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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Man muss sich sein Essen verdienen, Giacomo, dann hungert man auch nicht.«
    Was musste er sich alles wegen einer kleinen Information gefallen lassen, dachte Giacomo. Zu viel, war die Antwort.»Mach es gut, Priester. Übertreib es nicht mit dem Beten.« Mit einem wortlosen Nicken verabschiedete Giacomo sich vom nun wieder kauenden Priester und verschwand mit dem nächsten Kirchenbesucher aus dem Gotteshaus, den jungen Bobtail, der nun in einer schattigen Ecke schlief, keines Blickes würdigend. Giacomo streunte durch die Einkaufsstraßen der Stadt, die wie immer zu dieser Jahreszeit von nackten Touristenbeinen in Gummisandalen bevölkert schienen, die ab und an Eis auf den Steinboden tropften oder Krümel verloren. Schließlich fand er einen weggeworfenen Pizzarand und verkroch sich hinter seine Tür, um auszuruhen. Solange er noch Pizzaränder fand und der Wind nicht zu sehr durch die Ritzen und Spalten der Tür drang, ging es ihm gut. Mehr brauchte er nicht.
    Auch wenn sich sein Alba merkwürdig veränderte.
    Er verschlief das Glockenläuten, das es eigentlich nicht geben sollte.
     
    Aurelius lauerte der Wölfin nahe dem abgebrannten und durch Jahre im Regen rostbraun gewordenen Fiat auf. Hier ging sie stets hin, wenn ihr nach Ruhe war. Sie liebte Menschenwerk, und nirgendwo kam sie ihm ungefährdet so nah. Das Auto war vor langer Zeit hier an dieser Stelle in Flammen aufgegangen. Wilde Haselnussbüsche hatten das Gefährt mittlerweile umschlossen. Da Aurelius nicht vorhatte, Laetitia zu erschrecken, trat er hinter dem Kotflügel hervor, als sie sich näherte.
    »Aurelius«, sagte sie und erschrak trotzdem, denn sie sah seine Augen, in denen sich das Sonnenlicht fing und sie in Feuerbälle verwandelte. Sie sprang unverzüglich in den Wagen, Schutz suchend.
    »Du weißt also, warum ich die Unterredung mit dir wünsche«, sagte Aurelius und stieg langsam auf die Kühlerhaube, der Wagen knirschte laut unter dem Gewicht desschweren Wolfes, und Rost blätterte ab. Die Wut hatte ihn aufgefressen, seit er Laetitia aus der Höhle Grarrs kommen gesehen hatte.
    Die Wölfin duckte sich hinter dem Steuer. »Was soll ich denn machen? Er ist Grarr, ich muss gehorchen.«
    »Seit wann gehorchst du einfach? Seit wann hast du deinen eigenen Willen verscharrt? So kenne ich dich nicht. So liebe ich dich nicht.«
    Laetitia hob ihren Kopf. Wieso sprach er gerade jetzt von Liebe? Das hatte er noch nie getan. Aurelius hatte seine Liebe gezeigt, so gut es der mürrische Alte konnte, dessen Friedfertigkeit und Weisheit sie so schätzte, an den sie sich immer wieder anlehnte, wenn die Nächte kälter und die Winde rauer wurden.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte Laetitia, deren Angst sich langsam in Wut verwandelte. »Was bist du nur für ein Wolf? Dass du mir deswegen Vorwürfe machst!« Sie reckte die Schnauze hoch. »So ist es in einem Rudel, und wir sind Teil des Rudels. Wir überleben nur als Rudel, und deine eigene Ansicht zählt nicht. Dass du es wagst, mir Vorwürfe zu machen, weil ich mich paare!«
    Aurelius senkte den Kopf. »Er sollte es nicht sein.«
    »Sondern du?«, fragte Laetitia und kam aus dem Wagen zu Aurelius, Schnauze an Schnauze. »Aurelius, sieh dich an! So jung und wild wie er kannst du nicht sein. Er ist ausdauernder als alle Wölfe, die ich kenne. Er ist stark und unersättlich.«
    »Warum erzählst du mir das?« Aurelius sprang von der Kühlerhaube. »Behalte es für dich. Das wollte ich nicht hören.«
    »Doch. Du wolltest es wissen, Aurelius. Du wolltest erfahren, dass es immer in der hintersten Ecke seiner Höhle geschieht, wo kein Licht hindringt, wo es dunkler ist, als wenn man nachts die Augen schließt. Und dass nach mirbereits sofort die Nächste kommt, und dass er mich fast täglich zu sich bestellt, wenn ich in Hitze bin.«
    Aurelius heulte auf.
    Von weit entfernt waren Stimmen zu hören. »Da ist er! « Sie riefen Aurelius’ Namen. Grarr verlangte nach ihm. Laetitia blieb zurück, rollte sich zusammen, versenkte ihren Kopf, denn sie hatte Aurelius in ihrer Wut verletzt. Weil er ein dummer, alter Wolf war. Und weil sie ihn liebte.
    Aurelius wurde von zwei Wölfen zu seinem Bruder geführt, der vor seiner Höhle auf einem großen Stein saß und mit einem Lakaien sprach. Der Mond war bereits am Himmel erschienen, doch die Sonne hatte ihren Platz noch nicht vollends geräumt. Grarr ließ sich ausgiebig Zeit für sein Gespräch und wendete sich erst danach Aurelius zu.
    »Bruder«, sagte Grarr. »Wie schön,

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