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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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sich. Er brauchte nicht lange zu suchen.
    »Bedient« hatte Sandrino gesagt, also konnte es sich nur um Automaten handeln, sonst hätte er von betreuen gesprochen, gab es doch keinen Menschen mehr im Staatenblock, der einem anderen diente, denn das setzte unterschiedliche Rechte voraus.
    Die Automaten unterschieden sich nicht viel von den irdischen, es gab nur keinen Schlitz für den Münzeneinwurf, es genügte, einen Knopf zu drücken.
    Nachdenklich kehrte er an den Tisch zurück, setzte sich und musterte kopfschüttelnd das Glas.
    Sandrino lachte. »Keine Angst, der Vorrat reicht!«
    »Das ist es nicht«, sagte Lazzarri unsicher. »Die Schuhe…«
    Dr. Sandrino lauschte der Erzählung.
    »Und Sie glaubten im Ernst, daß es an Bord Lohn gäbe und man sich seine Sachen kaufen müsse?« fragte er erheitert, als Lazzarri geendet hatte.
    »Daß es auf kleinen Schiffen nicht so ist, konnte ich mir denken. Aber dort hat ja jeder seine Sachen von Anfang an, dort gibt es keine Lager. Aber bei zweihundertvierzig Mann… Wenn ich mir nun zwanzig Paar Schuhe hole, niemand kontrolliert das… Ich meine, das fehlt doch den andern. Es ist doch ungerecht, wenn ich mir mehr Schuhe hole als – als Sie! Sie sind doch höher qualifiziert, Ihnen steht mehr zu…«
    Sandrino lachte. »Weshalb denn? Jedem steht das zu, was er braucht. Und weil genug vorhanden ist, wird keiner mehr nehmen, als er braucht – oder glauben Sie wirklich, ich würde mich unnötig belasten? Je weniger ich habe, desto einfacher die Pflege. Was will ich denn mit privatem Vorrat, ich kann mir doch jederzeit…«
    »Aber Ihre Ansprüche…«
    »Na hören Sie – wir widmen uns der gleichen Aufgabe, jeder von uns gibt sein Bestes! Daß ich qualifizierter bin, wie Sie sagen, ist kein Grund für höhere Ansprüche. Die Gesellschaft ließ mich studieren, damit hat die Gesellschaft das Recht, höhere Ansprüche an mich zu stellen. Ich habe doch nicht studiert, um mehr zu verdienen, sondern um mehr zu leisten.«
    »Aber auf der Erde gibt es doch noch Geld!«
    »Noch, Lazzarri, noch! Es verliert mehr und mehr seine Bedeutung. Wenn wir zurückkommen…«
    Sandrino verstummte und horchte auf.
    »Achtung! Wir passieren soeben die Bahn des Mars!« tönte es aus der Tonsäule: Der Arzt sah nach der Uhr.
    »Ich muß mich beeilen, ich habe gleich Bereitschaft. Aber darüber unterhalten wir uns noch. Essen Sie jetzt mit mir?«
    Lazzarri überlegte.
    »Ich schlage Spaghetti vor!« sagte Sandrino lachend.
    »Und ich schlage das nicht ab!« erwiderte Lazzarri.
    Sandrino faßte unter den Tisch, dessen Platte aus einzelnen Edelholzquadraten bestand. Vor ihm klappte eins der Quadrate auf. Lazzarri staunte. Ein Tischmikrofon!
    »Hallo, Küche! Bitte zweimal Spaghetti mit Salami und Käse! Dazu eine Flasche Cincano für Doktor Sandrino!«
    Er klappte das Quadrat zu,
    »Wein – Alkohol?« fragte Lazzarri ungläubig.
    Sandrino nickte. »Das wissen Sie nicht? Monatlich eine Flasche Wein gehört doch zur Raumverpflegung. Sonst gibt es Alkohol nur auf ärztliche Verordnung – also beinahe gar nicht. Aber heute werden Sie mir die Freude machen, mit mir auf unsere gemeinsame Heimat anzustoßen.«
    »Sind Sie auch Venezianer?« fragte Lazzarri gespannt.
    »Nein, Florentiner. Mein Vater kam als Kranführer dorthin. Baumontagekran…«
    Vor Lazzarri stand Sandrinos Jugend auf. Er sah ihn auf der Schulbank, auf den Bauplätzen zwischen den Montageteilen, an den Betonmischmaschinen und Kompressoren, neugierig auf alles, was sich drehte.
    »Damals wollte ich Baumaschineningenieur werden.«
    »Sie sind aber Arzt geworden!«
    »Später! Erst wurde ich Maschinenbauer – mit Prüfung! Arzt wurde ich… Mein Vater verunglückte schwer. Ich erlebte, welchen Kummer Krankheiten mit sich bringen können. Welche Angst um meinen Vater haben wir ausgestanden – und welche Hoffnungen setzten wir auf das ärztliche Können. Dieser erbitterte Kampf um ein Menschenleben…«
    Das große Quadrat in der Mitte des Tisches senkte sich , und verschwand in einem Schacht. Als es sich wieder hob, stand das Bestellte darauf.
    »Unterirdische Transportanlage mit Aufzug im Ständer des Tisches«, erklärte Sandrino, als wäre das selbstverständlich.
    Sie saßen wortlos. Sandrino schien in Gedanken versunken. Lazzarri aber wagte nicht, ihn zu stören.
    Wohin er kam, überall stieß er auf Unbekanntes, überall benahm er sich wie ein neugeborenes Kind. Und wenn er den Mund aufmachte – blamierte er sich. Also schwieg er

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