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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf ihren Bauch gelegt und die Umrisse und Bewegungen ihres Kindes gespürt hatte – seines Kindes – und erinnerte sich an den Traum, in dem er seine Tochter und Alice nicht hatte retten können.
    »Gebt Ihr zu, dass Ihr der Vater von Lady Margarets Kind seid?«, fragte Lancaster noch einmal, genauso nachdrücklich.
    Thomas warf Raby einen Blick zu, der ihn durchdringend anstarrte, schaute dann zu Margaret hinüber und sah die Verzweiflung in ihren Augen, wie er einst die Verzweiflung in Alice’ Augen gesehen hatte.
    »Ja«, sagte er, und mit diesem einen Wort schien ein gewaltiges Gewicht von seinen Schultern genommen, und er richtete sich gerade auf. »Ja, ich bin der Vater von Lady Margarets Kind.«
    Margaret blickte ihn aus weit geöffneten Augen an, und Thomas sah, dass Tränen in ihnen glänzten, aber es war Rabys Reaktion, die ihn am meisten überraschte. Eine Vielzahl von Gefühlen spiegelten sich auf dem Gesicht seines Onkels wider: Erschrecken, Überraschung, Schmerz, aber vor allem Erleichterung.
    »Ihr habt meinen Namen und mein Haus entehrt!«, brüllte Lancaster an Thomas gewandt, und alle zuckten zusammen. Der Herzog drehte sich zu Thomas um, sodass sein Gesicht vor Thorseby verborgen war, und legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Dafür«, flüsterte Lancaster, in seiner Miene spiegelte sich nun Dankbarkeit statt Zorn, »werde ich Euch reich belohnen. Ich danke Euch, Tom.«
    Dann hob er wieder die Stimme. »Außerdem habt Ihr die Lady Margaret entehrt. Ich bestehe darauf, dass Ihr… «
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment gab Margaret ein Wimmern von sich und sank zu Boden.
    Johanna Beaufort reagierte sofort. Sie lief zu Margaret hinüber und beugte sich zu ihr hinab.
    »Lady«, flüsterte sie. »Was habt Ihr… ist es das Kind?«
    Mit vor Schmerz und Furcht verzerrten Zügen nickte Margaret, und Johanna blickte zu den Männern hoch, die hilflos daneben standen.
    »Ihre Zeit ist gekommen«, sagte sie. »Ich bitte Euch. Schickt nach einer Hebamme.«
    Margaret schritt auf und ab, auf der einen Seite gestützt von Lady Raby und auf der anderen von Maude Fiston, einer Hebamme aus der Stadt.
    Sie konnte kaum fassen, welche Schmerzen sie erdulden musste, und die Sprüche, die ihre beiden Gefährtinnen bei jedem Stöhnen oder Wimmern beruhigend murmelten, machten die Sache auch nicht besser.
    Margaret wusste, dass es nicht gut um sie stand und sie kein braves Mädchen war. Und das Kind würde auch nicht wie ein kleines Lämmchen aus ihr herausgleiten und es würde schon gar nicht in einer Minute vorbei sein.
    Nein, sie wurde innerlich zerrissen, und sie würde dabei den Tod finden.
    Margaret war sich auch der besorgten Blicke bewusst, welche Lady Raby und Maude über ihren gesenkten Kopf hinweg austauschten.
    Die Wehen gingen nicht gut voran, und alle drei Frauen in dem Gemach wussten es, auch wenn keine von ihnen es aussprach.
    Nachdem Margaret in der Eingangshalle des Gästehauses zusammengebrochen war, hatte Raby seiner Gemahlin dabei geholfen, Margaret zu einem der Gastgemächer des Konvents zu bringen.
    Hier hatte Raby, der sich der Ironie der Situation sicher nur zu bewusst war, seine Gemahlin und Margaret zurückgelassen, und Johanna hatte sich größte Mühe gegeben, Margaret aufzuheitern, bis Maude eine Stunde später zu ihnen kam.
    Das war vor zwölf Stunden gewesen. Und in diesen zwölf Stunden hatten weder Johanna noch Maude das Gemach verlassen.
    Alles, was Margaret wollte, war etwas Einsamkeit. Sie brauchte doch nur eine halbe Stunde, um dieses Kind auf ihre Weise zur Welt zu bringen, aber keine der verfluchten Frauen wich von ihrer Seite!
    Und in der Zwischenzeit gingen sie und das Kind dem Tod entgegen.
    Margaret beugte sich vor und schrie, riss sich von Johannas und Maudes Händen los und stürzte schwer zu Boden.
     
     
    Der Schrei hallte durch das gesamte Gästehaus, und Lancaster, Raby, Thomas und Thorseby, die sich immer noch in der Eingangshalle befanden, fuhren bei dem schrecklichen Laut unwillkürlich zusammen.
     
     
    »Lady Margaret!«, sagte Maude und ging neben der sich windenden Margaret in die Hocke. »Ihr müsst wieder aufstehen. Auf diese Weise wird das Kind niemals geboren werden und… «
    »Das Kind wird auch so nicht geboren werden, du Närrin!«, schrie Margaret und rollte sich stöhnend und schreiend zu einer Kugel zusammen.
    Unsicher trat Johanna einen Schritt zurück. Was stimmte nicht mit diesem Kind? Warum kam es nicht heraus? Sie warf

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