kegelstumpf und kam den Menschen einige Meter entgegen. Als er wartete, sagte Jansen halblaut: »Wir rücken vor!« Die Männer folgten ihm. Der Motor heulte auf. Langsam kroch ihnen der Panzer nach.
Zehn Meter vor dem Anführer blieben sie stehen. Er begann offensichtlich eine Ansprache, denn er bewegte die Pelerinenärmel, als unterstreiche er Worte, die von den Männern nicht vernommen werden konnten, da ihr Gehör für Ultraschall unempfänglich war.
Jansen warf Nasarows Kopf einen Blick zu und hob leicht die Schulter. Die Kamera fing es ein. Nasarow nickte beruhigend. Also wurde diese Begrüßung programmgemäß aufgenommen.
Der Chefingenieur wartete mit gemischten Gefühlen auf das Ende der Rede. Wie sollten sie sich mit den Titanen verständigen? Mit Zeichensprache? Das mußte nicht unbedingt erfolgreich sein. Auch Zeichen waren an Lebensgewohnheiten gebunden – wußten sie, welcher Art diese auf dem Titanus waren? Sie wußten doch noch nicht einmal, wie die Titanen aussahen, wenn man das Mädchenstandbild, das nicht unbedingt der Wirklichkeit entsprechen mußte, ausnahm. Wenn sich nun Mißverständnisse ergaben, wenn die Titanen eine bedrohliche Haltung einnahmen? Hinter ihnen befanden sich zwar der Panzer und das Flugzeug, um sie im Notfall aufzunehmen – aber kämen sie noch dazu?
Die Titanen richteten sich wieder auf. Ihr Anführer torkelte auf Jansen zu.
In Jansen spannte sich jeder Muskel, als die Silberpelerine vor ihm verhielt. In den Kapuzenlöchern erkannte er deutlich phosphoreszierende Augen, die ihn unverwandt ansahen. Eine klauenartige Hand – zwei einander gegenüberstehende Daumen, von einem geraden Finger überragt – schob sich aus dem Pelerinenärmel, verlor sich in einem seitlichen Schlitz der Pelerine und kehrte mit einer steifen Kapuze wieder. Mit beiden Händen hielt der Titan sie ihm entgegen.
Jansen hielt die Kapuze unschlüssig in Händen. Er mußte sie aufsetzen – aber wie? Gleich über den Kopfschutz?
Inoti, der inzwischen zurückgekommen war, bemerkte, daß Jansen zögerte, und rief: »Atemmasken können abgesetzt werden!«
Mit einer schnellen Bewegung streifte Jansen Kopfschutz und Maske ab und stülpte sich die Kapuze über. Der Titan rückte sie ihm
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