Tochter des Glücks - Roman
Jedes der dreizehn Dörfer der Kommune hat uns etwa dreißig Helfer geschickt. Jedes Mitglied unseres Teams wird in sieben Tagen ungefähr zwanzig Plakate malen müssen. Und bis auf ein paar Leute, die ich vom letzten Sommer wiedererkenne, hatten die meisten unserer Helfer keinen Malunterricht, und fast keiner von ihnen kann lesen und schreiben.
Z. G. hängt das Musterplakat an die Wand des Betonsteingebäudes. Ich verteile Papier, Pinsel und Farbe. Die Dorfbewohner tun ihr Bestes, das Bild auf dem Musterplakat zu kopieren, und wenn sie fertig sind, schreibe ich den Zweizeiler darauf. Wir arbeiten bis elf Uhr, dann machen wir Frühstückspause in der Kantine, dem größten der aus Maisstauden errichteten Gebäude, das einen großen Teil des gerodeten Grundstücks einnimmt. Wir bekommen eine reichhaltige, sättigende Mahlzeit – Haferbrei, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen und eine herzhafte Suppe. Dann treten wir wieder hinaus, in die schlimmste Hitze des Tages. Trotzdem arbeiten wir, so hart und so schnell wir können. Wir feuern einander an. Wir lachen. Wir tragen unseren Teil bei, so gut wir können. Um drei machen wir Mittagspause. Wir sitzen auf langen Bänken im gesprenkelten Schatten, den das Dach aus getrockneten Maisstauden wirft. Danach arbeiten wir weiter, bis die Militärmusik aus den Bäumen verkündet, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen.
Ich sammle die Plakate ein und reiche sie Z. G. Er sieht sie durch und bemerkt trocken: »Eine Rekordernte mit solchen Arbeiten ist nichts anderes als eine Ernte von missgebildeten Bäumen und hässlichem Unkraut in einem Garten, in dem keine einzige wertvolle Pflanze oder schöne Blume wächst.« Was soll ich dazu sagen? Er hat recht.
Ich gehe zum Hofhaus, um meine Mutter zum Essen abzuholen. Da sie lieber bei Yong bleiben möchte, kehre ich wieder zum Zentrum der Kommune zurück und setze mich zu den anderen in die Kantine. Familien sollen sich beim Essen aufteilen. Es gibt Tische nur für Kinder. Frauen sitzen mit Frauen zusammen. Auch junge Männer bilden gerne eine Gruppe. Manche essen gemeinsam mit ihrer Arbeitseinheit – die Leute, die den Reis säen, ihn schälen und ihn verpacken, dann diejenigen, die den Tee pflanzen, ihn pflücken und ihn trocknen, die Frauen, die den Kindergarten betreiben, die Metzger, die Tierzüchter, die Schneider und Schuhmacher und die Künstler wie wir. Die Luft ist erfüllt von den Klängen eines guten gemeinsamen Mahls – Geplauder, Lachen, Geschnatter. Wieder gibt es reichlich zu essen – Ochsenschwanzsuppe, gepökeltes Schweinefleisch mit Gemüse, eingelegte Bambussprossen und große Behälter mit gedämpftem Reis auf jedem Tisch. Als Nachspeise gibt es Wassermelone. Nach dem Essen packen wir etwas zum Mitnehmen für meine Mutter und Yong ein, dann gehen Tao, Kumei, Z. G. und ich zurück zum Hofhaus.
»Warum schlafen deine Mutter und dein Vater nicht im selben Zimmer?« flüstert Kumei, während Z. G. vor uns hergeht. »Macht man es anders in den Städten?«
Auch Tao sieht mich neugierig an. Wie viele Leute in der Kommune wissen wohl über die Bettenverteilung zwischen meiner Mutter und Z. G. Bescheid, nach nur einer Nacht? Warum haben wir nicht vor unserer Ankunft darüber nachgedacht? Alle müssen davon ausgehen, dass meine Mutter und Z. G. verheiratet sind. Ich muss eine Erklärung dafür liefern und Kumeis Frage so beantworten, dass nicht nur sie, sondern alle in der Kommune zufriedengestellt sind. Dass sie zu alt sind, kann ich nicht sagen, denn Taos Eltern zeugen immer noch Kinder.
»Der Vorsitzende Mao hat in manchen Kommunen darum gebeten, dass Männer und Frauen in unterschiedlichen Zimmern schlafen«, antworte ich leichthin. Das ist wahr, aber es hat rein gar nichts damit zu tun, weshalb meine Mutter und Z. G. in getrennten Räumen untergebracht sind.
»Ich hoffe nur, dass diese Vorschrift hier nie eingeführt wird«, sagt Tao so traurig, dass Kumei zu kichern anfängt.
Z. G. wartet am Eingangstor des Hofhauses auf uns. Tao winkt uns zum Abschied und geht dann den Hügel hinauf zu sich nach Hause. Ich bin müde, aber glücklich. Als wir uns der Küche nähern, hören wir Yong und meine Mutter verschwörerisch lachen.
»Der Mann ist ein kleiner Rettich – eine unbedeutende Person«, hören wir meine Mutter sagen. »Der und Brigadeführer! Wie lächerlich. Was soll der denn anführen?«
Ich muss meiner Mutter sagen, dass sie vorsichtiger sein soll. Brigadeführer Lai wohnt auch hier im Hofhaus, und der
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