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und vier Fregatten. Der Admiral Villeneuve sollte beim ersten günstigen Wind auslaufen, Nelson zu täuschen versuchen, oder, wenn er ihn nicht täuschte, ihm wenigstens entschlüpfen, die Meerenge von Gibraltar passieren, Cadix anlaufen, hier sich mit dem spanischen Admiral Gravina vereinigen, nach Martinique segeln, wohin ihm Missiessy schon vorausgegangen wäre und hier den Admiral Gantheaume erwarten. Dieser sollte seinerseits bei dem ersten Äquinoktialwinde, welcher die Engländer zwingen würde, sich von den Küsten zu entfernen, mit den einundzwanzig Schiffen, welche er unter seinen Befehlen hatte, Brest verlassen, im Vorüberfahrenan den Farörinseln eine anderweite französisch-spanische Flotte unter den Befehlen des Admirals Gourdon mitnehmen und nach dem allgemeinen Sammelplatze steuern. Die Vereinigung von fünf Admirälen und sechs Flotten hätte ungefähr fünfzig bis sechzig Schiffe gegeben, eine ungeheure Seemacht, deren Konzentration noch zu keiner Zeit und auf keinem Meere gesehen worden wäre. Nun hatte, wie ich bereits gesagt, der Admiral Villeneuve in der Nacht vom 30. zum 31. März, den Nordwestwind benützend, ebenso wie der Admiral Missiessy den Sturm benutzt hatte, mit elf Linienschiffen und sechs Fregatten den Hafen von Toulon verlassen. Durch ein Ragusisches Schiff von Nelsons Position unterrichtet, war er nach Carthagena gesteuert und hatte am 9. April die Meerenge passiert. Noch denselben Abend kam er in Sicht von Cadix und vereinigte sich mit dem Admiral Gravina. Gegen zwei Uhr morgens setzten die beiden vereinigten Geschwader ihren Weg weiter fort und am 11. waren sie, nachdem sie der Wachsamkeit des englischen Kreuzers entronnen, auf der hohen See. Nelson hatte alle diese Einzelheiten erst am 16. April erfahren. Gleich darauf hatten sich Westwinde erhoben, die ihn bis zum 30. im Mittelmeere zurückgehalten, und erst am 11. Mai, das heißt gerade einen Monat später als Villeneuve, war er seinerseits in die offene See gelangt. Drei Monate lang erschöpfte er sich in vergeblichen Hin- und Herfahrten und man kann sich denken, bis zu welchem Grade seine Wut gestiegen war. Endlich am 14. August kam er, nachdem er von seinen Schiffen diejenigen, die noch die hohe See halten konnten, in Cornwallis zurückgelassen, mit den andern, welche notwendiger Ausbesserungen bedurften, nach Portsmouth zurück, wo er am 18. desselben Monats vor Anker gegangen war. Ich befand mich damals mit Mistreß Bellington und Horatia in Southend. Sobald ich Nelsons Ankunft erfuhr, beeilte ich mich, nach Merton zurückzukehren, um ihn zu empfangen. Alle seine Freunde kamen ebenso herbeigeeilt, wie die meinigen.
Nun war jeder Tag ein Fest. Das Haus ward nicht leer und die Tafel zählte nie weniger als zwanzig bis fünfundzwanzig Kuverts. Ich führte bei diesen Festen und Diners den Vorsitz und wir, Nelson sowohl als ich, dachten gar nicht mehr daran, über unser vertrautes Verhältnis einen Schleier zu werfen. Im Gegenteile, jedes von uns war stolz darauf und Mylord stellte mir die Gäste vor, als ob ich wirklich Lady Nelson gewesen wäre. Schon am Tage nach seiner Ankunft fügte er in Gemäßheit derin seinen Briefen ausgesprochenen Absichten seinem Testament folgendes Kodizill zu Horatias Gunsten bei: »Ich vermache an Miß Horatia Nelson-Thompson, die am 13. Mai d. J. in dem Kirchspiel St. Marylebone durch den Pfarrer Benjamin Lawrence unter der Assistenz des Küsters John Willock getauft worden, und die ich als meine Adoptivtochter anerkenne, die Summe von viertausend Pfund Sterling, sechs Monate nach meinem Ableben oder, wenn es möglich ist, noch eher zahlbar, und ich ernenne meine teure Freundin Emma, verwitwete Lady Hamilton, zur alleinigen Vormünderin der genannten Horatia Nelson-Thompson. Bis diese das achtzehnte Lebensjahr zurückgelegt hat, sollen die Zinsen der viertausend Pfund Sterling für die Erziehung und den Unterhalt meiner Adoptivtochter an Lady Hamilton gezahlt werden. Ich wünsche, daß nur diese Horatias Erzieherin sei, denn ich bin überzeugt, daß sie ihr die Grundsätze der Tugend und Religion einflößen und ihr alle Eigenschaften, welche sie selbst in so hohem Grade besitzt, mitteilen wird, so daß sie einmal die würdige Gattin meines lieben Neffen Horatio Nelson werden kann, dem ich sie zur Frau bestimme, wenn er ihrer würdig ist, und wenn er nach Lady Hamiltons Ansicht verdient, einen solchen Juwel zu besitzen.« Diesmal rechnete Nelson wirklich darauf, nicht wieder zur See gehen zu
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