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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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lassen, oder dieselbe auch mit auffallender Affektation vermieden.
    Man gab mir den Rat, der Königin einmal wie zufällig in den Weg zu kommen. Die Sache war leicht. Die Königin promenierte oft mit den jungen Prinzessinnen, ihren Töchtern, in den Gärten von Caserta, zu welchen der Zutritt, ohne öffentlich zu sein, Leuten vom Stand und zuweilen selbst durch die Protektion untergeordneter Offizianten, Leuten aus dem Volk offen stand, welche eine Bitte anzubringen hatten. Ich bat Lord Hamilton, bei der ersten Gelegenheit, wo er sich nach Caserta begäbe, mich mitzunehmen, weil ich die Gärten zu sehen wünschte, die man mir als sehr schön geschildert. Wahrscheinlich ahnte Sir William die Hauptursache meines Verlangens, und da die Art Verachtung, welche man mir bewies, ihn mehr schmerzte als mich, so war es ihm selbst nicht unlieb, wenn eine angenehme oder unangenehme Tatsache Anlaß zu einer Erklärung gäbe. Eines Tages, als er dem König aus dem Kabinett von Saint-James eingetroffene Depeschen mitzuteilen hatte, machten wir uns demgemäß auf den Weg nach Caserta. Sir William hatte hier ein Zimmer, wo er ausruhen konnte, so lange es ihm beliebte, und wo er von den Leuten des Königs bedient ward. Vor seiner Reise nach England hatte er von dieser Vergünstigung oft Gebrauch gemacht, seit meiner Ankunft in Neapel aber hatte er, obschon er häufig in Caserta gewesen, dort noch niemals übernachtet. Als Sir William seine Depeschen mitgeteilt, ward er vom König eingeladen, auf dem Schlosse zu bleiben, um ihn den nächstfolgenden Tag auf einer großen Jagdpartie zu begleiten. Sir William schützte meine Anwesenheit in Caserta vor, der König aber antwortete ihm: »Nun, haben Sie hier nicht Ihre Wohnung? Wenn Lady Hamilton etwasbedarf, so möge sie nur befehlen. Meine Diener werden ihr gehorchen, als ob sie die ihrigen wären.« Damit war alles gesagt.
    Da dieser Aufenthalt in Caserta mit meinen Projekten übereinstimmte, so nahm Sir William in seinem und meinem Namen die Einladung an und fragte den König bloß, ob er etwas dagegen habe, daß ich in dem Garten spazieren ginge. Der König zuckte die Achseln, was bedeutete, daß die Frage überflüssig sei. Sir William kam wieder zu mir und erzählte mir alles, was geschehen. Bei dem Diner trug der Lakai, indem er gewisse Weine auf den Tisch setzte, Sorge zu sagen: »Aus dem Keller des Königs.« Beim Braten und indem er uns einen prachtvollen Fasan vorsetzte, bemerkte der Lakai ebenfalls: »Von der Jagd des Königs.« Es war augenscheinlich, daß Sir William der Gegenstand ganz besonderer Aufmerksamkeiten von seiten des Königs war. Ebenso augenscheinlich aber war, daß diese Aufmerksamkeiten sich nicht bis auf mich erstreckten.
    Am Abend ward Sir William zum Kartenspiel beim König eingeladen. Da aber in dieser Einladung nicht von mir die Rede war, so blieb er unter irgendeinem Vorwand weg und ließ sich entschuldigen. Man tat als sei man mit dieser Entschuldigung zufrieden. Am nächstfolgenden Morgen bei Tagesanbruch ward im Namen des Königs an Sir Williams Tür gepocht. Seine Majestät brach stets sehr zeitig auf und liebte, wie sein Ahnherr Ludwig der Vierzehnte, nicht zu warten. Sir William fühlte sich durch diese Art und Weise, auf welche man seine Vermählung wie nicht geschehen betrachtete, tief gekränkt. Er sagte zu mir, wenn mein Plan, der Königin zu begegnen, gelänge, und ich mich dann zu beklagen haben glaubte, so solle ihn dann nichts mehr in Neapel zurückhalten, weder der Umstand, daß er seit zwanzig Jahren hier eingewohnt sei, noch seine Liebe zu Altertümern, noch das Klima, welches für seine Gesundheit sehr zuträglich sei. Er wollte dann den König Georg um seine Zurückberufung oder um seine Versetzung an irgendeinen andern, von mir selbst zu bezeichnenden Hof bitten.
    Ich machte eine sehr einfache Toilette. Ich versuchte keinen meiner Vorzüge geltend zu machen. Einer auf ihre Schönheit eifersüchtigen Königin darf man nicht dadurch den Hof machen wollen, daß man selbst allzu schön erscheint. Mein Stolz hatte mir schon mehr als einmal zugeflüstert, daß die Königin, weil sie nicht mehr in der Blüte der Jugend stand, meine Nähe wahrscheinlich fürchtete.Die Fenster von Lord Hamiltons Wohnung gingen auf die Gärten. Von diesen Fenstern aus konnte man die Königin hereinkommen sehen. Ich wußte, daß sie nach dem Frühstücke von zehn bis elf Uhr mit den jungen Prinzessinnen hier einen Spaziergang machte. Ein Viertel auf elf sah ich

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