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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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Elisabeth! Nicht einmal verlegen wurde der unverschämte Kerl, wenn er von ihr sprach. »Warum mochten Sie ihn nicht?«, fragte Grottkamp.
    Der junge Mann überlegte nicht lange. »Weil er mich nicht ausstehen konnte. Ich glaube, das war der einzige Grund.«
    »Und warum konnte Terfurth Sie nicht ausstehen?«
    »Das müsste er Ihnen schon selbst sagen. Aber das kann er ja jetzt wohl nicht mehr.«
    »Nein, das kann er nicht mehr«, murmelte Grottkamp. Er ahnte längst, was Julius Terfurth gegen seinen jungen Kostgänger gehabt hatte. Vermutlich war ihm nicht verborgen geblieben, dass Donatus Jentjen seinen Platz im Ehebett eingenommen hatte. Auch wenn er selbst diesen Platz schon lange nicht mehr beanspruchte, musste den Hammerschmied die Untreue seiner Gattin zutiefst verletzt haben. Das stand für Grottkamp außer Frage.
    »Ich geh dann mal nach Hause«, krächzte der Totengräber. »Nach der ganzen Malocherei muss ich mir doch mal die Hände waschen. Und dann werd ich wohl noch auf ein Schnäpsken in die Schänke gehen.«
    Donatus Jentjen nickte, und Grottkamp sagte: »Besser wäre es, wenn du dir ein bisschen mehr waschen würdest als nur die Hände. Sonst könnte es passieren, dass du nachher in der Schänke ganz allein sitzt.«
    »Ist dat wahr, Herr Hauptmann? Riecht ein bissken nach Arbeit, der olle Balthus, wat? Na, ich werd mal sehen, wat sich machen lässt.«
    Der Alte schlurfte davon, und Grottkamp lud den Kostgänger der Terfurths ein, sich mit ihm auf die Bank an der Friedhofshecke zu setzen. Dass Jentjen bereitwillig seiner Einladung folgte, überraschte ihn.
    Eine ganze Weile saßen die beiden Männer nebeneinander und blickten schweigend über die Grabreihen. Irgendwann sagte Donatus Jentjen: »Die Elisabeth hat erzählt, dass Ihnen der Gedanke gekommen ist, jemand könnte den Terfurth erschlagen haben.«
    Grottkamp zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich glaube auch nicht, dass sein Tod ein Unfall war«, erklärte der junge Mann. »Als ich ihn Montag neben der Wasserpfütze liegen sah, da hab ich mir gleich gedacht: Das kann doch nicht allein von einem Sturz kommen, das riesige Loch in seinem Schädel.«
    »So, so«, entgegnete Grottkamp erstaunt.
    »Ich hab auch schon lange darüber nachgedacht, wer den Terfurth umgebracht haben könnte.«
    »Und? Haben Sie einen Verdacht?«
    »Oh ja, den hab ich.«
    Grottkamp wartete neugierig auf das, was Donatus Jentjen ihm erzählen würde. Der schien nicht recht zu wissen, wie er beginnen sollte. Er setzte seine Kappe auf, nahm sie nach einer Weile wieder ab, legte sie neben sich auf die Bank, schlug so heftig ein Bein über das andere, dass beinahe ein Holzschuh von seinem Fuß gefallen wäre, und sagte schließlich: »Also, der Julius Terfurth, der war als Hammerschmied ja auch Kolonnenführer, verstehen Sie?«
    »Nein«, sagte Grottkamp.
    »Also, an einem Dampfhammer arbeiten immer sieben oder acht Männer zusammen, soviel ich weiß. Eine Kolonne jedenfalls. Und wenn einer von denen Mist macht, dann ist manchmal die ganze Arbeit hinüber. Dann gibt es Bruch oder einfach schlecht geschmiedete Stücke, und dann kriegt die ganze Kolonne was abgezogen.«
    »Vom Lohn?«, fragte Grottkamp.
    »Ja natürlich«, antwortete Jentjen. »Und da war der Terfurth knallhart. Wenn einer in seiner Kolonne nicht ordentlich gearbeitet hat, dann war der ruckzuck weg. Also, wenn einer dauernd Mist macht, dann kann der sich nirgendwo lange halten. Das ist bei uns in der Gießerei auch so. Aber der Terfurth soll schon so manchen Mann beim Meister angeschissen haben, dem nur ein einziger Fehler unterlaufen war. Und wenn einer sich noch einen zweiten Fehler erlaubt hat, dann hat der Herr Kolonnenführer sich geweigert, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten. Dann konnte so ein armer Kerl nichts mehr machen, auch wenn er vielleicht nur mal ein paar Tage nicht gut in Schuss war. Wenn der Terfurth ihn nicht mehr in seiner Kolonne haben wollte, dann musste er gehen.«
    »Was Sie da erzählen, kann ich nicht so recht glauben«, sagte Grottkamp skeptisch. »Ich meine, Julius Terfurth hat doch selbst unter diesen Arbeitsbedingungen gelitten. Dass ausgerechnet er jeden davonjagt, der mal ein paar Schwierigkeiten hat, das passt doch nicht zusammen.«
    Donatus Jentjen nickte heftig mit dem Kopf, so als verstehe er nur allzu gut. »Ich wollte es auch erst nicht glauben. Aber anscheinend war der Terfurth wirklich absolut rücksichtslos, zumindest in letzter Zeit. Nun,

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