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indem der Admiral von neuem die Königin und mich grüßte, ging er rückwärts bis an die Tür, indem er mit erhabenem Zartgefühl die Würde seiner eigenen Person mit der Verehrung, die er der Majestät der Königin zollte, vereinbarte. Die Königin folgte ihm mit den Augen. »Dieser Beweis von Treue und Ehrfurcht rührt mich noch mehr um deinet- als um meinetwillen,« sagt sie zu mir; »aber es würde mir ebenso lieb gewesen sein, wenn der Admiral mir ihn gar nicht gegeben hätte.« Wir gingen wieder in das Zimmer zurück, wo wir Sir William und Lord Nelson gelassen hatten. Nelson schien ärgerlich zu sein, und da die Königin gar nicht von der Unterredung mit Caracciolo sprach und Nelson sie nicht fragen durfte, sagte er: »Madame, ich hoffe, Euer Majestät werden nicht vergessen, daß Sie sich zuerst an mich gewendet, und daß ich mich zuerst Ihnen zur Verfügung gestellt.« – »Seien Sie unbesorgt, lieber Admiral,« antwortete die Königin. – »Dann habe ich also Ihr Wort, Majestät,« sagte Nelson, »daß kein anderes Schiff, als das, welches ich kommandiere, die Ehre haben wird, Eure Majestät nach Sizilien zu bringen?« – »Sie haben es,« sagte die Königin, »aber dieses Wort bindet nur mich, Sir William und Mylady Hamilton. Was die Absichten des Königs sind, weiß ich nicht, und gedenke auch nicht, sie zu beeinflussen.« Nelson verneigte sich. »Eure Majestät wird mir also erlauben, demzufolge zu handeln?« – »Handeln Sie, und wirsind überzeugt, daß alles, was Sie tun werden, zu unserem Besten sein wird.«
»Ich bitte die Königin um Erlaubnis, zwei oder drei Briefe zu schreiben, von denen sie die Güte haben wird, Kenntnis zu nehmen,« sagte Lord Nelson. Ich machte auf einem Seitentische Feder, Tinte und Papier zurecht, und gab Mylord dann ein Zeichen, daß alles bereit sei. Nelson setzte sich an den Tisch, gab mir zu verstehen, daß ich die Zeilen, so wie sie aus seiner Feder flossen, lesen könnte, und schrieb folgende zwei Briefe:
»Ganz geheim.
Neapel, den 10. Dezember 1798.
Mein lieber Truebridge!
Die Dinge sind hier in einem sehr kritischen Zustande, und ich wünsche, daß Sie ohne Verzug zu mir stoßen, indem Sie die ›Terpsichore‹ in Livorno zurücklassen, um den Großherzog zurückzubringen. Diese Maßregel ist unumgänglich notwendig, und ich schicke Ihnen wahrscheinlich bald den Kommandanten Campbell, um diesen Dienst zu verrichten. Der König ist wieder zurück und alles geht sehr schlecht. Um Gottes willen, beeilen Sie sich! Nähern Sie sich Neapel mit der größten Vorsicht. Ich werde wahrscheinlich in Messina sein; erkundigen Sie sich aber auf alle Fälle, wenn Sie an den liparischen Inseln vorüberkommen, damit Sie wissen, ob wir in Palermo sind. Ermahnen Sie Gages, so heimlich wie möglich zu Werke zu gehen. Er möge an Wyndham schreiben und ihm die notwendigen Mitteilungen über die Lage, in der wir uns befinden, machen, damit er seinerseits mit der größten Verschwiegenheit handle. Alle vereinigen ihre Grüße mit den Ihres treuen Freundes
Horatio Nelson .«
Der zweite Brief war an Kapitän Ball gerichtet mit derselben Empfehlung: »Ganz geheim.
Mein lieber Ball!
Ich wünsche, daß Sie mir sogleich den ›Goliath‹ schicken und daß Sie Foley Befehl geben, außerhalb des Leuchtturmes vor Messina zu kreuzen, bis er weitere Nachrichten erhält. Es ist sehr möglich, daß er mich dort sieht, mich und andere . Die Lage dieses Landes ist höchst traurig, fast alle sind hier Verräter oder Memmen. Gott segne Sie! Halten Sie dies alles geheim, und sagen Sie Foley bloß, er solle sich Neapel nur mit der größten Vorsicht nähern. Ich habe nichts aus England erhalten. Ich bin hier mit der ›Alkmene‹ und den Portugiesen.
Das ganze Haus sagt Ihnen mit Ihrem Freunde tausend Grüße.
»Horatio Nelson.«
»Der Kutter ›Flora‹ ist verlorengegangen, und ich kann Ihnen nichts schicken. Können Sie den ›Incendiary‹ absenden? Nur aber keine neapolitanischen Schiffe! Sie sind alle Verräter in der Marine; in Summa: überall herrscht Treulosigkeit.«
Man sieht aus den Zeilen, die ich unterstrichen habe, den Haß der englischen Marine gegen die neapolitanische scharf hervortreten und die ersten Blitze von Nelsons Eifersucht gegen Caracciolo aufzucken, einer Eifersucht, die für letzteren so verderblich war. Nelson übergab mir diese beiden Briefe, die ich Sir William gab, damit er der Königin die Stellen, die ihr dunkel scheinen könnten, erkläre. Nelson schrieb
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