Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
Lamont nahm sich vor, später noch einmal mit ihr zu sprechen. Doch zuerst würde er noch einmal mit Pat reden müssen, ein Gedanke, der ihm gar nicht so unangenehm war, wenn er auch ein ungutes Gefühl dabei hatte, die Wahrheit über das Gerücht herauszufinden. Konnte es wirklich sein, dass Pat sich mit dem Mann einer anderen Frau eingelassen hatte? Dann hätte sie auf jeden Fall ein Motiv, einen Anschlag auf Eve zu unternehmen. Auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass diese zarte junge Frau etwas damit zu tun haben könnte.
*
„Das ist einfach absurd“, empörte sich Pat. „Absoluter Unsinn. Wer immer das aufgebracht hat, kann nicht ganz gescheit sein. Stuart und ich ein Verhältnis? Niemals!“, beteuerte sie und fing gleich drauf an zu lachen. „Das ist so ein haarsträubender Unsinn, dass es kein normaler Mensch glauben würde. Stuart würde niemals eine andere Frau auch nur ansehen. Er ist so sehr in Eve verliebt, dass es schon fast an Besessenheit grenzt.“
„Dann will ich meine Frage anders formulieren“, sagte Keith. „Hatten Sie Differenzen mit Eve McNeill?“
Pat zögerte einen Augenblick, nickte dann aber. „Ja, ein wenig schon. Sie nimmt es mir übel, dass Angus mich vorgezogen hat für den dreieinhalbfachen Salto. Angus weiß, dass Eve ihn niemals schaffen kann, das ist einfach nicht möglich. Aber eine Trapeznummer braucht einen Star. Und so baute er mich auf. Das ist allerdings kein Grund, mir etwas darauf einzubilden.“
„Glauben Sie auch, dass Mrs. McNeill den Salto mortale nicht schaffen kann?“
Pat zögerte mit der Antwort, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Und ich will mir darüber auch kein Urteil erlauben, das weiß Angus vermutlich besser.“
Keith seufzte. „Ihnen ist klar, dass Sie im Augenblick für mich die Tatverdächtige Nummer eins sind?“
„Was soll ich dagegen tun?“, fragte Pat unglücklich. „Ich kann Sie wohl kaum daran hindern, auch wenn es ausgemachter Unsinn ist. Aber ich sage Ihnen, ich war es nicht.“
„Sobald der Rest ihrer Truppe zurückkommt, werde ich mit ihnen reden, und auch mit Mrs. McNeill im Krankenhaus. Vielleicht ward doch dann einiges klarer.“
Pat schaute ihn fast verzweifelt an. „Was soll ich noch tun? Was soll ich sagen? Ich kann nur wiederholen, ich bin es nicht gewesen. Aber ich kann meine Unschuld natürlich nicht beweisen.“
Der Inspector ging mit seiner Assistentin davon, und als beide draußen waren, schaute Janet ihren Chef fragend an. „Sie mögen sie auf den ersten Blick, ja?“
„Ist das so offensichtlich?“, fragte er etwas verlegen.
„Für jemanden wie mich, der Sie lange kennt, ist das nicht zu übersehen.“
„Dann bleibt das auch unter uns, ja?“
„Aber sicher“, seufzte Janet ergeben.
*
Auch die Befragung der anderen Mitglieder der Flying Generations ergab nichts Neues. Angus McNeill bestätigte die Worte von Pat, dass es kleine Querelen gegeben hatte, weil Eve vom Neid auf Pat geplagt wurde. Doch das war nichts Ernstes, so versicherte er. Stuart verneinte vehement die Andeutung eines Verhältnisses mit einer anderen Frau, sei es nun Pat oder sonst jemand. Und beide beharrten darauf, dass das Trapez hundertprozentig sicher aufgebaut worden war.
Jede Ermittlung erwies sich im Moment also als Sackgasse, und auch die wissenschaftliche Untersuchung bei der Polizei ergab nichts Neues. Es wurde sogar eingeräumt, dass es sich um einen Materialfehler handeln könnte.
Und so stand Keith einigermaßen ratlos da und war eigentlich entschlossen, den ganzen Vorfall als Unfall in seinen Bericht einzutragen und die Ermittlungen einzustellen, als er bei einer Routineanfrage in Bezug auf Patricia Lionheart feststellen musste, dass das augenscheinlich nicht ihr richtiger Name war, und dass er in genau diesem Punkt noch einmal nachhaken musste.
Was hatte die junge Frau zu verbergen? Warum hatte sie ihm als Polizisten nicht ihren richtigen Namen genannt?
*
„Eines Tages werden deine geliebten Kätzchen dich anfallen und in Stücke reißen“, rief Pat erregt. „Was du da von ihnen verlangst, das ist nicht richtig, das ist wider die Katzennatur.“
„Das musst du gerade sagen“, widersprach Alexej. „Du hast scheinbar mehr Ahnung von Raubkatzen als ich.“
„Ich bin lange genug beim Zirkus, um zu wissen, was man mit ihnen machen kann und was nicht, und auch, was sie mögen und was nicht. Aber wenn du von ihnen verlangst durch einen Feuerreifen
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