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Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Titel: Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Murdoch
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in ein Wasserbecken zu springen, dann werden sie dich zerfetzen.“
    „Nun mach mal halblang“, versuchte Alexej die aufgeregte Pat zu beruhigen. „Die Tiere kennen und lieben mich. Ich würde nie etwas von ihnen verlangen, was sie nicht auch tun könnten.“
    „Du wirst sehen, dass sie dazu nicht bereit sind. Außerdem ist das widernatürlich, Löwen leben in der Wüste und in der Savanne, die hassen Wasser. Alexej, glaube mir, das wird nichts“, beschwor sie ihn. „Du weißt doch, wie lange ich als Pflegerin gearbeitet habe, da lernt man die Tiere kennen. Ich will dich doch nicht kritisieren, es ist schließlich deine Sache, wie du deine Nummern aufbaust. Und du kennst deine Tiere, das weiß ich auch. Aber mach doch nicht, um einer scheinbaren Sensation willen, einen großen Fehler.“
    „Du wirst schon sehen“, sagte der Russe mit seinem harten Akzent. „In drei Monaten habe ich sie soweit.“
    Pat wandte sich schaudernd ab. „Das grenzt ja schon an Tierquälerei. Und ich dachte, du liebst deine Löwen.“
    „Den Vorwurf lasse ich mir von dir nicht machen“, fuhr er jetzt auf. „Ich quäle meine Tiere nicht.“
    „Entschuldige“, sagte Pat jetzt leise. „So habe ich das auch nicht gemeint. Ich weiß, dass du deine Tiere gut behandelst. Aber du kannst trotzdem nicht solche Dinge von ihnen fordern.“
    Sie wandte sich jetzt endgültig ab und wollte gehen, aber noch im Umdrehen stieß sie fast mit Keith Lamont zusammen, der die ganze Zeit ein wenig verdeckt hinter einem Wohnwagen gestanden und zugehört hatte.
    „Sie schon wieder“, fuhr sie ihn an.
    „Ja, ich schon wieder“, grinste er fröhlich.
    „Haben Sie denn noch nicht genug Fragen gestellt?“
    „Nun, wohl noch nicht ganz. Aber wir sollten unser Gespräch unter vier Augen weiterführen“, wurde er dann übergangslos ernst.
    „Ach, du lieber Himmel, werde ich jetzt vielleicht auch noch verdächtigt die Kronjuwelen geklaut zu haben“, seufzte Pat ergeben.
    „Nein, das nicht gerade“, meinte er und zog sie beiseite. „Es geht um Ihren Namen, Pat. Lionheart ist nicht Ihr richtiger Name.“
    „Das habe ich auch nie behauptet. Aber es ist der Name, unter dem ich bekannt bin.“
    „Und wie lautet nun Ihr richtiger Name?“, forschte er, traf aber auf eisige Ablehnung.
    „Darüber möchte ich schweigen. Meine Familie würde es mir nie verzeihen, wenn es bekannt würde, wer ich bin. Im Übrigen habe ich meinen richtigen Namen schon fast vergessen.“
    „Ich bin allerdings zur Verschwiegenheit verpflichtet.“
    „Klagen Sie mich an?“, fragte sie jetzt kalt, und Keith gab es einen Stich ins Herz, aber er schüttelte den Kopf.
    „Nein, ich klage Sie nicht an – noch nicht.“
    „Dann muss ich Ihnen meinen Namen auch noch nicht nennen“, wehrte sie.
    „Ach, Pat, seien Sie doch vernünftig. Ich bekomme ihn sowieso heraus.“
    „Aber nicht von mir!“
    Der Inspector hätte die junge Frau jetzt gern eingeladen, zu einem Essen oder einem Theaterbesuch, allein schon deswegen, um den schlechten Eindruck, den er mit seinen Fragen hinterlassen hatte, wieder aufzuheben. Aber er war sicher, dass sie absagen würde. Außerdem, so sagte er sich nüchtern, hätte er eine private Einladung nicht vertreten können, denn noch war der Verdacht nicht von ihr genommen. Und es war ein Unding mit einer verdächtigen Person privat auszugehen.
    So musste er unverrichteter Dinge wieder gehen, obwohl seine Augen um ein freundliches Wort von ihr bettelten. Aber Pat schien es nicht zu bemerken, oder sie übersah es absichtlich. Doch als sie ging, schickte sie ihm einen Blick hinterher, der ihn zum Schmelzen gebracht hätte, würde er ihn bemerkt haben.
     
    *
     
    Alexej stand fassungslos vor der offenen Käfigtür, wie erstarrt blickte er in den leeren Käfig hinein, doch dann kam Leben in den Mann. Laut brüllend rannte er über das Zirkusgelände und schreckte alle auf.
    „Die Löwen sind los!“
    „Was ist los?“ Cedric kam aus seinem Wohnwagen heraus und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Was hast du gesagt?“
    „Zwei Löwen sind ausgebrochen, die Käfigtür ist offen, und Dina und Sheba sind weg.“
    Das waren, wie Cedric wusste, Alexejs besondere Lieblinge, zwei Löwendamen, die von der Geburt an aufgezogen hatte, und die unter seinen Händen verschmust wie Hauskätzchen waren.
    Cedric wurde übel, als er daran dachte, was passieren könnte, wenn die Löwinnen in die Stadt entkommen waren. Sie mochten bei Alexej lieb und brav sein, aber

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