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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Funkgerät abzunehmen und seinen Rückweg bis zum Flugzeug zu überwachen. »Kommen Sie dann ins Innere nach!«
Vor ihnen öffnete sich eine geräumige Vorhalle mit bemalten Wänden. Die Malerei ähnelte einer mystischen Gruppierung planimetrischer Figuren. Verschiedenfarbige Kreise, Rechtecke, Quadrate, Ellipsen und Dreiecke verliefen ineinander, dazwischen stritten sich dunkle Wellenlinien mit hellen Geraden.
Dr. Sandrino packte Inotis Arm. »Das könnten bald irdische Expressionisten der Vergangenheit gepinselt haben! Die Musik und dazu diese Malerei, langsam wird’s unheimlich!«
»Sympathisch ist mir das Ganze noch nicht«, flüsterte der Neger. »Irgendwie erregt es meinen Unwillen, aber ich weiß noch nicht, weshalb.«
Lazzarri wartete ungeduldig auf den Bordmechaniker. Es war nicht angenehm, im Blickpunkt Tausender von Kapuzenmännern zu stehen. Hoffentlich war dieser Bau keine Falle! Wußte man denn, ob sie nicht irgendeinem Gott geopfert werden sollten?
Dennoch war er recht froh, als er endlich den Genossen folgen konnte. Forsch und aufgereckt trat er in den Kegelstumpf.
Nach dem Vorraum weitete sich eine riesige Halle, im Hintergrund führte eine breite Treppe nach oben. Die Wände verstrahlten gedämpftes, schattenloses Licht, das die Konturen verwischte. In der Mitte der Halle gischtete ein Wasserspiel und warf sich rot wie ein Blutgeiser kraftvoll anschwellend empor, um dann gurgelnd in einem goldenen Becken zu verschäumen.
    Der Boden gleißte im sprühenden Feuer funkelnder Steine. Links und rechts von den Wänden schwebten in Sitzhöhe waagerecht liegende goldene Platten, in der Kuppel schwebten senkrecht hängende goldene Scheiben.
»Was ist das?« rief Lazzarri und duckte sich unwillkürlich. »Eine Art Tempel des Gottes der Titanen«, erwiderte Jansen.
    »Woher weißt du das? Wie verständigst du dich überhaupt?« fragte Lazzarri und drängte sich neugierig zu Jansen durch.
    »Später!« sagte Jansen mit abwehrender Geste.
»Ausgerechnet in einen Tempel! Sollen wir als Götterspeise dienen?« Lazzarris Stimme war unsicher. »Das kann ja heiter werden!«
»Sie sollten sich nicht so gehenlassen, Genosse Lazzarri!« mahnte Inoti ernst. »Spontane Regungen sind gefährlich, wenn sie zum unüberlegten Handeln verleiten. Namentlich hier…«
Da sprach Jansen. »Wir sollen uns auf die schwebenden Platten setzen, der Titan will für uns den Segen erflehen!«
Lazzarri protestierte. »Ich brauche keinen Segen! Keine zwanzig Raupenschlepper können mich…«
»Spontane Regungen sind gefährlich, sagte ich!« raunte ihm Inoti zu, packte energisch seinen Arm und zog ihn zu den Platten. »Kein Mensch verlangt Andacht oder Gebete von Ihnen. Wollen Sie erfolglos zur Erde zurückkehren oder die Expedition dem Zorn Tausender von Titanen aussetzen? Wir sind als Forscher hier, vergessen Sie das nicht!«
Lazzarri folgte ihm widerstrebend. Vorsichtig ließ er sich in sitzende Haltung herab, bis er die Platte berührte. Er drückte etwas, die Platte gab ein wenig nach. Je stärker er sein Körpergewicht darauf verlagerte, desto mehr widersetzte sich die Platte. Übermütig ließ er sich fallen, gewärtig, daß die Platte zu Boden polterte. Doch sie fing den Schwung ab und federte in eine Ruhelage aus.
»Verstehen Sie das?« fragte er ungläubig und wandte sich an Inoti, der neben ihm saß.
»Bequem!« sagte dieser und wippte leicht. »Die Platten schweben in einem magnetischen Feld…«
»Gold ist doch diamagnetisch und wird abgestoßen«, unterbrach ihn Lazzarri.
»Sicher vergoldetes Eisen!«
»An Energie scheint hier also kein Mangel zu sein«, raunte Sandrino.
Die Unterhaltung erstarb. Ein dumpfer Ton brauste auf, schwoll an, wurde heller, biß sich in die Ohren der Männer, erklomm eine schmerzhafte Höhe und entschwand ihrem Hörbereich.
Angst beschlich die Männer, nackte und kalte Angst. Sie fiel erbarmungslos über sie her, sosehr sie sich auch wehrten.
Wang Yun-chieh, der kleine Chefphysiker, kannte dieses Gefühl von irdischen Versuchen her. »Ultraschall von hoher Intensität. Eine grausame Musik!«
Während die Männer von Furcht geschüttelt wurden, glomm vor ihnen an der Stirnwand des Saales eine große Scheibe auf und erstrahlte in gleißendem Licht.
Offensichtlich dämpfte Jansens Kapuze die deprimierende Wirkung.
»Das scheint ein Sonnensymbol zu sein«, erklärte er ruhig.
Als die Scheibe die Dämmerung vertrieben hatte, fiel der hohe Ton in den Hörbereich der Männer und versank schließlich ins

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