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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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kürzertreten
musste.
    Stattdessen hatte er vor drei Wochen damit begonnen, jeden zweiten
Tag in der nahen Ostsee ein selbst erdachtes Schwimmtraining zu absolvieren.
Ihre Begleitung hatte er gleich zu Anfang abgelehnt und sie daran erinnert,
dass sie eine sehr schlechte Schwimmerin war, sodass sie ihm kaum helfen
konnte, wenn er denn in Schwierigkeiten geriete. Aber so weit würde es ja gar
nicht erst kommen, wie er immer wieder beteuert hatte. Also hatte sie ihn
schweren Herzens ziehen lassen und gehofft, dass er es nicht übertreiben und
wiederkommen würde.
    ***
    Friedrich Fresemann hob seine Tasse und ließ sich von seiner
Frau Tee einschenken. Am liebsten wäre er ohne Frühstück aus dem Haus gegangen,
denn er hatte es eilig, zur Ostsee zu kommen. Aber das hätte Dorothee nicht
gelten lassen. Nach Fresemanns Einschätzung herrschten an diesem Sonntagmorgen
geradezu ideale Voraussetzungen für ein ausgiebiges Schwimmtraining. Die NDR -Nachrichten hatten einen strahlend schönen Tag
angekündigt, mit viel Sonnenschein und Temperaturen bis siebenundzwanzig Grad.
Die waren zwar um diese frühe Stunde bei Weitem noch nicht erreicht. Aber
Fresemann liebte die diesigen Morgenstunden, in denen die Sonne ihr Potenzial
noch nicht ganz entfaltet hatte.
    Obwohl seine Frau nichts sagte, spürte er auch heute wieder ihre
Unruhe und ihre aus seiner Sicht unnötige Sorge. Die seiner Frau grundsätzlich
anhaftende pessimistische Sicht auf die Dinge ärgerte Fresemann ein ums andere
Mal.
    »Ich hab es dir schon einmal gesagt: Das einzig Gefährliche wären
die Bootsfahrer«, sagte er gereizt, »aber die sind so früh noch nicht
unterwegs. Noch hab ich das Wasser ganz für mich allein.« Nach kurzer Pause fügte
er säuerlich hinzu: »Wenn es für Bedenkenträger Dienstgrade gäbe, dann wärst du
in jedem Fall schon Konteradmiral.«
    »Du solltest froh sein, dass du noch eine Ehefrau hast, die sich um
dich sorgt«, entgegnete Dorothee Fresemann in einem Tonfall trauriger Empörung.
»Ich kenne Paare, denen es völlig egal ist, was der andere macht.« Mit diesen
Worten verließ sie die Küche und ging nach oben.
    Friedrich Fresemann stand auf, nahm seine Badetasche vom Haken im
Flur und verließ das Haus.
    Es war nur ein Fußweg von sieben Minuten bis zu dem Strandabschnitt,
an dem er üblicherweise ins Wasser ging. Heute war es windstill, die Ostsee lag
ganz ruhig da und sandte kleine, unscheinbare Wellen ans Ufer. Die
Wasseroberfläche wirkte beinahe völlig glatt.
    Wirklich ideale Voraussetzungen, dachte Fresemann. Er fühlte sich
ausgezeichnet und freute sich darauf, das Trainingspensum heute vielleicht
wieder ein klein wenig zu erhöhen. Er nahm die Bastmatte aus der großen
Umhängetasche, rollte sie aus und legte seinen Bademantel und sein Handtuch
darauf. Die Tasche stellte er daneben. Dann wandte er sich zur Ostsee und
schaute sich noch einmal um. Bis auf einen Jogger, der sich von seinem
Strandabschnitt entfernte, konnte er keinen Menschen erkennen. Er würde also
seine Ruhe haben.
    Mit langsamen Schritten ging er ins Wasser. Die andauernde
Schönwetterperiode der letzten Wochen hatte die Wassertemperatur in angenehme
Höhe gehoben. Sicher waren es schon um die zweiundzwanzig Grad. Fresemann ging
tiefer hinein, bis das Wasser an die Unterkante seiner Badehose reichte. Dann
spritzte er sich Wasser auf den Oberkörper und tauchte ganz ein.
    Er begann mit Brustschwimmen und hielt schnurgerade auf die Boje zu,
die weiter draußen in der Bucht verankert war. Nachdem er sie umrundet hatte,
hielt er auf eine weitere Boje zu, die parallel zum Ufer etwa einhundert Meter
von ihm entfernt war. Um eine dritte Boje weiter draußen zu erreichen,
wechselte er zum Rückenschwimmen. Dann kehrte er um und begann mit dem Kraulen.
    Das Wasser fühlte sich gut an. Er hatte keine Mühe mit den
ausladenden Armbewegungen. Das Ziehen, das er noch zwei Tage zuvor in der
linken Schulter gespürt hatte, war verschwunden. Fresemann genoss die
Bewegungen und sein schnelles Vorankommen. Schwimmend würde ich noch manch
jungen Kerl niederzwingen können, sagte er sich zufrieden. Und erhöhte sein
Tempo. Erst als er die Strecke entlang der Bojen ein fünftes Mal absolviert
hatte, wurde ihm bewusst, wie sehr er außer Atem war, und er hielt sich an der
ersten Boje schließlich einen Augenblick fest. Sein Atem ging schwer, und er
fühlte sich längst nicht mehr so souverän wie zu Beginn seines Trainings.
Obwohl er noch eine weitere Runde geplant hatte,

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