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ward. Man erlaube mir, nicht länger bei Schilderungen meines Unglücks zu verweilen. Anfangs glaubte ich, dasselbe werde ewigen Schmerz zur Folge haben. Ich ließ mir Trauerkleider fertigen und nahm mir vor, nie andere zu tragen. Eines der Zimmer in Merton widmete ich den geheiligten Reliquien, in deren Besitz ich durch Kapitän Hardys frommen Gehorsam gelangt war. Ein Jahr lang blieb ich auf diese Weise fern von der Welt und lebte mit meiner Horatia allein. Ich hatte die menschliche Schwäche ebensowenig in Anschlag gebracht, als die weibliche Beweglichkeit. – –
Der noch übrige Teil meines Lebens ist weiter nichts als eine Reihenfolge von Fehltritten, Ausschweifungen und Verirrungen, die mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Von dem Augenblicke an, wo ich nicht mehr Sir Williams Gattin, von dem Augenblicke an, wo ich nicht mehr Nelsons Geliebte, ja sogar von dem Augenblicke an, wo ich nicht mehr die Freundin der Königin Karoline war, ward ich ganz einfach wieder Emma Lyonna, das heißt eine reichgewordene Kurtisane, welche sich vielleicht wenigstens die Achtung, die man dem Reichtume zu zollen pflegt, hätte bewahren können, wenn sie ihr Vermögen zusammenzuhalten verstanden hätte. Einen Begriff von dem Maße meiner Erniedrigung erhielt ich gleich anfangs durch die Weigerung Englands und des Königs, Nelsons Testament anzuerkennen. Er hatte mich dem König und dem Lande vermacht. Hätten nun das Land und der König in irgendeiner Weise das Testament des Mannes, der ihnen sein Leben geopfert, berücksichtigt, so würden sie mich in meinen eigenen Augen höher gestellt haben. Hätten sie aber auch nur, indem sie mich zurückstießen, wenigstens meine arme Horatia aufgenommen und anerkannt, so wäre dies für mich, indem ich meine Tochter geehrt sah,eine Nötigung gewesen, ebenfalls ehrenwert zu bleiben, denn das Unglück, mich zur Mutter zu haben, mußte nach meiner Ansicht wenigstens durch die Ehre aufgewogen werden, Nelson, das heißt den ersten Seemann nicht bloß seines Jahrhunderts, sondern vielleicht auch aller Zeiten, zum Vater gehabt zu haben. Aber dies war nicht der Fall. Man überhäufte mich und mein Kind mit Verachtung, und dadurch, daß ich mich verachtet fühlte, ward ich auch wieder verächtlich. Während ich mich aber in den letzten Jahren meines Lebens wieder in jenen Strudel von Torheiten, Verirrungen und Ausschweifungen stürzte, womit ich meine Existenz begonnen, hielt ich wenigstens meine Horatia von mir entfernt, damit keiner meiner Fehler auf sie zurückwirken möchte. Ich legte die viertausend Pfund Sterling, welche ihr Vater ihr vermacht, auf ihren Namen sicher an, und diese Rente von fünftausend Franks diente zur Bestreitung der Kosten ihres Lebensunterhaltes und ihrer Erziehung. Die ausführliche Schilderung der Ereignisse, welche mich vom Luxus zum Mangel, vom Reichtum zur Armut führten, würde allzulang sein und kein Interesse darbieten.
Ich habe meine Abende in Palermo und die Leidenschaft erzählt, welche ich dort für das Spiel faßte. Diese Leidenschaft ward immer mächtiger in mir. An ein verschwenderisches Leben gewöhnt, verstand ich nicht, meine Ausgaben nach meinen Einkünften zu bemessen, und zwei Jahre nach Nelsons Tod sah ich mich in solcher Geldverlegenheit, daß ich mich genötigt fand, Merton Place zu verlassen, welches nun an die Meistbietenden verkauft ward. Glücklicherweise hatte ich den alten Herzog von Queensbury, von welchem ich schon gesprochen, zum Freunde. Er nahm mich in eines seiner möblierten Häuser zu Richmond auf und gab mir anstatt meiner verkauften Wagen und Pferde eine andere Equipage. Seine Geschenke setzten mich in den Stand, gut und sorgenfrei zu leben bis zur Stunde seines Todes, der gegen das Ende des Jahres 1810 erfolgte. Seine Güte für mich erstreckte sich auch noch über das Grab hinaus, denn er vermachte mir in seinem Testamente eine Summe von tausend Pfund Sterling und außerdem einjährliche Rente von fünfhundert. Leider aber hatte er sich für reicher gehalten, als er wirklich war, und seine Vermächtnisse hatten sein eigentliches Vermögen bedeutend überschritten. Die Folge hiervon war, daß das Tribunal das Testament für null und nichtig erklärte und ich auf diese Weise der Wohltaten, die mein alter Freund mir zu erzeigen beabsichtigt, verlustig ging. DieseEnttäuschung war um so schmerzlicher für mich, als ich auf diese Erbschaft fest gerechnet und mich in Ausgaben gestürzt hatte, die ich davon zu bestreiten gedacht.
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