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Leiche im Zwischendecke unter der Obhut einer Schildwache. Plötzlich aber sprang der Deckel der Tonne mit einem Getöse, welches dem eines Musketenschusses glich, auf. Die Ursache war der Druck der Gase, die sich aus der Leiche entwickelt hatten. Man schloß die Tonne wieder, brachte aber, um einer Wiederholung dieser Explosion vorzubeugen, eine Öffnung im Deckel an. Als man in Gibraltar ankam, ersetzte man den Rum durch Weingeist. Am Nachmittag des 3. November lichtete die »Victory« den Anker, verließ die Bai von Gibraltar, passierte die Meerenge und fand vor Cadix das Geschwader unter dem Kommando des Admirals Collingwood wieder. Noch denselben Abend setzte das Trauerschiff seinen Weg nach England weiter fort und kam nach einer Fahrt von beinahe fünf Wochen in Epithead an. Die Nachricht von der gewonnenen Schlacht und von Nelsons Tod war jedoch in London schon seit dem 7. November bekannt. Ich erfuhr sie ganz einfach durch einen Brief von Nelsons Bruder, welcher, ohne Zweifel bloß mit dem Gedanken beschäftigt, daß er infolge dieses Todesfalls nun Lord und Pair ward, nicht Zeit fand, mich mündlich zu benachrichtigen. Ich befand mich in meinem Haus in London, alsich diese Kunde erhielt. Der Doktor Nelson sagte mir nicht, aus welcher Quelle er sie hatte und ich zweifelte daher noch. Ich nahm Horatia in meine Arme, ich ließ den Wagen anspannen und fuhr sofort nach der Admiralität. Ich brauchte aber nicht einmal erst hineinzugehen, um die Überzeugung zu gewinnen, daß die Nachricht in völliger Wahrheit beruhte. Alle Welt kannte bereits den Sieg sowohl als auch den Preis, um welchen er erkauft worden war.
Am 4. Dezember, am Vorabende des zum Dankgottesdienste bestimmten Tages, kam die »Victory« in St. Helens an und entfaltete zum Zeichen der Trauer Nelsons Fahne auf halber Masthöhe. Sämtliche in Spithead liegenden Schiffe senkten sofort ihre Flaggen in derselben Weise. Denselben Tag sendete der wackere Kapitän Hardy in treuer Vollstreckung der ihm von Nelson erteilten Instruktionen einen Kurier, der mir den an mich adressierten Briefs sowie den an Horatia gerichteten zustellte. In einem besonderen Briefe schrieb mir der Kapitän, er habe mir vielerlei besondere Mitteilungen zu machen und eine Menge Kostbarkeiten zu übergeben, könne aber sein Schiff nicht verlassen. Deshalb forderte er mich auf, Postpferde zu nehmen und nach St. Helens zu kommen; wo er mit mir konferieren könne. Ich reiste sofort ab und langte am 5. morgens an. Der vortreffliche Freund kam nun ans Land und brachte den ganzen Tag bei mir zu. Als ich ihm hierauf den Wunsch zu erkennen gab, Mr. Scott, den Kaplan, und Mr. Beatty, den Arzt, zu sehen, ließ er dieselben holen und ich berauschte mich m meinem Schmerze, indem ich von ihnen Nelsons letzte Augenblicke in allen ihren Einzelheiten schildern hörte. Am nächstfolgenden Tage gab mir Kapitän Hardy einen guten Rat. Dieser bestand darin, daß ich sämtliche Gegenstände, welche Nelson gehört und die er mir vermacht, an einen sichern Ort bringen sollte, damit nicht etwa seine Familie sich derselben bemächtige und ein skandalöser Prozeß dadurch veranlaßt würde. Ich befolgte diesen Rat und mietete gleich in Spithead ein kleines Zimmer, wohin ich alle Gegenstände bringen ließ, welche Eigentum meines Helden gewesen waren. Drei Tage vergingen mit diesem frommen Werke und gewährten mir den größten Trost, denn jeden Augenblick traten mir bei dem Anblicke irgendeines neuen Liebesbeweises, welchen Nelson mir gegeben, die Tränen, die mich erstickt hätten, in die Augen und gewährten mir die einzige Herzenserleichterung, die es für mich geben konnte. Sonnabend, am 15. Dezember, ward Nelsons Leiche in den Sarg gelegt, welchen ihm früher der KapitänBaron Hallowell geschenkt, und der, wie man sich erinnern wird, aus dem Maste des französischen Schiffes, der »Orient« gehauen und dann unter einen von Flaggen gebildeten Baldachin gestellt worden war. Mr. Tyson, ehemaliger Sekretär des Admirals, Mr. Nayber, Mr. York Herald und Mr. Wilby waren von der Admiralität beauftragt, die Leiche in Empfang zu nehmen, welche in einer Yacht von dem »Victory« hinweggeführt und nach dem Hospitale von Greenwich gebracht werden sollte. Die Begräbnisfeierlichkeiten waren auf den 6. Februar festgesetzt. Man hatte bestimmt, daß der Sarg in der St. Paulskirche beigesetzt würde, welche, zur künftigen Gruft von Helden und Staatsmännern bestimmt, durch Nelson zum Pantheon Englands eingeweiht
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