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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Unternehmungen. Ich gehe nach oben und wähle ein Kleid aus, das angemessener für einen Besuch bei Tante Hu ist. Unten treffe ich Dun; wir ziehen Jacken, Stiefel, Mützen und Handschuhe an und treten hinaus in die eiskalte Luft. Mit dem Bus fahren wir durch die Stadt zum Haus der Hus. Normalerweise sind die Fenster vorne hell erleuchtet, aber heute Abend flackert nur ein einziges Licht in einem Hinterzimmer. Dun hält seinen Blumenstrauß hoch. Ich klingle und warte. Ich versuche, durch ein Fenster zu gucken, aber ich sehe niemanden. Ich drücke wieder auf die Klingel und klopfe ein paarmal. Schließlich kommt jemand durch den dunklen Gang. Das ist nicht Tante Hu. Ihren schwankenden Liliengang würde ich erkennen. Es ist auch keines der Dienstmädchen.
    Ein großer, griesgrämiger Mann öffnet die Tür. »Was wollt ihr?«
    »Ich suche Madame Hu«, sage ich.
    »Hier wohnt niemand, der so heißt. Geht wieder.«
    Ich werfe Dun einen Blick zu. Haben wir etwa das falsche Haus erwischt? Dann spähe ich durch den Gang. Da steht Tante Hus Lieblingsvase aus geätztem Glas mit bereits verblühten Blumen, da sind ihre Möbel und die Bilder an der Wand. Nein, es ist das richtige Haus. Ich wende mich zu Dun um. Seine Miene wird eiskalt und starr.
    »Madame Hu wohnt hier«, sagt Dun streng. Er drängt sich an dem Mann vorbei ins Haus. Ich folge Dun und rufe nach ihr. Aus den abgedunkelten Zimmern kommen Leute, manche mit Öllampen, manche mit Kerzen. Irgendwie sind sogenannte Nägel – Hausbesetzer – in dieses Haus gekommen. Ich erhasche einen Blick auf eines von Tante Hus Dienstmädchen, das hinter einem Türpfosten hervorlugt.
    »Du da! Komm her!« In diesem Ton habe ich nicht mehr gesprochen, seit ich selbst Bedienstete hatte. Das Mädchen kommt aus seinem Versteck und hat immerhin so viel Schamgefühl, den Blick zu senken. »Wo ist sie?« Das ist weniger eine Frage als ein Befehl.
    Das Mädchen saugt die Lippen zwischen die Zähne, als ließe sich dadurch verhindern, dass ich eine Antwort bekomme. Sie kann nicht ahnen, wie viele Menschen ich schon verloren habe. Drohend hebe ich die Hand.
    »Wo ist sie?«
    »Sie ist vor fünf Tagen fort«, fiepst das Mädchen. »Sie ist nicht wiedergekommen.«
    »Hat sie eine Ausreisegenehmigung bekommen?«, fragt Dun. »Besucht sie ihre Schwester?«
    Das Mädchen schüttelt den Kopf. »Madame Hu hat mir gar nichts gesagt. Aber am nächsten Tag waren Gas und Strom abgestellt.«
    Der griesgrämige Mann, der die Tür geöffnet hat, bohrt mir den Finger in die Schulter. »Ihr habt hier nichts zu suchen. Raus mit euch!«
    Dun geht einen Schritt auf ihn zu, aber ich lege ihm die Hand auf den Arm.
    »Gehen wir. Hier können wir nichts ausrichten.«
    Wir treten wieder hinaus in die eiskalte Nacht. Wir gehen fast bis zum Ende des Blocks, bevor ich mich von Dun in die Arme nehmen lasse. Ich vergrabe das Gesicht in seiner wattierten Jacke und kämpfe gegen die Tränen an.
    »Tante Hu wäre nicht gegangen, ohne es mir zu sagen.«
    »Doch, wenn sie nicht vorhatte zurückzukommen oder wenn sie keine Ausreisegenehmigung hatte. Sie hätte nicht gewollt, dass du in Schwierigkeiten kommst.«
    »Aber sie hat noch Blumen dagelassen …«
    »Bestimmt ein Täuschungsmanöver, meinst du nicht, um dich und ihre Dienstmädchen zu schützen? Du kannst der Polizei erzählen, dass du keinen Verdacht hattest.«
    Das kann doch nicht sein. »Glaubst du wirklich, sie hat zu fliehen versucht? Sie ist eine alte Frau.«
    »Sie ist erst sechzig, ein bisschen älter oder jünger vielleicht.«
    »Aber wenn sie erwischt wird, kommt sie für lange Zeit ins Gefängnis. Das würde sie nicht überleben.«
    »Sie hat ein tapferes Herz, genau wie du, Pearl. Wir müssen beten, dass sie in Sicherheit ist und über die Grenze kommt.«
    Ein tapferes Herz? In meiner Brust fühlt es sich an wie ein geschwollenes, schmerzendes Etwas.
    »Lass uns Tee trinken«, sagt Dun. »Dann geht es dir gleich besser.«
    Er führt mich in ein von der Regierung geführtes Teehaus. Wir setzen uns so nahe wie möglich an das Kohlebecken, aber selbst hier pfeift die kalte Luft durch die Ritzen und weht uns um die Füße. Schweigend trinken wir unseren Tee. Ich starre in meine Tasse, merke jedoch, dass Dun mich ansieht. Die Tiefe meiner Traurigkeit überrascht mich. Meine Mutter und mein Vater sind beide tot. Meine Schwester ist weit weg. Meine Tochter und meine Enkeltochter sind zwar physisch in meiner Nähe, aber sie könnten genauso gut eine Million Meilen

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