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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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begehrte, der jeden Augenblick zu trinken verlangte. Wir hatten auf unserem Gepäckwagen ein ganzes Faß voll mitgenommen. Der Oberschatzmeister verließ uns, indem er uns sagte, wir würden uns wahrscheinlich in Neapel wiedersehen.
    Der Kardinal war nämlich Neapolitaner und stammte aus einer vornehmen Familie von San Lucido in Calabrien. Sein Adel war sprichwörtlich. In Italien sagt man, wenn man von einem alten unbestreitbaren Adel sprechen will: »Die Evangelistas in Venedig, die Bourbons in Frankreich, die Colonna in Rom, die Sanseverini in Neapel, die Ruffo in Calabrien.«
    Wir setzten unsern Weg nach Terracina, er den seinigen nach Rom weiter fort.
    Nichts konnte malerischer sein als dieser Weg durch die pontinischen Sümpfe, zu dessen beiden Seiten die Arbeiter einen Kanal gruben. Man sah nur hagere, kränkliche Gestalten, denn alle diese Unglücklichen litten mehr oder weniger an den Einwirkungen der Malaria. Man mußte sie alle vierzehn Tage durch frische Arbeiter ersetzen, während die ersteren auf den Höhen wieder die Gesundheit zu erlangen suchten, die sie in den Sümpfen verloren. Ganz besonders als die Nacht einbrach, gewann die Landschaft ein vollkommen gespenstisches Ansehen.
    Der sich durch dicke schwarze Wolken wälzende Mond beleuchtete gewisse Teile der Sümpfe, um andere dagegen im tiefsten Dunkel zu lassen. Bei dem Getöse, welches die Hufschläge unserer Pferde und die Peitschen unserer Postillone machten, erhoben sich große Vögel von der Gattung der Reiher und Rohrdommeln schweigend aus dem hohem Grase und den Wassertümpeln, in deren Mitte geräuschvoll, die scheußlichen Köpfe und die dampfenden Nüstern emporhebend, große Büffel schnarchten, die durch die Nacht noch riesiger gemacht wurden.
    Es war dies das erstemal, daß ich diese Ungeheuer während der Nacht und in Freiheit sah, und ihr Anblick flößte mir unwillkürlichen Schauer ein. Ganz besonders aber auf den Poststationen trug alles, was uns umgab, einen Charakter, den ich in meinem Leben nicht vergessen werde. Dörfer gibt es in den pontinischen Sümpfen nicht, sondern bloß zwei oder drei Poststationen, welche aus einigen hölzernen Hütten bestehen, in welchen dieunglücklichen Postillone mit ihren Familien wohnen. Die kleinen, magern, dichtbehaarten Pferde sind nicht in Ställe eingeschlossen, sondern weiden im Freien.
    Auf den Knall der Peitschen unserer Postillone sahen wir fünf oder sechs mit langen Stangen bewaffnete Männer gleich Schatten aus den Hütten herauskommen. Sie sprangen auf das erste beste Pferd, auf welches sie stießen, ritten dann im weiten Kreise um die im Freien weidenden herum und trieben sie im Galopp und mit großem Geschrei auf die Hütten zu. Hier faßten andere, in Bereitschaft stehende Männer die Pferde bei der Mähne und legten ihnen endlich nach einem verzweifelten Kampfe ein zerfetztes Geschirr an, mittels dessen man sie trotz ihres Wiehern, Stampfens und Ausschlagens, womit sie gegen die Gemalt, die man ihnen antat, protestierten, an unsern Wagen spannte.
    Als die drei Wagen bespannt waren, wurden die bis jetzt durch das Gebiß zurückgehaltenen Pferde sich selbst überlassen und rannten in wütendem Galopp davon, rechts und links von zwei Reitern begleitet, welche gemeinschaftlich mit dem Postillon durch ihre Zurufe und Peitschenhiebe Wagen und Gespanne auf der Mitte der Straße erhielten. Es waren jetzt nicht mehr drei Kaleschen oder Postwagen, sondern Lawinen, Wirbelwinde, Orkane, welche nicht einen Weg zurücklegten, sondern die Entfernung förmlich verschlangen.
    Gegen drei Uhr morgens langten wir in Terracina an. Hier ruhten wir zwei Stunden lang auf Stühlen aus, denn die zweifelhafte Reinlichkeit der Betten hielt uns ab, uns derselben zu bedienen. Gegen sechs Uhr morgens machten wir uns wieder auf und hielten das nächstemal in Molo de Gaëta. Während die Diener unseres Begleiters das Frühstück aus den Bagagewagen holten und auf den Tisch setzten, ließen wir uns nach den Ruinen der Villa Ticeros führen. Hier, den Plutarch in der Hand, schilderte Sir William uns den Tod des großen Redners von dem Augenblick an, wo er mitten unter den Raben, die ihn – eine Verkündigung des nahebevorstehenden Todes –hartnäckig begleiteten, den Fuß ans Land setzte, bis zu dem, wo er aus der Villa nach dem Meere fliehend, hinter sich die Tritte der Mörder hörte, welche ihn verfolgten, seine Sänfte Halt machen ließ und, nachdem er sein ganzes Leben in Furcht vor dem Tode zugebracht,

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