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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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es ging immerhin um sein Geld. Vielleicht ist das eine Erklärung. Vielleicht musste er sich und den anderen Arbeitern aber auch nur beweisen, was für ein wichtiger Mann er war.«
    Grottkamp war sich nicht sicher, was er von der Geschichte des jungen Formers halten sollte. Dass er sie nur erfunden hatte, um ein paar neue Verdächtige ins Spiel zu bringen, konnte er sich allerdings nicht vorstellen. Dieser Donatus Jentjen schien klug genug zu sein, um sich denken zu können, dass der Polizeidiener in der Hammerschmiede Erkundigungen einziehen würde.
    »Und woher wissen Sie das alles?«, fragte Grottkamp.
    »In der Schnapsschänke oben auf der Dorstener Straße, da habe ich vorige Woche mit einem geredet, den der Terfurth gerade fertig gemacht hatte. Er malocht jetzt bei uns in der Gussputzerei, macht eine Sauarbeit für viel weniger Geld. Er hat mir erzählt, der Terfurth hätte in letzter Zeit drei Männer aus seiner Kolonne gejagt. Ein Drecksack wär der Herr Hammerschmied, hat er gesagt, und dass er ihm am liebsten den Hals umdrehen würde.«
    »Ein Schlag auf den Schädel erfüllt denselben Zweck«, sagte Grottkamp nachdenklich.
    »Nun, Herr Sergeant, er war ziemlich betrunken, der Kerl«, gab Jentjen zu bedenken, »und da sagt man wohl so einiges daher.«
    Und verrät seine wahren Absichten, dachte Grottkamp. Diesen Gussputzer, den musste er sich unbedingt vorknöpfen.
    »Wissen Sie, wie der Mann heißt?«, fragte er.
    »Nein, leider nicht.«
    Neben sich in der Hecke entdeckte Grottkamp eine Spinne, die zitternd an den Fäden ihres Netzes zerrte. »Reißt die Spinne ihr Netz entzwei, kommt der Regen bald herbei«, kam ihm in den Sinn. Nun, vielleicht irrte die Spinne ja gerade so wie Sankt Ägidius. Ihm jedenfalls wäre es recht, wenn das angenehme Septemberwetter noch eine Weile anhielte.
    Donatus Jentjen saß schweigend neben ihm. Grottkamp konnte schon verstehen, dass Arnold Kerseboom so viel von dem jungen Mann aus der Eifel hielt. So wie er daherredete und so wie er sich gab, konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, es mit einem anständigen Kerl zu tun zu haben. Aber er, Martin Grottkamp, wusste es nun mal besser.
    Für einen Augenblick zog er in Erwägung, Jentjen zu fragen, wann es denn angefangen habe, sein sündiges Verhältnis mit Elisabeth. Aber er verwarf den Gedanken schnell wieder. Er wusste, dass dieser Kerl allen Grund gehabt hatte, sich den Hammerschmied Julius Terfurth ins Grab zu wünschen. Mehr brauchte er nicht zu wissen, und mehr wollte er auch gar nicht wissen.
    »Eigentlich müssten sie schon lange hier sein, die Elisabeth und die Martha. Wir wollten uns nach meiner Arbeit auf dem Friedhof treffen«, sagte Jentjen.
    Grottkamp stand so plötzlich auf, dass der junge Mann ihn verdutzt ansah. »Was gibt es, Herr Polizeisergeant?«
    »Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas zu erledigen habe«, sagte Grottkamp.
    Er spürte, dass Donatus Jentjen ihm nicht glaubte.

    Der Streit eskalierte ganz plötzlich. Der Klumpenwirt Hubertus Küppken bemerkte ihn erst, als es mit einem Mal still wurde in der Schankstube. Wie gebannt starrten die Gäste auf den alten Derrick Elpen, der mit vor Angst weit aufgerissenen Augen am Boden kniete, und auf den Hünen, der hinter Elpen stand, dessen Kopf an den Haaren nach hinten gerissen hatte und ihm ein Messer an die Kehle hielt.
    Dabei waren die beiden Männer einander zunächst ausgesprochen freundlich begegnet. Der rothaarige Hüne hatte erzählt, er sei ein Fuhrmann aus dem Regierungsbezirk Bromberg in der fernen Provinz Posen, und Derrick Elpen hatte sich ihm als rheinischer Berufskollege zu erkennen gegeben.
    Der Hüne hatte den Hausstand von fünf Familien aus Posen, deren Ernährer in der Ruhrindustrie Arbeit gefunden hatten, quer durch das Königreich Preußen kutschiert. Die Ladung war da, wo sie hin sollte, vier Taler und fünf Silbergroschen waren ins Säckel des Rothaarigen gewandert, und jetzt wollte er sich und seinem alten Zugpferd eine Nacht der Erholung beim Klumpenwirt in Sterkrade gönnen.
    Vor allem schien ihm daran gelegen zu sein, vor der langen Rückfahrt über die staubigen Straßen Preußens noch einmal seine Kehle anzufeuchten. Da er sich nicht recht zwischen dem rheinischen Bier und dem hier gebrannten Korn entscheiden konnte, trank er von beidem reichlich. Dabei schwärmte er Derrick Elpen, der dem Posener beim Saufen nicht nachstehen wollte, von den großartigen neuen Verhältnissen im Königreich vor.
    Zum ersten Mal sei

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