Tochter des Glücks - Roman
Ich weiß genau, was ich alles hätte und nicht hätte tun sollen, aber diese Worte sind mir einfach herausgerutscht, denn es ist nicht hinnehmbar, was Joy vorhat. In den vergangenen paar Tagen – nein, schon in den vergangenen Monaten – habe ich mich sehr bemüht, im Gespräch mit meiner Tochter aufmerksam und wachsam zu sein, damit ich ihre Gefühle nicht verletze und sie nicht verscheuche. Gerade eben wollte ich sie mit Fragen dazu bringen, ihren Fehler selbst zu erkennen. Ich hätte niemals durchblicken lassen dürfen, was ich wirklich dachte oder fühlte. Wie alle Mütter musste ich meine Trauer, meine Wut und meinen Kummer verbergen, aber was ich dachte – dass sie (genau wie ihre Mutter) schwanger geworden war –, das entschlüpfte mir einfach so.
»Natürlich bin ich nicht schwanger«, sagt Joy mit blitzenden Augen. »Wie auch? Wir sind erst seit einer Woche hier.«
»Eine Frau merkt das …«
»Ich habe aber nichts dergleichen gemacht!«
Na, immerhin , denke ich, spreche es jedoch nicht aus. Stattdessen frage ich sie: »Aber gleich heiraten, Joy? Wieso?«
»Weil wir uns lieben.«
Sie liebt ihn wirklich. Das sehe ich in ihren Augen. Ich höre es in ihrer Stimme. Ja, ich wusste es, seit sie in Shanghai zum ersten Mal Taos Namen ausgesprochen hat. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass diese Ehe eine gute Idee ist. Mein Leben war voll von schlechten Entscheidungen, und ich habe zu lange mit den Folgen gelebt. Ich kann nicht noch mehr Leid ertragen, und ich brenne vor Scham, weil ich als Mutter versagt habe. Ich hole tief Luft, in der Hoffnung, ein Engel setzt sich auf meine Schulter und macht aus mir die Mutter, die ich sein sollte. Z. G. ist keine Hilfe, so viel ist klar. Man kann das wohl auch nicht erwarten. Ja, es war schön, dass er in dem Zimmer neben meinem geschlafen hat. Es tat mir gut, seine Schritte zu hören, sein Pfeifen, wenn er dachte, niemand hört zu, seine tiefen Seufzer, wenn er sich die Kleider abstreifte und zu Boden fallen ließ, und wenn er rülpste und andere Männergeräusche machte. Aber ich weiß, ein Hase wird nie sein Letztes für dich geben, dich verteidigen oder für dich kämpfen. Darüber hinaus hat Z. G. nicht die leiseste Ahnung, was es bedeutet, ein Kind zu haben. Was würde Sam zu Joy sagen?
Ich räuspere mich. »Dein Vater glaubte an perfektes Zusammenpassen«, beginne ich. »Auch meine Mutter hielt viel davon. Genau wie Yen-yen und Großvater Louie. Dein Vater und ich waren sehr glücklich, obwohl ein Ochse und ein Drache keine perfekte Kombination darstellen. Trotzdem haben Drache und Ochse großen Respekt voreinander. Sie arbeiten gemeinsam, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Selbst ich als Drache könnte mich niemals über die Ehrenhaftigkeit eines Ochsen beklagen. Du bist ein Tiger. Du hast nie erwähnt, was Tao für ein Sternzeichen ist.«
»Er ist ein Hund«, antwortet Joy.
»Natürlich«, gebe ich zurück. »Der Hund ist das liebenswerteste Sternzeichen.« Joy lächelt. Aber sie sollte mich nicht unterschätzen, ich bin nämlich noch nicht fertig. »Ein Hund kann eine lächelnde Miene aufsetzen, aber von Natur aus ist er pessimistisch. Geld ist ihm nicht wichtig …«
»Mir auch nicht«, ruft Joy.
»Ein Hund kann gewalttätig werden …«
»Aber doch nicht Tao …«
»Ist er ein Hund, dem man vertrauen und den man lieben kann, oder wird er dich beißen? Ist er ein fauler Hund, der gerne am Ofen liegt und nichts tut?«
»Du zählst nur die negativen Eigenschaften auf«, sagt Joy. »Das machst du, weil du ein Drache bist. Kein Hund wird sich je deiner Selbstgefälligkeit beugen.«
»Deine Tante May würde sagen, dass Hund und Tiger immer impulsiv reagieren …«
»Tante May ist ein Schaf«, unterbricht mich Joy. »Tao ist viel zu praktisch veranlagt, um sich so eigennützigen Gedanken wie sie hinzugeben.« Sie wirkt verzweifelt, als sie sich an Z. G. wendet und versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen. »Sag ihr, dass Hund und Tiger zu den bestmöglichen Kombinationen gehören. Wir glauben an starke Verbindungen zu anderen Menschen. Das bedeutet, wir teilen die Liebe zu den Massen und zu dem, was hier in der Kommune geschieht.«
»Ja, euch beide motiviert der Idealismus«, stimmt Z. G. ihr zu. »Das ist eine wichtige Eigenschaft eurer beiden Sternzeichen.«
Herrgott, Männer – Väter – können wirklich weich und sentimental werden.
»Schön und gut, doch das ist keine gute Idee«, sage ich zu ihm. »Das weißt du auch. Du hast gerade gesagt,
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