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es verboten sei, einzutreten, wenn die Mönche sich im Refektorium befänden. Lord Bristol zog jedoch aus seiner Tasche eine Karte, auf welcher sein Wappen stand, mit den darunter befindlichen Worten: »Lord Bristol, Bischof vonDerry.« Diese Karte ließ er dem Abt zustellen, der nur die Worte las: »Bischof von Derry,« und in der Meinung es mit einem katholischen Bischof zu tun zu haben, ihn mit dem ganzen Kloster auf den Knien empfing, indem er ihn zugleich um seinen Segen bat, welchen der Lord auch keinen Anstand nahm, ihnen zu erteilen.
Es war dies eine der Erinnerungen, welche seine Heiterkeit allemal im höchsten Grade erregten, wenn er bedachte, daß katholische Mönche mit vollkommener Unterwürfigkeit den Segen eines protestantischen Bischofs empfangen hatten. Bei der Aufführung der Oper: »Die heimliche Ehe« war er von derselben so entzückt, daß er an einem der nächsten Tage seine sechs englischen Lakaien hineinschickte und ihnen empfahl, Cimartosas Musik mit der größten Aufmerksamkeit anzuhören. Bei ihrer Wiedernachhausekunft ließ er sie in sein Zimmer kommen und fragte sie, ob sie seine Befehle pünktlich befolgt hätten. Auf ihre bejahende Antwort befahl er ihnen, in Zukunft nur in Rezitativen mit ihm zu sprechen, und zwar in aus der genannten Oper entlehnten, sei es nun um Befehle zu empfangen, sei es um ihm zu sagen, daß seine Tafel serviert sei, sei es um ihm die Namen von ihn besuchenden Personen zu melden. Die Diener sahen einander an und glaubten, ihr Herr sei übergeschnappt. Auf seine wiederholte Aufforderung baten sie sich Bedenkzeit aus und versprachen, ihm den nächstfolgenden Morgen Antwort zu sagen.
Am nächsten Morgen schickten sie zwei der Ihrigen als Deputation zu Mylord und ließen ihm erklären, daß sie es mit der Würde englischer Diener unvereinbar fänden, anstatt zu sprechen, zu singen, wie Possenreißer auf dem Theater taten. Lord Bristol entgegnete ihnen hierauf, daß er, wenn sie sich seinen Wünschen fügten, ihren Gehalt verdoppeln würde. Zugleich gewährte er ihnen abermals vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit. Nach Verlauf von vierundzwanzig Stunden erschienen dieselben Deputierten wieder und meldeten, daß sie bedauerten, trotz der ihnen von Mylord gebotenen Vorteile auf ihrer Weigerung beharren zu müssen. Mylord Bristol bezahlte ihnen sechs Monate Lohn und schickte sie alle nach England zurück. Dann, als die Engländer fort waren, rekrutierte er ein halbes Dutzend Neapolitaner und stellte ihnen folgende Bedingungen:
Sie sollten mit ihm nie anders sprechen, als in aus der mehrerwähnten Oper entlehnten Rezitativen, wobei es ihnen selbstobliegen würde, die Worte mit der Musik in Einklang zu bringen. Für diesen besonderen Dienst, der natürlich eine höhere Intelligenz als die gewöhnlicher Diener nötig machte, sollten sie fünfundvierzig Ducati monatlich erhalten, das heißt ziemlich viermal mehr, als die am besten bezahlten Diener in Neapel sonst zu erhalten pflegten.
Die unerläßliche Bedingung hierbei war jedoch, daß die sechs Vorzimmer-Virtuosen während der ersten sechs Monate bloß Kost und Kleidung, den baren Gehalt aber erst nach Ablauf des sechsten Monats bekämen. Wenn einer von ihnen den Dienst vor Ablauf dieser Zeit verließe, so hatte er keinerlei Recht auf irgendeine Entschädigung. Die neapolitanischen Diener gingen auf dieses Anerbieten ein, ließen einen Paglietto oder öffentlichen Schreiber kommen, welcher den Kontrakt aufsetzte, und sechs Monate lang ward Mylord auf die zufriedenstellendste musikalische Weise bedient. Eines Abends, als er bei Sir William dinierte, brachte ihm einer seiner sechs Diener unter Absingung eines kurzen Rezitativs einen mit einem großen schwarzen Siegel verschlossenen Brief. Lord Bristol entsiegelte den Brief, las ihn, schob ihn unter seinen Teller und lachte, plauderte und scherzte seiner Gewohnheit gemäß den ganzen noch übrigen Abend. Gegen elf Uhr zog er sich zurück; es war dies eine Stunde früher als gewöhnlich. Am nächstfolgenden Tage ließ Sir William, welcher fürchtete, daß diese zeitige Entfernung durch ein Unwohlsein herbeigerufen worden, fragen, ob Lord Bristol sichtbar sei. Der Lord ließ antworten, es sei ihm ein großes Unglück widerfahren, und er könne daher niemanden empfangen. Sir William erzwang, durch diese Antwort beunruhigt, sich Zutritt und fand den armen alten Mann in Tränen und Schluchzen.
»Mein Gott, was fehlt Ihnen?« fragte Sir William erschrocken.
»Bemerkten Sie,
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