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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Diener. Aurelius hatte ihn einst selbst ausgebildet.
    »Ich habe eine dringende Nachricht für ihn. Sie kann nicht warten.«
    »Die Kralle ... «, begann der Diener, doch Aurelius unterbrach ihn.
    »Die drei wissen nicht alles. Ihr Blick ist zu schnell und ihr Verstand zu langsam. Jetzt geh aus dem Weg.«
    Doch der Diener ging nicht, er ließ sich stattdessen auf den Boden nieder und knurrte leise.
    Früher wäre Aurelius über ihn hinweggesprungen. Doch nun wusste er, dass nicht jeder Kampf es wert war, gekämpft zu werden.
    Er brauchte nicht lange zu warten, konnte alsbald aufhören, die beiden Krähen zu beobachten, welche schweigend ihre Kreise über Grarrs Höhle zogen. Der Wolfsdiener machte den Eingang frei – jedoch nicht, um Aurelius hineinzulassen. Eine Wölfin kam heraus, ihr Fell so rot wie das eines Fuchses. Sie war nicht mehr so jung und biegsam wie die begehrtesten des Rudels, doch besaß sie mehr Eleganz als jede andere, und ihr Schritt war federnd leicht. Wie sie jetzt aus der Höhle kam, war er sogar noch federnder als sonst, was Aurelius nicht verborgen blieb. Sie blickte sofort zur Seite, als sie ihn sah, verbarg ihr Gesicht, lief schnell davon.
    Nun auch Laetitia, dachte Aurelius. Ausgerechnet Laetitia.
    »Komm zu mir, Bruder!«, kam es von innen.
    Aurelius sah noch einen Moment zu der Eiche, hinter der Laetitia verschwunden war, bevor er durch das enge Loch trat.
     
    Der Schmerz raste in Niccolòs Nervenbahnen. Doch noch schneller kam der Schock. Es war doch noch jemand in Rimella! Griff ihn an! Ihn allein! Bevor er sich wehren konnte, wurde der zweite Biss gesetzt.
    Und ließ nach.
    Der Druck verschwand.
    »Du verdammter Idiot!«
    Etwas köstlich Süßes lag plötzlich in der Luft, Niccolò nur zu gut bekannt, doch nun mit einer stechenden Schärfe versehen. Er drehte sich um. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt.
    »Du bist noch da – was für ein Glück!«
    Cinecitta sah ihn wütend an, Blut auf ihren Lefzen. Ihr weißes Fell war dreckig von Erde und auch nicht gebürstet wie sonst. Doch sie bewegte sich immer noch wie eine Königin,und ihr Tonfall entsprach auch einer solchen. Cinecitta war majestätisch, obwohl sie nicht viel größer als ein Laib Brot war.
    »Das kann ich überhaupt nicht finden. Mit einem Plünderer als einziger Gesellschaft! Ich hab dich erst überhaupt nicht erkannt.«
    »Macht ja nichts«, sagte Niccolò und humpelte näher zu ihr heran. »Tut schon gar nicht mehr weh.« Und so war es auch. »Von Plündern kann aber keine Rede sein, ich wollte nur nach dir sehen.«
    »Wir müssen reden«, sagte Cinecitta und ging aus dem Tor. »Ich muss dir etwas zeigen. Es gibt da ein Problem.«
    »Wenn du damit meinst, dass Rimella entvölkert ist, das ist mir doch tatsächlich auch schon aufgefallen.«
    »Noch eins«, sagte Cinecitta, »ein totes Problem, um genau zu sein.«
    Niccolò fühlte sich so geborgen mit Cinecitta, dass die Bedeutung dieses Satzes nicht zu ihm durchdrang. Er folgte ihr nun, als steckte er in einem Halsband und die Leine hielte sie. Es ging aus Rimella hinaus, südlich über die Landstraße, dann hinauf zu der Wiese unter dem Felsmassiv, das muskulös wie der Rücken eines Stierbullen die Steinwand zusammenhielt.
    Der Weg entging Niccolò, er folgte dicht hinter Cinecitta, sog ihren Duft ein, der für ihn wie Nahrung war, und bewunderte den Schwung ihres Hinterteils. Seine Welt bestand aus nichts anderem mehr. Doch dann blieb diese Welt plötzlich stehen, kein Schwung erhitzte seine Gedanken mehr, und in den süßen Duft Cinecittas mischte sich ein verdorbener, der unter sein Fell kroch und Kälte in den Körper goss. Aus großen Kübeln.
    Cinecitta trat zur Seite, und Niccolò sah ihn. Und doch war er es nicht. Nur wenige Meter entfernt lag Sylvio. Eine Art Sylvio. Es waren sein kurzes sandfarbenes Fell, sein breiterSchädel, seine ebene Stirn mit den Falten, seine leicht hängenden Lefzen. Es war fraglos der große, massige Hund, den er kannte, seit er in Rimella war. Es war das unbestrittene Oberhaupt aller Hunde im Dorf, der zwei Zentner schwere Mastiff Sylvio.
    Und doch auch nicht.
    Cinecitta wandte sich um, ihr Blick noch härter als sonst. »So sah er nicht aus, als ich ihn gefunden habe. Geh näher ran, Niccolò. Schau auf den Bauch.«
    Mit jedem Schritt wurde der Gestank stärker, verwandelte sich in dichtes Gestrüpp, das in Niccolòs Nase stach, schließlich hineinkroch und die Schleimhäute angriff wie ätzende

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