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können, abgesehen davon, daß Sie so oft ins Theater gehen werden, als es Ihnen Vergnügen macht.« – »Wirklich, Mylady?« – »O, ich kann das sehr leicht tun. Ich habe eine Loge, aufs ganze Jahr, die fortwährend leer steht, und Sie können daher dieselbe nach Belieben benützen.« Dann drehte sie sich zu der Zofe herum und sagte: »Nun, worauf wartet Ihr noch, meine Liebe?« – »Ich wollte Ihnen bloß bemerklich machen, Mylady, daß Sie von fünf bis sechsUhr einen Besuch erwarten. Wenn ich nun selbst zu Mr. Plowden gehe, so kann, obschon dies gar nicht weit ist, die bewußte Person während dieser Zeit kommen und würde dann niemand finden, der sie bei Ihnen meldete.« – »Da habt Ihr recht, liebe Norton,« sagte Miß Arabella. »Schickt daher lieber Mr. Tom zu Mr. Plowden, und wenn jene Person kommt, so werdet Ihr sie bitten, einen Augenblick in dem Salon zu warten und mir dann Meldung machen. Jetzt geht.« – Mistreß Norton entfernte sich. »Nun wollen wir einmal diese Diamanten ansehen,« sagte Miß Arabella in gleichgültigem Tone. – Ich überreichte ihr das Etui, indem ich sagte: »Die Steine sind wahrhaft wunderschön.« – »Ach, ich habe deren schon so viel,« entgegnete Miß Arabella. »Georg sagte mir aber gestern, die Steine, welchen er den Vorzug gäbe, wären die Smaragden, und man muß schon etwas für die Leute tun, von welchen man – ha, das häßliche Wort, welches mir auf der Zunge schwebte, ich wollte sagen, von welchen man bezahlt wird, anstatt: von welchen man geliebt wird.« Ich sah die schöne Dame an. Eine Art kalter Schweiß trat mir auf die Stirne. Ich begann zu glauben, daß Mr. Hawarden recht gehabt habe, aber es war zu spät. »Helfen Sie mir diesen Schmuck anlegen,« sagte Arabella zu mir. Mit diesen Worten streckte sie mir den Hals, dann eins nach dem andern die Ohren und dann die Arme entgegen. War ich, indem ich aus dem Kaufladen des Strand in das Hotel von Oxfordstreet übersiedelte, höher oder tiefer gestiegen? Diese Frage war nicht leicht zu beantworten. In dem Kaufladen des Strand war ich die Dienerin des Publikums, in Oxfordstreet war ich Miß Arabellas Kammermädchen. Eben hatte ich ihr das zweite Armband angelegt, als Mistreß Norton wieder eintrat. »Er ist da,« sagte sie. – »Wo ist er?« – »In dem Salon.« – »Führt diese junge Dame in das Zimmer, welches auf den Garten geht. Sehet zu, daß es ihr an nichts gebreche und beauftragt Sarah, sie zu bedienen.« Mistreß Norton öffnete eine in dem Wandgetäfel angebrachte kleine Tür, und forderte mich auf, ihr zu folgen, während Miß Arabella sich erhob, einige Schritte in der Richtung des Salons tat und in ihrem süßesten Tone sagte: »Treten Sie ein, mein Prinz.«
9. Kapitel.
Meine Wohnung bestand aus drei hübschen kleinen Zimmern mit der Aussicht auf den Garten. Sie befanden sich in der Höhe eines gewöhnlichen Zwischenstocks. Das mittelste hatte einen Balkon, der in eine Art Terrasse auslief und von großen, grünen, dichtbelaubten Bäumen beschattet ward. Dieser Balkon war ganz von Efeu und wildem Wein überrankt und reichte rückwärts auch bis vor die Fenster der übrigen Zimmer. Der Anblick dieses Balkons machte mein Herz vor Freude hüpfen, denn er erinnerte mich an die Dekoration des zweiten Aktes in ›Romeo und Julia‹. Wenn ich um Mitternacht beim Scheine des Mondes in einem weißen Pudermantel auf diesem Balkon stand, so hielt nichts mich ab zu glauben, ich sei Julia. Es fehlte mir dann bloß noch ein Romeo. Kaum sah ich mich allein, so dachte ich an die neue Veränderung, die in meinem Leben vorgegangen war. Welchem Verhängnis ging ich entgegen?
Es war klar, daß ein stärkerer Wille als der meinige über meine Existenz verfügte, ohne mir die Macht zu lassen, ihm Widerstand zu leisten. – Zuerst entreißt die unerwartete Unterstützung des Lord Halifax mich meiner Unwissenheit, um mir einen Grad von Erziehung und Bildung zu geben, der mir mehr schädlich als nützlich ist. Dann wird diese Unterstützung mir plötzlich wieder entzogen, und der Zufall führt mich in eine gute, rechtschaffene Puritanerfamilie, wo ich mein Leben wenigstens für einige Zeit festgestellt glaube, als plötzlich die unvorhergesehene Begegnung mit Amy Strong neue Projekte in meinem Gemüt allerdings nicht erst erweckt, wohl aber mit solcher Kraft entwickelt, daß ich vergebens der Hand zu widerstehen suche, welche mich fortreißt, und ich gehe nach London, indem ich dem Rufe einer Person folge, die
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