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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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englischen Partei und den englischen Ideen hinzuneigen schien, ihm nach dem Leben trachtete, indem sie ihn durch eine Tasse Schokolade zu vergiften suchte. Dem Gerücht nach ward der Prinz von der ihm drohenden Gefahr durch seinen Kammerdiener Carlomagno Viglio gerettet. Wahrscheinlich war dies auch der Grund der sonst unerklärlichen Gunst in welcher dieser Mann bei seinem Herrn stand und die ihn mächtiger machte als irgendein Mitglied seiner Familie, als irgendeinen Günstling, als irgendeinen Minister.
    Das öffentliche Gerücht behauptete demgemäß, daß Karoline ihren Bruder Joseph den Zweiten ihren Kindern vorzöge und die Interessen der österreichischen Monarchie über die Interessen des Königtums der beiden Sizilien stellte. Übrigens werde ich das, was ich gesehen, mit derselben Aufrichtigkeit erzählen, womit ich das erzählt habe, was mir selbst begegnet ist. Der Leser wird dann aus den Tatsachen die Schlußfolgerungen ziehen, die ihm angemessen erscheinen.

37. Kapitel.
    Sir William Hamiltons Haus war im Augenblicke unserer Ankunft in Neapel nicht darauf vorbereitet, eine Frau zu empfangen. Es war das ausschließlich der Geologie, der Numismatik und der Bildhauerkunst gewidmete Museum eines Gelehrten und eines Altertumforschers. Man mußte erst mitten in der Vergangenheitund der toten Natur einen Platz für die Gegenwart und die lebende Natur schaffen. Ich muß Sir William die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu sagen, daß er mir zu keinem seiner Schätze den Zutritt verwehrte. Ich wählte demgemäß in der umfangreichen ersten Etage des von der englischen Gesandtschaft bewohnten Hotels drei Zimmer, um meine Privatwohnung hier einzurichten, ohne daß er der Lava des Vesuvs, den Medaillen der Cäsaren und den Bruchstücken von Apollo und Venus gestattet hätte, Einspruch dagegen zu tun. Übrigens ist, wie ich gestehen muß, meine angeborene Koketterie so groß, daß ich selbst allen diesen Altertümern mit Einschluß unserer alten Gelehrten den Hof machen wollte. Nach Verlauf von einem Monat hätte ich ohne Katalog die vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Sorten Lava bezeichnen, einen von Cäsar selbst von einem unter Hadrian geschlagenen Cäsar unterscheiden und nach einem einzelnen Bruchstück eine ganze Statue rekonstruieren können. Sir William war außer sich vor Freude, als er mich mit solcher Leichtigkeit auf seine Geschmacksrichtungen eingehen und mich in seine Lebensweise als Archäolog und Altertumsforscher finden sah. Daran gewöhnt, bei Lord Greenville, einem der fashionabelsten Kavaliere Englands, die Honneurs zu machen, hatte ich nichts zu lernen, um Sir Williams Salon auf gleichen Fuß mit den elegantesten Salons von Neapel zu stellen, denn dieses stand in dieser Beziehung weit hinter London zurück.
    Nun hielt ich es, um den Enthusiasmus meiner Bewunderer noch höher zu steigern, für geraten, meine mimischen Talente geltend zu machen. Da die meisten unserer Gäste Italiener waren, so hielt ich es nicht für rätlich ihnen Szenen aus Shakespeare vorzuführen. Ihr schwächlicher Magen hätte diese solide Nahrung nicht zu ertragen vermocht. Ich begnügte mich daher mit plastischen Attitüden und führte, indem ich an einem und demselben Abend den jüdischen Mantel gegen das griechische Peplum, den türkischen Turban gegen das asiatische Diadem vertauschte, ihnen Judith, Aspasia, Roxelane und Helena vor. Auch riskierte ich den ersten Pas jenes Shawltanzes, der später nicht bloß in Neapel, sondern auch in Paris, London, in Wien und in Petersburg einen so wunderbaren Erfolg hatte. Bald war in der Hauptstadt des Königreichs beider Sizilien von nichts weiter die Rede als von der Wunderdame, welche Sir William Hamilton aus London mitgebracht. Alle ausgezeichneten Männer von Neapel,selbst einige Frauen, baten um die Ehre, in der englischen Gesandtschaft empfangen zu werden. Zu meiner großen Demütigung und zu Sir Williams großem Erstaunen aber sahen wir keine Gesamteinladung vom Hofe an uns ergehen. Sir William war immer noch der Jagd- und Fischfanggenosse des Königs. Nur selten begleitete er ihn auf dem einen oder dem andern dieser Ausflüge, ohne ihm von mir zu erzählen und mein Lob zu preisen. Der König wünschte ihm Glück, eine so schöne, so ausgezeichnete und so kenntnisreiche Frau zu besitzen, dabei aber blieb die königliche Courtoisie stehen. Ebenso wußte ich, daß man mehrmals der Königin Maria Karolina von mir gesprochen. Stets aber hatte sie dann die Konversation fallen

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