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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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angeschnallt!
    »Die Riemen…«, fauchte Jansen. Doch es war schon zu spät. Lazzarri hatte sich aufgerichtet, als säße er daheim auf der Couch und wöge noch immer hundertdreißig Pfund. Der Schwung stieß ihn nach oben, er schwebte davon. Seine Hand erfaßte den Griff der Syphonflasche, berührte das Tastenventil…
    Ein Strahl spritzte aus der Düse und schoß als Kette schillernder Fruchtsaftkugeln durch die Kabine. Jansen riß den Kopf zur Seite. Knapp an seinem Ohr vorbei flogen die Kugeln geradlinig weiter und zerstoben auf der Glasscheibe des Medikamentenschrankes. Als winzige Perlen flogen sie nach allen Seiten auseinander.
    Die elastisch befestigte Syphonflasche gab Lazzarri eine andere Richtung. Erschrocken ließ er los und schwebte nun quer durch den Raum auf einen großen Bildschirm zu, der den Himmelsausschnitt übertrug, wie er sich den Piloten bot. Entsetzt sah er vor sich die unergründliche Tiefe des schwarzen Weltraumes, glaubte mitten unter die unzähligen Lichtpunkte der Sterne zu fliegen und ruderte verzweifelt mit Armen und Beinen. Zwar gelang es ihm nicht, sich vom Bildschirm zu entfernen, aber er änderte seine Flugrichtung und überschlug sich mehrere Male.
    »Zirkus Nasarow bringt Ihnen seine sensationellste Nummer: Signor Lazzarri – unerreicht als Raumakrobat!« schnarrte eine trockene Stimme.
    Obwohl die Männer wußten, daß sich für Lazzarri ständig der Raum drehte, da er kein Empfinden für oben und unten hatte, lachten sie schallend. Selbst Jansens verbitterte Miene hellte sich auf. Es war keine Schadenfreude. Es ging ihnen wie Seeleuten bei der Äquatortaufe, jeder von ihnen hatte Ähnliches erlebt.
    Lazzarri erreichte jetzt eine Wand, fand jedoch keinen Halt, sondern stieß sich wieder von ihr ab, ohne es zu wollen.
    Jansen hörte ihn stöhnen. Er fühlte fast körperlich, was der Italiener empfand. Als er mit den Händen an die Wand gestoßen war, hatte sein Körper in der Sekunde des Aufpralls wieder Gewicht gehabt, damit aber mußte er das Gefühl haben, auf den Händen zu stehen, so daß für ihn dort der Boden war, während über ihm die Pritschen seitlich aus der Wand herauswuchsen und in den Raum ragten…
    Jansen konnte nicht mehr lachen. Den anderen mußte es ähnlich gehen, denn sie schwiegen ebenfalls. Eine ruhige Stimme befahl: »Hören Sie auf zu zappeln, Lazzarri, lassen Sie sich an die vor Ihnen liegende Wand treiben. Fassen Sie dort den Handgriff. Sie schweben direkt auf ihn zu, und versuchen Sie, so schnell wie möglich auf Ihre Pritsche zu kommen!« Das war Jansens Nachbar, ein athletischer Neger.
    Jansen erschrak. Der schwarze Genosse hatte recht! Sie mußten doch ihren Kurs korrigieren, um die Rakete auf die Bahn der Weltraumstation zu bringen. Schwebte der Italiener noch im Raum, wenn das Triebwerk wieder einsetzte, so würde er mit furchtbarer Gewalt zu Boden stürzen und mit gebrochenen Knochen an die Diele gepreßt werden. Keiner könnte aufstehen und ihm helfen, solange das Triebwerk arbeitete.
    Lazzarri schwebte auf ihn zu. Jetzt ging es um Sekunden! Jansen löste schnell den Patentverschluß seines Leibriemens und verschlang den Fuß in den Gurt. Vorsichtig richtete er sich auf. Dabei hatte er das Gefühl zu stehen, als ihn jedoch der Riemen auf die Pritsche zurückzog, schien sich blitzschnell der Raum zu drehen und die Pritsche über ihm zu hängen. Nun glaubte er zu fallen. Ihm wurde schwindlig.
    Da schwebte Lazzarri langsam an ihm vorbei. Jansen unterdrückte sein Schwindelgefühl und faßte Lazzarri am Bein. Während er in die Hocke ging – mit dem Kopf nach unten, wie er glaubte – drehte er den Italiener so, daß dessen Gesicht der Pritsche zugewandt war.
    »Fassen Sie Ihren Riemen und ziehen Sie sich zu Ihrer Pritsche, aber lassen Sie nicht los!«
    Lazzarri faßte den Gurt, der wie eine beschworene Schlange aufrecht stand, da er ihn beim Aufrichten mitgerissen hatte, und zog sich unbeholfen hinüber. So komisch das aussah, lachte doch niemand.
    Jeden Augenblick konnte das Triebwerk einsetzen!
    »Beeilen Sie sich! Trifft Sie der Andruck in der Senkrechten, gibt es Blutstauung«, drängte der Neger wieder.
    Er hatte recht! Zeigten die Füße zum Triebwerk, so staute sich das Blut in den Beinen und im Unterleib, gab es Blutleere im Gehirn – das hieß Sehstörungen und Bewußtlosigkeit. Zeigte dagegen der Kopf zum Triebwerk, so gab es einen Blutstau im Gehirn, platzten die Adern – das bedeutete Gehirnschlag!
    Jansen faßte schnell die

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