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gefunden. Was auch die Folge dieser Begegnung sein mochte, so ward ich dem Mr. Hawarden gegebenen Wort keinesfalls untreu.
Abends um fünf Uhr ließ Mr. Plowden eine Droschke holen, denn er fand es nicht geraten, mich mit einem Schmucke von diesem Werte allein durch die Straßen von London gehen zu lassen. Es war die entscheidende Stunde, und es fand in mir ein heftiger Kampf statt. Ich war nahe daran, Mr. Plowden zu bitten, mir die Versuchung zu ersparen, der Versucher war aber in meiner Seele und behielt die Oberhand. In Oxfordstreet Nr. 23 machte der Wagen Halt. Ich erkannte das Hotel mit dem Schweizer unter dem Tor und dem Garten im Hintergrund wieder. Der Schweizer zog mit jener wichtigen Miene, die er nie ablegte, die Klingel. Die Zofe erschien. Ich sagte, daß ich im Auftrag von Mr. Plowden käme, und ich hörte, daß bereits Befehl erteilt war, mich sofort vorzulassen. Miß Arabella befand sich in einem kleinen Boudoir mit himmelblauen Atlastapeten und in Gold und Weiß gemalter Decke. Sie trug ein reiches türkisches Frauenkostüm mit Zechinenkopfputz und ein goldgesticktes Mieder von kirschrotem Sammet, welches einen Teil der Brust sehen ließ; ihre nackten Füße staken in orientalischen Pantoffeln, welche kirschrot und mit Gold gestickt waren wie der Gürtel. So saß oder lag sie vielmehr auf schwellenden Polsterkissen. Sie befahl Mistreß Norton, ihrer Zofe, die Tür hinter mir zu schließen, und mich mit ihr allein zu lassen.
»Mylady,« sagte ich mit zitternder Stimme und ohne daß ich gewagt hätte die Augen zu ihr aufzuschlagen, »hier ist der Schmuck, den Sie bei Mr. Plowden ausgewählt, und die Rechnung, welche Sie verlangt. Mr. Plowden läßt Ihnen sagen, daß er die Rechnung nicht beigefügt haben würde, wenn Sie es nicht ausdrücklich verlangt hätten.« Sie unterbrach mich. »Also Sie sind es wirklich, Sie kleine Undankbare?« sagte sie. »Kommen Sie einmal her.« Die Schönheit hat auf mich stets eine unwiderstehliche Gewalt ausgeübt, und die Miß Arabellas war wirklich blendend zu nennen. Ich näherte mich ihr, kniete vor ihr nieder, wie ich vor der Göttin Venus zu der Zeit, wo die Götter auf Erden wandelten, getan haben würde, wenn ich ein junges Mädchen von Gnyda oder Paphos gewesen wäre. »O Mylady,« sagte ich ganz überwältigt, »Sie tun mir unrecht. Mein erster Besuch in London war bei Ihnen. Um Ihnen zu gehorchen, um Ihnen auf meinen Knienzu dienen, wie ich in diesem Augenblicke tue, war ich nach London gekommen. Man hat Ihnen jedenfalls auch meinen Namen zugestellt, aber ohne Zweifel haben Sie ihn selbst vergessen.« – »Kommen Sie her!« sagte Miß Arabella nochmals. Zugleich faßte sie mich bei der Hand, und ließ mich neben ihr auf dem Kissen Platz nehmen. »Sie sehen doch,« fuhr sie dann fort, »daß ich Sie nicht vergessen, denn ich habe Sie ja bis in den Kaufladen dieses abscheulichen Plowden verfolgt. Warum sind Sie aber nicht wieder einmal hierher zu mir gekommen?« Ich schlug die Augen nieder, denn ich stand im Begriff zu lügen. »Ich fürchtete, Sie wären noch nicht nach London zurück,« sagte ich. – »Aber warum haben Sie dann bei Mr. Hawarden verboten, daß man mir Ihre Adresse gebe?« – »O, das habe ich niemals verboten!« rief ich lebhaft. »Ohne Zweifel hat Mr. Hawarden –« Sie unterbrach mich und sagte: »Wahrscheinlich hat Mr. Hawarden Ihre Tugend schützen wollen, welche ohne Zweifel nach seiner Meinung bei mir gefährdet ist.« Ich schlug errötend die Augen nieder. »Sie verstehen noch nicht zu lügen,« sagte Miß Arabella. »Ich hatte dies buchstäblich erraten.« Sie klingelte und Mistreß Norton trat wieder ein.
»Hier,« sagte sie, indem sie ihr ein bereits zurechtgelegtes Paket Banknoten gab, »hier tragt dies zu Mr. Plowden und sagt, ihm, daß ich den Schmuck behalte, aber auch die Person, welche ihn mir überbracht hat.« – »Wie, Mylady,« rief ich, »Sie wollen –« »Wollen Sie mir vielleicht weiß machen, daß Sie sich nach Mr. Plowdens Kaufladen und Ihrem Beruf als Ladenmamsell zurücksehnen? Dies hieße meine Fertigkeit, in den Zügen der Menschen zu lesen, Lügen strafen. Hier,« setzte sie lachend hinzu, »hier können Sie ganz nach Belieben deklamieren; hier wird sich niemand beschweren, daß Sie zu laut träumen.« –«Wie, Sie wissen?« rief ich. – »Ich bin sehr neugierig, und Sie wissen, daß die Neugier der Erbfehler der schönen Frauen ist. Ich sage also, daß Sie hier ganz nach Ihrem Belieben deklamieren
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