Tochter Des Krieges
Königs dagegen, dass Ihr Euch mit seinen Untertanen solche Freiheiten erlaubt! Nun, Vater Thorseby, wenn Ihr jetzt die Güte hättet, uns den Weg zum Konvent zu weisen… «
»Ein Konvent wird für eine Dame eine schlechte Unterkunft sein«, sagte Thorseby und wies auf Lady Johanna, »und ich fürchte, die Ereignisse dieser Nacht könnten sich als aufwühlend erweisen. Bruder Thomas’ Vergehen sind höchst abscheulich.«
Lady Johanna neigte den Kopf und sprach mit leiser, lieblicher Stimme. »Thomas ist nun auch mein Familienangehöriger, Vater Thorseby, und ich sorge mich ebenso um sein Wohlergehen wie mein Vater. Außerdem«, sie warf Raby einen zärtlichen Blick zu, »möchte ich mich nur ungern von meinem Gemahl trennen.«
Thorseby gab auf und führte sie zum Konvent.
Im Gegensatz zu Thorsebys Behauptungen war der Konvent recht groß, da er sich in einer der reichsten Städte Englands befand. Abgesehen von der Kirche selbst, gab es eine Reihe einzelner Zellen für die Brüder, zwei Speisesäle, ein Gästehaus, dessen Eingangshalle als Esszimmer für die Gäste diente, eine Krankenstube, Kreuzgänge, Gärten und verschiedene Lagerräume.
Nachdem die Reisegesellschaft, die nun aus Thorseby, Thomas, Lancaster, Raby, Johanna und etwa zwölf Soldaten aus Lancasters Gefolge bestand – Thorsebys Männer waren zu einer Unterkunft geritten, die sich direkt hinter dem Konvent befand – auf dem Hof von ihren Pferden gestiegen und von dem überraschten Prior begrüßt worden war, führte Thorseby sie in die Eingangshalle des Gästehauses, das zum Konvent gehörte.
Sie war recht geräumig, und im Kamin brannte ein helles Feuer.
Während die Neuankömmlinge sich den nächtlichen Tau von ihren Umhängen schüttelten und die Handschuhe auszogen, erregte als Erstes das Feuer ihre Aufmerksamkeit, sodass sie erst ein wenig später eine Gestalt entdeckten, die weiter hinten in der Eingangshalle auf einem Stuhl saß.
Lady Margaret Rivers.
Thorseby bemerkte mit einiger Befriedigung den verblüfften und bestürzten Ausdruck auf Thomas’ Gesicht, war jedoch erstaunt, dieselbe Bestürzung auch in Lancasters und Rabys Gesichtern zu sehen.
Er runzelte die Stirn und fragte sich, ob es wohl noch weitere Geheimnisse gab, die es zu erforschen galt.
Kapitel Siebzehn
Matutin am Donnerstag
vor dem dritten Sonntag der Fastenzeit
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(vor der Morgendämmerung, 10. März 1379)
– I –
Margaret war blass und zitterte ein wenig, als sie schwerfällig aufstand und sich dabei auf die Armlehne des Stuhls stützte.
Sie schluckte vor Erregung, machte einen unbeholfenen Knicks vor Lancaster und dann vor Raby und seiner Gemahlin, stützte die Hand in die Hüfte und richtete den Blick auf Thomas.
»Vor uns steht Thomas’ Hure«, sagte Thorseby. »Ihr runder Leib ist Beweis genug dafür, dass er seine Gelübde gebrochen hat.«
»Was?«, riefen Raby und Lancaster voll Erstaunen.
Lady Johanna wandte lediglich mit geröteten Wangen den Blick ab. Schon der Gedanke an derartige Lüsternheit bereitete ihr Unbehagen.
Thomas seufzte, blickte zu Boden und rieb sich die Augen. Gütiger Himmel, als gäbe es nicht schon genug Schwierigkeiten in seinem Leben.
»Leugnet Ihr, dass Ihr mit der Lady Rivers in Lancasters Palast in London Unzucht getrieben habt?«, donnerte Thorseby.
Thomas ließ die Hand sinken und richtete sich auf. Er sah zu Margaret hinüber – sie besaß genügend Anstand, um zu erröten und den Kopf abzuwenden. »Nein«, sagte er leise.
»Was?«, riefen Raby und Lancaster erneut und tauschten einen Blick.
Raby trat einen halben Schritt zurück und ließ Lancaster den Vortritt bei seinen Fragen.
Der Herzog wandte sich an Thomas. »Ist das wahr?«
Thomas nickte.
»Die Lady Rivers hat mir außerdem gestanden, dass Thomas der Vater ihres Kindes ist«, sagte Thorseby.
Lancaster warf Raby einen Blick zu, der Margaret mit offenem Mund anstarrte, und wandte sich dann an Thomas.
»Gebt Ihr zu, dass Ihr der Vater von Lady Margarets Kind seid?«, sagte er und wählte die Worte mit Bedacht.
Er blickte Thomas in die Augen. Gesteht es und rettet die Ehre meiner Tochter.
Thomas zögerte und erinnerte sich daran, wie Alice einst voller Verzweiflung vor ihm gestanden hatte. Wirst du dieses Kind anerkennen?, hatte sie ihn gefragt. Nein, hatte er erwidert und ihr den Rücken zugewandt. Er dachte an die Nacht, als Margaret in sein Gemach gekommen war und er die Hände
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