Tochter Der Traumdiebe
gefunden, wo sie die Waffen zurückgelassen hatte.
Sie sah mich an und erkannte, dass Elric verschwunden war.
Sie rannte zum alten Treppenhaus. »Vater!«
Sie war die Treppe hinaufgerannt, bevor ich auch nur die Tür erreicht hatte. Ich wollte sie zurückrufen, doch sie ignorierte es oder hörte mich nicht mehr.
Ich eilte die Treppe hinauf, aber irgendetwas bremste meine Schritte, als ich die oberste Ebene des Turms und den schmalen Flur erreichte, der aufs Dach führte. Beinahe widerwillig ging ich weiter und sah zur Brüstung hinaus, wo Elric und seine Tochter in inniger Umarmung standen.
Hinter ihm murmelten und stampften die Drachen, die darauf brannten, sich wieder in die Lüfte zu erheben. Doch Elric zögerte noch. Als er den Kopf hob, sah ich, dass seine kummervollen Augen weinten.
Ich sah ihn einen sanften Kuss auf die Stirn seiner Tochter setzen. Dann ging er zur ungeduldigen Schwarzmaul und kratzte das große Tier unter den Schuppen. Mit einer raschen, anmutigen Bewegung stieg er in den Sattel und rief seine Drachenschwestern mit musikalischer Stimme.
Ein lautes Knallen der Flügel - und die beiden großen Reptilien schwangen sich den Abendhimmel hinauf. Ich sah die dunklen Gestalten vor der großen roten Scheibe der untergehenden Sonne kreisen.
Sie legten sich schräg, flogen in einer Kurve dem Abenddunkel entgegen und waren verschwunden.
Oona drehte sich um. Ihre Augen waren trocken, die Stimme ungewöhnlich leise. »Ich kann ihn jederzeit sehen, wenn ich will«, sagte sie. Sie hatte etwas in der Hand. Einen kleinen Talisman.
»In seinen Träumen?«, fragte ich.
Sie starrte mich lange an.
Dann folgte ich ihr nach drinnen.
Epilog
Der Rest der Geschichte ist in der Öffentlichkeit bereits bekannt. Natürlich blieben Oona und ich nicht in Deutschland. Uns drohte die Verhaftung und wir wussten genau, was mit uns geschehen würde, wenn man uns verhaftete. Prinz Lobkowitz half uns, nach Schweden zu fliehen und von dort aus nach London zu reisen. Auch nachdem ich geholfen hatte, die Luftflotte meines Heimatlandes zu zerstören und Hitlers Niederlage einzuleiten, setzte ich den Krieg gegen die Nazis fort. Eine Weile war ich als Sprecher bei der BBC, und als die Alliierten nach Deutschland und Österreich einrückten, half ich bei einer psychiatrischen Einheit des Roten Kreuzes als Dolmetscher. Selbst ich, obwohl ich die Brutalität der Nazis am eigenen Leibe erfahren hatte, konnte die Szenen, die wir dort jeden Tag sahen, kaum ertragen.
Von Lobkowitz, der mit den Kriegsverbrecherprozessen zu tun hatte, hörte ich nicht mehr viel, von Bastable überhaupt nichts. Oona ging nach Washington, als die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten, und schloss sich einer Spezialeinheit an.
Bevor die Russen es übernahmen, konnte ich noch einmal Bek besuchen. Die Rote Armee hatte dort ihre Offiziere einquartiert. Sogar sie machten erfreute Bemerkungen über die friedliche Atmosphäre des alten Ortes. Ich musste ihnen zustimmen. Auch wenn seine Geschichte alles andere als friedlich verlaufen war, das Haus strahlte gut anderthalb Kilometer weit auf dem alten Anwesen derer von Bek einen tiefen Frieden aus. Als ich hörte, dass die örtlichen Behörden das Haus in ein Sanatorium für Geistesgestörte umwandelten, freute ich mich.
Nachdem die Mauer endlich gefallen war, konnte ich mein altes Heim wieder für mich beanspruchen, doch ich gab meine Erlaubnis, dass man es in seiner letzten Funktion beließ und bat nur darum, einige Räume im alten Teil des Hauses, die Waffenkammer und den Turm, beziehen zu dürfen. Hier studiere ich still und im sicheren Wissen, dass ich eines Tages einen Hinweis auf die derzeitige Inkarnation des Grals bekommen werde. Es besteht kein Zweifel daran, dass er sich auf Bek befindet. Hier scheinen alle Wunden zu heilen - und das ist alles, was uns aus der Zeit der Nazis geblieben ist.
Im Mai 1941 wurde klar, dass es der Luftwaffe nicht gelingen würde, Großbritannien zu besiegen. Verstört darüber, dass Hitler die Sowjetunion angriff, ohne sich um ein Bündnis mit den matürlichen Waffenbrüdern bemüht zu haben, flog Rudolf Hess allein nach Schottland. Er sprang mit dem Fallschirm aus seiner Messerschmitt ab und landete wohlbehalten. Ein paar Stunden verbrachte er auf Castle Auchy, dem Familiensitz des McBegg-Clans, der in dieser Gegend einen ausnehmend schlechten Ruf genoss. Dann machte er sich auf, um den Marquis von Clydesdale zu finden, den er fälschlicherweise für einen
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