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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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»Versuch, ein bisschen zu schlafen«, sage ich. »Mach die Augen zu.«
    Ich betrachte die Sterne. Mein Vater lebt, aber kann man ihm vertrauen?
    Kurz vor Sonnenaufgang wache ich mit vor Angst klopfendem Herzen auf. Ich bleibe noch ein paar Minuten ruhig liegen, bis sich mein Herzschlag beruhigt hat. Ich fürchte mich vor dem, was heute passieren wird, und natürlich mache ich mir entsetzliche Sorgen um meinen Mann. Ich muss alle Kraft zusammennehmen, um diese Gefühle zu unterdrücken, denn heute muss ich stark sein.
    Z. G. ist bereits auf. Er steht ein Stück von den Decken entfernt und blickt Richtung Süden. Ich stehe auf und gehe zu ihm hinüber.
    »Z. G.?«
    »Weiter kann ich nicht mitkommen«, sagt er ruhig.
    Das ist nicht der richtige Moment, um sich aufzuregen, aber ich bin entrüstet. »Du willst nicht mitkommen? Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein! Dun hat sich für dich geopfert, damit die Blutsverwandten der Familie nicht getrennt werden, und du willst jetzt nach Hause? Außerdem kannst du gar nicht zurück. Sie werden dir die Schuld an Joys Bild geben und dir vorwerfen, dass du uns bei der Flucht geholfen hast.«
    »Ich weiß, aber ich habe darüber nachgedacht, was dein Vater gestern Abend gesagt hat. Vielleicht ist es nicht das Beste, China zu verlassen. Hier ist meine Heimat.«
    Als ich sage: »Wir beide haben nie richtig über May gesprochen«, wendet er mir den Rücken zu. Ich drehe ihn um, damit er mich wieder ansieht. »Du kannst dich nicht hinstellen und mir erzählen, dass du sie nicht liebst. Das stimmt einfach nicht.« Er streitet es nicht ab. »May ist nur wenige Meilen von hier entfernt. Egal, in welche Richtung du gehst, die Zukunft ist unsicher, aber auf einem dieser Wege ist May.«
    »Und wenn sie mich nicht will? Ich war so schlecht wie dein Vater …«
    »Sei nicht albern!« Das kam wieder ein wenig lauter und barscher heraus, als ich beabsichtigt hatte. Ich gehe zuerst auf seinen zweiten Punkt ein. »Du bist nicht wie mein Vater. Du hast deine Familie nicht verlassen. Du bist in den Krieg gezogen, im Glauben an die Sache. Und du wusstest nicht, dass May schwanger war, oder?« Er nickt. »Und natürlich will sie dich. Sie hat dich immer gewollt, genau wie du sie immer wolltest. Am Anfang konnte ich ja noch verstehen, warum du nicht mitkommen wolltest, aber ich sage es noch einmal: Du kannst auf keinen Fall zurück. Du musst weg von hier.«
    Damit drehe ich mich um und gehe zu den anderen zurück, um sie zu wecken.
    Als die Sonne aufgeht, rollen in der Ferne zwei Lastwagen über die Straße. Sie halten an. Wir ducken uns, damit uns niemand sieht. Da höre ich die Stimme meines Vaters: »Wir sind es. Es ist so weit.« Er hat einen Mann mitgebracht – Hop-li, einen Cousin. Wir bekommen etwas zu essen. Mein Vater reicht Joy eine Flüssigkeit, die sie in Sams Fläschchen geben soll, damit sie besser schläft.
    »So geht das nicht«, sagt Hop-li zu Z. G. »Du siehst komisch aus.«
    Das tut er tatsächlich, mit den zu kurzen Hosen, den weißen Knöcheln über den Sandalen, den weichen, blassen Händen und der Brille mit dem Drahtgestell.
    »Komm, lass mich mal.« Hop-li nimmt eine Handvoll Erde und reibt damit alle sichtbaren Körperstellen von Z. G. ein – Gesicht, Hals, Hände, Knöchel und Füße. Hop-li tritt einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten – ein Künstler, der einen Künstler bearbeitet. Er schüttelt den Kopf, tritt noch einmal vor, nimmt Z. G. die Brille ab und wirft sie auf das Feld. Dann reibt er Z. G. Erde um die Augen. Gestern dachte ich bei mir, Z. G. sieht aus wie eine kahle Ziege. Nun sieht er aus wie eine blinde und kahle Ziege.
    »Viel besser!«, ruft Hop-li.
    »Ich kann nichts sehen«, beschwert sich Z. G.
    »So siehst du meinem Bruder aber viel ähnlicher«, sagt Hop-li.
    »In unserer Kommune fahren nur Männer Lastwagen«, erklärt mein Vater. »Deine beiden Cousins fahren überall gemeinsam hin. Der jüngere Cousin …«
    »… begleitet mich auf jeder Fahrt, und die Grenzposten kennen ihn. Sie glauben, er ist so fahrig, weil er schlecht sieht. Jetzt kann dir seine Nervosität als Tarnung dienen.«
    Der Cousin gibt Z. G. einen Ausweis. Als ich ihn mir anschaue, wird mir klar, warum der Cousin solchen Wert darauf gelegt hat, Z. G. herzurichten. Sie sehen sich äußerlich nicht besonders ähnlich. Aber ich denke an die Papiere, die Sam bei seiner Einreise nach Amerika hatte. Sam ähnelte dem Jungen auf jenem Foto auch nicht sonderlich. Die

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