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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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– und wenn es deren auch nur wenige gab, so konnte man doch in Neapel noch eine ziemliche Zahl zusammenbringen – daß noch vierzigtausend Mann in den Händen Macks und Damas' seien, daß Nascelli acht- bis zehntausend aus Toscana zuführen könne, daß die bewaffneten Banden, die beim Aufrufe des Königs entstanden waren und die im Lande umherschweiften, wenigstens fünfzehntausend Mann betragen würden. Alle diese vereinigten Kräfte bildeten eine Totalsumme von sechzig- bis fünfundsechzigtausend Mann, gestützt auf eine Stadt von fünfhunderttausend Einwohnern, und auf die dreifache Flotte der Engländer, Portugiesen und Neapolitaner.
    So war es augenscheinlich, daß in diesem Ozean von Menschen zehn- bis zwölftausend Franzosen verschlungen werden und verschwinden mußten. Dies alles aber beruhigte Karolinen nicht. Sie fühlte bei dem Widerwillen, den sie gegen die Neapolitaner empfand, daß diese sie haßten. Acton hatte ebenso wie sie das Gefühl dieses Hasses. Auf der andern Seite hatte sich die Furcht der Staatsinquisitoren vom ersten Augenblicke an bemächtigt. Castelcicala, Vanni, Guidobaldi wußten sich von geheimer Rache umgeben und verstärkten, indem sie um die Wette zitterten, die Fluchtpartei. Nelson, der in Sizilien für alles bürgte, haftete in Neapel für nichts. Aber wenn der König in Neapel blieb, so durfte niemand wagen, ihn zu verlassen. Deshalb mußte man den König dazu bestimmen, indem man ihn durch irgend ein furchtbares Schauspiel erschreckte, und sozusagen aus Neapel hinausjagte. Wenn in dem Ereignis, welches ich erzählen will, ein Verbrechen lag – worüber ich weiter nicht entscheiden will – so war dieses Verbrechen von der Königin und Acton beschlossen und ausgeführt.
    Ich habe bereits ein Wort von der Verlegenheit gesagt, die Ferrari verursachte, weil er dem König eine falsche Depesche überbrachte. Wenn der König nun in einem solchen Augenblicke auf irgend eine Weise erfuhr, daß er getäuscht worden war, so konnte sein Zorn ein furchtbarer werden. Nun aber war am Abend des 19. Dezember eine Depesche aus Wien gekommen, und die Königin, die stets auf der Lauer lag, hatte dieselbe aufgefangen. Diese Depesche hätte dem König, wenn sie bis zu diesem gekommen wäre,alles offenbart. Der Kaiser schrieb nämlich seinem Neffen, daß er, indem er vor der Zeit gehandelt, die Sache Europas verraten habe, und daß er verdiene, seinem Schicksale überlassen zu werden. Von diesem Augenblicke an war über Ferrari, der bis jetzt bloß gerichtet war, der Stab gebrochen und sein Tod bestimmt, den König zu schrecken. Ich wiederhole es, in dieser ganzen Sache spreche ich nur vom Hörensagen, und wenn ich mir geschworen hätte alles der strengsten Wahrheit gemäß zu gestehen, so würde ich diese Tat mit Stillschweigen übergehen, weil ich die Richtigkeit hier nicht so bestätigen kann, wie bei Sachen, bei denen ich selbst beteiligt gewesen bin. Ich glaube von einem gewissen Pasquale de Simone gesprochen zu haben, der im Solde der Königin stand und den man deshalb den Sbirren oder Häscher der Königin nannte. Er erhielt, sagte man, fünftausend Dukaten mit dem Befehle, einen Teil davon unter das Volk, besonders unter die Hafenarbeiter und Seeleute, zu verteilen. Es handelte sich darum, sich eines Mannes zu entledigen, den Pasquale de Simone dem Zorne des Volkes dadurch bezeichnen würde, daß er ihn einen Jakobiner nannte. Am 20. Dezember, gegen zehn Uhr abends, kam Ferrari aus dem Palais, um ein Billett des General-Kapitäns an Lord Nelson zu besorgen. Pasquale de Simone wartete auf ihn in der Nähe der Straße del Piliero, d. h. an der Ecke des Kai, dem Hafendamme gegenüber. Durch ein Zeichen gab er den Seeleuten zu verstehen, daß dies der Mann sei, von dem die Rede war. Die Seeleute antworteten durch ein anderes Zeichen, daß sie ihn verstanden hätten. Ferrari sprang ohne irgendwelches Mißtrauen vom Kai in ein Boot und befahl zweien der Seeleute, ihn an Bord von Nelsons Schiff zu bringen. Die Ruderer verlangten im voraus bezahlt zu werden.
    Ferrari gab ihnen vier Carlins. Es war dies gut bezahlt. Die Seeleute forderten einen Piaster. »Nehmt euch in acht, was ihr tut,« sagte Ferrari; »ich bin der Kurier des Königs.« – »Du?« antwortete einer der Seeleute, ermutigt durch ein Zeichen von Pasquale de Simone. »Wir kennen dich, du bist ein Jakobiner.«
    Kaum war das Wort gesprochen, so blitzten auch schon zwanzig Messer und der unglückliche Ferrari fiel, von Stichen

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