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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Casertaverlassen, nachdem er dem König sagen lassen, daß ein unerwarteter Umstand ihn nötigte, nach Neapel zurückzukehren. Sir William ahnte, was geschehen sei. Ich brauchte ihm bloß die Einzelheiten zu erzählen. Ich muss ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu sagen, daß er sich durch diesen Schimpf noch tiefer verletzt fühlte als ich. Er erbot sich mit mir noch diesen selben Abend Neapel zu verlassen, ohne auch nur Abschied zu nehmen. Dies aber hätte zurückweichen, dies hätte das Feld räumen, dies hätte die Niederlage eingestehen heißen. Das war es aber nicht, was ich wollte. Ich wollte siegen. Ich wollte vorgestellt sein, ich wollte am Hofe empfangen werden, wie dies als Gattin des Gesandten von England mein Recht war. Ich wollte auch hier die Erfolge haben, die ich überall gehabt, wo ich sie gewollt hatte, ich wollte mich endlich an dieser insolenten Königin rächen, indem ich ihre Höflinge selbst zwang zu sagen, daß ich nicht bloß schöner, sondern auch intelligenter und geistreicher wäre als sie. Ich bestand daher darauf, daß Sir William von dem König selbst eine Erklärung in bezug auf das verächtliche Benehmen der Königin verlangte. Wenn ich heute bedenke, zu welcher hochmütigen Verblendung mein unerwartetes Glück mich verleitet, so erstaune ich über meine Kühnheit selbst.
    Sir William zögerte keinen Augenblick, meinem Willen nachzugeben. Er hegte für mich eine so wahnsinnige Anbetung, daß er über das Benehmen der Königin gegen mich ebenso erstaunt zu sein schien, als ich es war.
    Er reiste wieder nach Caserta, begab sich sofort zum König, brachte die Frage offen zur Sprache und gab ihm zu verstehen, daß sein künftiges Verweilen von der Art und Weise abhängen würde, auf welche man sich gegen mich benähme. Der König liebte Sir William sehr, nicht um Sir Williams, sondern um seiner selbst willen. Dieser durch und durch egoistische Fürst war einmal so. Lord Hamilton war ein guter Fußgänger, ein guter Jäger, ein guter Reiter, ein geistreicher und heiterer Gesellschafter. Seit vielen Jahren war der König an seine Nähe gewöhnt, und diese würde ihm gefehlt haben. Übrigens begann der politische Horizont sich im Westen auch zu trüben. Der König von Neapel begriff, so wenig er auch in den Geschäften bewandert war, sehr wohl, daß Sir William, der Milchbruder des Königs von England, der Jugendgespiele Georgs des Dritten, ihm im Falle eines wahrscheinlichen Bruches mit Frankreich bei dem Kabinett von St.James eine mächtige Stütze sein konnte. Er nahm daher die ihm gemachte Eröffnung mit vollkommener Freundlichkeit auf und mit jenem gutmütigen Ton, der bei ihm zuweilen natürlich, zuweilen erheuchelt, aber in dem gegenwärtigen Falle so gut gespielt war, daß man das Spiel unmöglich bemerken konnte, sagte er: »Mein lieber Lord, wissen Sie, welches Gerücht hier umläuft?« – »Nein, ich hoffe aber, daß Ew. Majestät mir die Gnade erzeigen will, es mir mitzuteilen.« – »Nun,« fuhr der König fort, »das Gerücht behauptet, Sie wären nicht gesetzlich vermählt.«
    Sir William hatte dies vorausgesehen. Er zog aus seiner Tasche das Zertifikat des protestantischen Geistlichen und überreichte es dann dem König. »Hier, Sire,« sagte er, »ist meine Antwort.« Der König las das Zertifikat und drehte es mit einer gewissen Verlegenheit mehrmals herum. »Ich sage Ihnen,« fuhr er dann fort, »nichts Neues, wenn ich bemerke, daß man in Neapel sehr boshaft ist. Wollten Sie auch dieses Zertifikat an allen Ecken anschlagen lassen und ich durch ein Edikt den Einwohnern befehlen, ihm Glauben beizumessen, so wäre man doch noch imstande, daran zu zweifeln, während, wenn Ihre Vermählung am Hofe anerkannt wäre, wenn Sie Lady Hamilton dem König Georg dem Dritten vorgestellt hätten – was Ihnen bei dem Fuße, auf welchem Sie mit ihm stehen, sehr leicht sein müßte – man unmöglich länger leugnen könnte. Wie kommt es, daß Sie nicht daran gedacht haben?« Sir William betrachtete den König mit seinem durchdringendsten Blick, aber es war ihm unmöglich, die Maske zu durchschauen. Ferdinand verstand sich auf ein gewisses gutmütiges Mienenspiel, welches ihn, den schlauen und verschmitzten, als den naivsten aller Menschen erscheinen ließ. »Es ist gut, Sire,« antwortete Sir William. »Sie geben mir einen Urlaub, nicht wahr?« – »Ja, aber nur ungern, denn ich möchte nicht, daß ein so vortrefflicher Gesellschafter wie Sie mich auch nur auf einen einzigen

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