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für uns empfinden.«Jedesmal, wo ich einen dieser Briefe erhielt, gelobte ich mir feierlich, mich zu bessern. Es dauerte jedoch nicht lange, so stürzte ich mich wieder in neue Ausgaben, welche noch törichter und zweckloser waren als die früheren. Endlich sah Nelson ein, daß meine Unklugheit Horatias Zukunft gefährden könne und daß es notwendig sei, ihr ein unabhängiges Vermögen zu sichern, damit sie nicht später an den Folgen meiner Verschwendung zu leiden habe. Er schrieb mir aus diesem Anlaß im März 1804: »Nach meiner Rückkehr werde ich viertausend Pfund für Horatia deponieren, denn es ist nicht meine Absicht, daß sie mittellos dastehe, wenn wir sie allein und ohne Freunde in dieser Welt zurücklassen.« – Ich besaß ein mächtiges Mittel, um Nelson zu bewegen, sich in alle meine Wünsche zu fügen. Dasselbe bestand darin, daß ich ihn glauben machte, es bewürbe sich irgendein vornehmer Herr um meine Hand. Ganz besonders lenkte ich in dieser Beziehung seine Aufmerksamkeit auf den alten Herzog von Queensbury, der mir auf allen Tritten und Schritten folgte und mir den Hof mit einem Eifer machte, als ob er erst fünfundzwanzig Jahre zählte.
Man hat schon gesehen, daß Nelson, als er einen Brief von der Königin von Neapel erhielt, Anstoß daran genommen hatte, daß sie kein Wort von mir gesagt. Gegen das Ende seiner Fahrten im mittelländischen Meere, und als er sah, welches hartnäckige Schweigen Marie Karoline in bezug auf mich beobachtete, war er genötigt, etwas zuzugeben, was ich meinerseits schon lange geahnt, nämlich daß meine erhabene Freundin, trotz ihrer Beteuerungen ewiger Dankbarkeit an meiner Treue gegen sie und an die Dienste, welche ich ihr geleistet, mir nur ein sehr mäßiges Andenken bewahrt hatte. Er beschloß nun offen mit der Sprache gegen sie herauszugehen, sie von meiner pekuniären Stellung zu unterrichten, und ihr vorstellig zu machen, daß ich bei meinem Hang zur Verschwendung ihres Beistandes und ihrer Unterstützung bedürfe. Die Königin antwortete dann aber allemal sehr kalt oder ausweichend, oder indem sie sich mit der Verwirrung entschuldigte, in welcher sich ihre eigenen Finanzen befänden. Nelson teilte mir, höchst entrüstet darüber, seine Bemerkungen über die Handlungsweise und den Charakter der Königin mit, und ich, da ich nun keine Rücksicht mehr gegen diese treulose Freundin zu nehmen hatte, rächte mich dadurch, daß ich die ziemlich skandalöse Geschichte ihrer Liebschaften erzählte, ohne zu bedenken, daß ich, wenn ich sie gleichzeitig mit Sappho und Messalina verglich, auch aufmich selbst einen Teil der Schande lud, womit ich sie bedecken wollte. Zu jener Zeit bekam ich auch einen peinlichen, höchst ärgerlichen Streit mit Lord Greenville wegen Sir Williams Testament. Lord Greenville hoffte, daß ich mich scheuen würde, ein öffentliches Ärgernis zu geben; als er aber sah, daß ich bereit war, es auf einen Prozeß ankommen zu lassen, schlug er ein Arrangement vor, welches Nelson mich anzunehmen zwang, obschon es zu meinem Nachteil war. Ich verlor von dieser Seite drei- bis viertausend Franks Renten und dabei blieb es. Nelson war mittlerweile nicht mehr auf der Kreuzfahrt vor Toulon, sondern in der Verfolgung der französischen Flotte begriffen, welche ihm zwischen den Händen durchgeschlüpft war. Sie hatte unter den Befehlen des Admirals von Villeneuve Toulon verlassen, um bei Ausführung eines von Napoleon entworfenen weitreichenden Planes mitzuwirken, denn aus Bonaparte war Napoleon, und aus dem ersten Konsul der Kaiser geworden. Dieser Plan, der nur durch von dem Willen der Menschen unabhängige Umstände vereitelt ward, war folgender: Napoleon hatte sein Projekt, eine Landung in England zu versuchen, keineswegs aufgegeben, sondern beschlossen, sämtliche französische Flotten aus den Häfen, wo sie von britischen Kreuzern beobachtet wurden, herauszuziehen, sie dann nach Ostindien zu schicken, auf diese Weise die Engländer nach den Antillen zu locken und dann plötzlich mit einer Streitmacht, welche jedem englischen Geschwader, auf das man stoßen könnte, überlegen wäre, in die europäischen Meere zurückzukehren. Der allgemeine Sammelplatz der Franzosen war die Insel Martinique.
Am 11. Januar hatte der General Missiessy mitten in einem furchtbaren Sturm Rochefort verlassen, die Durchfahrt passiert und auf diese Weise die hohe See erreicht, ohne von den Engländern bemerkt zu werden. Sein Geschwader bestand aus fünf Linienschiffen
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