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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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schnürte mir das Herz zusammen. Das Weib will, wenn sie auch vergißt, doch nicht vergessen werden. Sir William kam etwas später wieder, als er gesagt, so daß das Porträt dadurch gewann. Er hatte Mr. Pitt gesprochen, ihm die Briefe von der Königin Marie Antoinette und von dem Kaiser Joseph dem Zweiten gezeigt und mit ihm eine lange Unterredung über die Angelegenheiten des Kontinents gehabt. In Frankreich standen die Dinge äußerst schlecht. Kälte und Hungersnot schienen sich verschworen zu haben, um aus den Franzosen eben so viel wütende Teufel zu machen. Man sprach von Einberufung der Generalstaaten auf den 4. April. Mr. Pitt betrachtete diesen Zeitpunkt schon jetzt als den Anfang der Revolution. Sir William hatte Vollmacht erhalten, um in Neapel die Angelegenheiten Englands zu führen, wie ihm gut dünkte, natürlich immer mit gebührender Rücksicht auf die Ehre und die Interessen Großbritanniens. In Romneys Gegenwart sagte er von diesem allem nichts, sondern erzählte es bloß mir auf dem Rückwege nach unserem Hotel.

39. Kapitel.
    Am nächstfolgenden Montag, dem 20. März 1789, dem Tage meiner Vorstellung bei Hofe, war keine Sitzung bei Romney. Der ganze Tag war den Zurüstungen zu dieser großen Zeremonie und ganz besonders dem Dienste meiner Toilette gewidmet. Auf meine Vorstellung sollte großer Hofball folgen. Als der König mich erscheinen sah, kam er mir mit liebenswürdiger Galanterie entgegen, bot mir die Hand und führte mich auf meinen Platz, indem er mit mir zu sprechen nur aufhörte, um sich mit Sir William zu unterhalten. Kaum hatte der König mich verlassen, so näherte sich mir der Prinz von Wales. Unwillkürlich ward mein Gemüt nun von einem einzigen Gedanken erfüllt. Ich sah mich in meinem schlichten Kostüm als Gesellschaftsfräulein auf Miß Arabellas Terrasse an dem Abend, wo sie den Prinzen von Wales empfangen. Ich sah sie wieder beide am Fenster, dann in das helle Licht zurücktretend, strahlend vor Jugend und Begierde. Ich weiß nicht, was der Prinz mir sagte. Ich weiß nicht, was ich ihm antwortete. Alle Fasern der Erinnerung enthoben meinen Geist der Gegenwart und ließen ihn rückwärts eine Reise in die Vergangenheit machen. Ich mußte dem Prinzen sehr albern erscheinen.
    Dieser Abend war für mich gleichzeitig ein Abend des Stolzes und des Schmerzes; des Stolzes, denn ich hatte mein Ziel erreicht; ich war offiziell als Sir Williams Gattin am Hofe von England empfangen, kein anderer Hof konnte sich nun weigern, mich zu empfangen, und in meiner Eigenschaft als Gesandtin einer Großmacht kam ich, was den Rang betraf, unmittelbar nach den Prinzessinnen von Geblüt – des Schmerzes, weil jedes Lächeln, jeder scheele Blick, jedes ins Ohr geflüsterte Wort mir eine im Grase kriechende Verleumdung zu sein schien, welche bereit war, den Kopf emporzuheben, sobald ich mich entfernt haben würde. Sir William war ein förmliches Wunder von Ruhe und stiller Freude. Wäre ich, um sein Weib zu werden, aus dem strengsten, vergittertsten Kloster gekommen, so hätte er nicht stolzer auf mich zu sein scheinen können. Dennoch ward mir der Abend sehr lang, und obschon ich den Hofball schon vor ein Uhr morgens verließ, so war ich doch ungemein erschöpft und abgespannt.
    Am nächstfolgenden Tage hütete ich mich wohl, die Sitzung bei Romney zu versäumen.
    Ich fühlte das Bedürfnis, das Antlitz eines Freundes zusehen; ich wußte, daß ich am vergangenen Abend nur Masken gesehen. Er war, wie der Diener mir sagte, wegen eines dringenden Geschäftes ausgegangen. Er ließ mich deshalb um Entschuldigung bitten und zugleich ersuchen, ihn zu erwarten. Sir William, welcher diesen Morgen wieder allerlei Geschäfte zu besorgen hatte, nahm den Wagen und ließ mich bei Romney. Ich erwartete diesen mit der größten Ungeduld. Ich sollte ihm Neuigkeiten bringen und es war mir, als wenn ich dergleichen von ihm erfahren würde. Als ich daher seinen Schritt vernahm, als ich seine Stimme in dem Nebenzimmer des Ateliers hörte, als ich die Tür sich öffnen sah, eilte ich auf ihn zu und fragte:
    »Nun?«
    Wahrscheinlich regte sich auch in ihm etwas Ähnliches wie in mir, denn so unbestimmt meine Frage auch war, so beantwortete er doch meinen Gedanken direkt. »Wohlan,« sagte er zu mir, »Sie haben gestern einen wahnsinnigen Erfolg gehabt. Ich bin heute morgen in der ganzen Stadt herumgelaufen, um Neuigkeiten von Ihnen zu hören, und ich habe nur wütende Frauen gesehen. Wie es scheint, sind Sie wunderschön

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