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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Möglichkeit, die mir einfällt, um das zu bewerkstelligen, wird scheitern.
    Nachdem ich dem Postboten meinen Brief gegeben habe, gehe ich zurück ins Gründrachendorf. Ein neues Begrüßungsschild wurde am Wegrand aufgestellt:
    1.ALLE TOTEN MÜSSEN BEGRABEN WERDEN .
    2. ALLE LEICHEN MÜSSEN MINDESTENS EINEN METER TIEF VERGRABEN WERDEN , UND DARÜBER IST GETREIDE ZU PFLANZEN . ABERGLÄUBISCHE TRADITIONEN WERDEN NICHT GEDULDET .
    3. NIEMAND DARF WEINEN ODER JAMMERN .
    4. NIEMAND DARF BETTELN , HORTEN ODER STEHLEN .
    5. ALLE VERLETZUNGEN DIESER REGELN WERDEN DURCH SCHLÄGE BESTRAFT , DURCH VERLUST DES PRIVILEGS , IN DER KANTINE ZU ESSEN , ODER MIT SOFORTIGER UMERZIEHUNG DURCH ARBEIT .

P EARL
    Ein tapferes Herz
    W o wurdest du geboren, Genossin?«, fragt Inspektor Wu wieder.
    »Im Dorf Yin Bo in der Provinz Kwangtung«, antworte ich.
    »Leben dort noch Verwandte? Wie heißen sie?«
    »Ich bin mit jedem im Dorf verwandt, aber als ich von dort fortkam, war ich drei Jahre alt. Ich erinnere mich an niemanden.«
    Nachdem wir uns neunundzwanzig Monate lang immer wieder getroffen haben, würde ich zwar nicht behaupten, dass Inspektor Wu und ich Freunde sind, doch wir kommen ganz gut miteinander aus.
    »Sind diese Verwandten Arbeiter, Bauern oder Soldaten?«
    »Ich vermute, Bauern, aber ich weiß es wirklich nicht.«
    »Kommen wir auf deine Tochter zu sprechen. Ist sie immer noch in der Volkskommune Löwenzahn Nummer acht?«
    »Ja. Wie du weißt, habe ich mittlerweile von ihr gehört. Ich habe jetzt eine Enkeltochter. Sie ist zehn Wochen alt. Ich würde sie gerne besuchen …«
    »Erzähl mir von deiner Familie in Amerika.«
    »Ich habe eine Schwester. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen.«
    Und so geht es weiter. Exakt dieselben Fragen.
    Nach zwei Stunden darf ich gehen. Die Februarluft ist schneidend kalt. Ich ziehe meine Mütze herunter und den Schal hoch. Als ich nach Hause komme, ist Gezänk aus der Küche zu hören. Ich werfe einen Blick in den Salon. Dun sitzt dort und liest ein Buch. Er trägt einen kaffeebraunen Pullover und eine weite braune Hose. Er hat abgenommen; das haben wir alle. Als er mich sieht, lächelt er.
    »Ich habe etwas für dich«, sagt er.
    Ich sehe mich um, vergewissere mich, dass mich niemand bemerkt, dann schlüpfe ich in den Salon. Dun langt hinunter auf die andere Seite seines Sessels und holt einen rosafarbenen Blumenstrauß hervor.
    Ich knie mich neben seinen Sessel und küsse ihn auf die Wange. »Danke, aber wo hast du die denn her?«
    Mittlerweile ist es gesetzlich verboten, etwas privat zu verkaufen. Nicht autorisierte Händler kommen ins Gefängnis. All das Singen und Trillern der Straßenhändler, das ich sonst immer hörte, ist verstummt.
    »Es gibt durchaus Möglichkeiten, etwas zu kaufen«, sagt er, »wenn man weiß, wo man suchen muss.«
    »Ich möchte nicht, dass du in Schwierigkeiten kommst.«
    »Keine Sorge«, sagt Dun. »Freu dich einfach daran.«
    Aber ich mache mir trotzdem Sorgen.
    »Besuchen wir heute Abend Madame Hu?«, fragt Dun. »Ich habe auch für sie Blumen gekauft. Es sind die ersten im Jahr.«
    »Das wird ihr gefallen«, sage ich.
    Wie kann es sein, dass ich eine so herzliche Zuneigung für Dun empfinde, weil er etwas Nettes für eine alte Frau tut? Seine Rücksichtnahme und Freundlichkeit gegenüber der engsten Freundin meiner Mutter bedeuten mir mehr als all seine zärtlichen Liebkosungen. Ich erröte und senke den Blick. Dun schiebt mir den Finger unter das Kinn und hebt mein Gesicht an. Er sieht mir in die Augen. Irgendwie versteht er, was ich fühle und denke. Seine Hand legt sich auf meine Wange, und ich lasse sie dort einen Moment ruhen, lasse mich von seiner Zärtlichkeit umfangen.
    Auf dem Weg in die Küche, wo ich eine Vase für die Blumen holen will, bleibe ich stehe, um ein Bild gerade zu rücken – ich habe es letzte Woche von einer Frau in der alten Französischen Konzession gekauft. Viele Leute verkaufen derzeit ihre Schätze, Familienerbstücke oder Porzellan in kleinen Gässchen hinter den Häusern oder aus dem Küchenfenster heraus. Der Hunger anderer Menschen hat es mir ermöglicht, mein Haus langsam wieder in seinen früheren Zustand zu versetzen. Natürlich darf niemand privat etwas verkaufen – oder kaufen –, aber in einem gewissen Maß tun wir das alle.
    Wenn man die Küche betritt, meint man, in einen Taifun zu geraten. Das Gezänk hört nie auf. Heute gibt es Reis zum Abendessen, welken Kohl und zwei zwölf Zentimeter lange

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