Tod auf der Fähre (German Edition)
Männer.»
«Ich meine doch, wie er ist. Überheblich, kaltschnäuzig, charmant?»
«Er war sehr liebenswürdig. Bis auf einen Punkt. Er hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er mich wie eine Fliege zerquetscht, wenn ich nicht die Finger von seiner Tochter lasse.»
«Was hast du ihm daraufhin gesagt?»
«Dass ich ihn verstanden hätte.»
Was auch immer das bedeuten mag, dachte Monika. Ferrari gähnte und sein Blick verlor sich in der Weite der Nacht. Sein Schädel brummte. Er brauchte dringend mal Urlaub und morgen, ja morgen brauchte er einen klaren Kopf. Ferrari griff zur Weinflasche und schenkte sich nach.
10. Kapitel
Der Mord war nicht mehr das Gesprächsthema Nummer eins in der «Basler Zeitung». Der regnerische Sommer und das bevorstehende musikalische Grossereignis, das Rolling-Stones-Konzert im St. Jakob-Park, hatten Frank Brehm von der Titelseite verdrängt. Auch im Präsidium liefen die Vorbereitungen für das Konzert an. Ein kleines erlesenes Gremium ackerte die Fahrtroute vom Hotel ins Stadion durch. Nicht auszudenken, wenn einem Verrückten ein Attentat auf die Superstars gelänge. Der Polizeikommandant hatte das Sicherheitsdispositiv zur Chefsache erklärt und seine besten Leute rund um die Uhr zur Bewachung der Stones abkommandiert. Was dies den Steuerzahler kostet, darf man gar nicht nachrechnen, dachte der Kommissär. Andererseits war die Publizität, die das Konzert der Stadt einbrachte, auch nicht zu verachten.
Beim Stichwort Konzert fiel Ferrari ein, dass er gestern Abend vergessen hatte, Nikki die Anastacia-Tickets feierlich zu überreichen. Wahrscheinlich wäre es auch nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.
Baer liess im Büro wieder einmal auf sich warten. Und was war eigentlich mit Borer los? Der Staatsanwalt hatte sich seit Beginn der Untersuchungen nur einmal gemeldet. Ferrari vermutete, dass er sich die Informationen direkt bei seinen beiden Studienkollegen Hans Hauswirth und Olivia Vischer besorgte. Beim kleinsten Fehltritt würden sie sich aufs Schärfste über ihn beschweren. Eine heikle Angelegenheit.
Eine Mitarbeiterin des Sekretariats übergab Ferrari eine Mappe.
«Baer lässt sich entschuldigen. Er liegt mit einer Grippe im Bett. Ich soll Ihnen dies geben.»
Ferrari bedankte sich und begann die Akten zu studieren. Es war der Bericht der Spurensicherung, die Brehms Atelier akribisch untersucht hatte. Den Ergebnissen zur Folge war Frank Brehm im Atelier ermordet und danach von seinem Mörder oder seinen Mördern auf die Fähre geschleppt worden. In einem Schrank hatte man Aufputsch- und Beruhigungsmittel gefunden, die mit Brehms Blutergebnissen übereinstimmten. Ferrari entschloss sich, selbst einen Augenschein vom Atelier zu nehmen.
Die Kaserne lag direkt am Rhein, unweit der Klingentalfähre. Die ehemaligen Truppenunterkünfte im ersten und zweiten Stock des Haupttraktes waren zu Ateliers umfunktioniert worden. Es gab im Erziehungsdepartement lange Wartelisten für diese Werkräume. Man munkelte gar, dass man nur mit Beziehungen ein solches Atelier bekam. Letzteres hatte Baer in seinem Bericht natürlich nicht erwähnt … Im Parterre befand sich ein Ausstellungsraum, der immer mehr an Bedeutung gewann, seit sich die Kunsthalle der internationalen Kunst verschrieben hatte. Eine sinnvolle Art, ein militärisches Bollwerk heutzutage zu nutzen, dachte Ferrari. Zuerst kriegerische Generäle und nun mehr oder weniger friedfertige Künstler. Ferrari klingelte wahllos bei einem Künstler und, da niemand öffnete, beim nächsten. Beim vierten Anlauf hatte er Erfolg. Er ging die Treppe hoch zu Brehms Atelier in der ersten Etage.
«He du! Hast du bei mir geläutet?», schrie ein bärtiger Mitfünfziger, der im Türrahmen des Nachbarateliers von Frank Brehm stand. Ferrari winkte ihm freundlich zu.
«Entschuldigen Sie, ich wollte zu Frank Brehm.»
Misstrauisch näherte sich der untersetzte Mann.
«Weisst du es denn nicht? Brehm ist tot.»
«Doch, ich weiss.»
«Und trotzdem willst du in sein Atelier?»
Das Misstrauen des Mannes verstärkte sich und steigerte sich ins Unermessliche, als Ferrari die Versiegelung aufbrach und einen Schlüssel zückte, um das Atelier zu öffnen.
«Wie kommst du an den Schlüssel?»
«Den habe ich von Herrn Brehm», sagte Ferrari, wenn auch vom toten Brehm, fügte er in Gedanken hinzu.
«Von Frank? Das glaube ich nicht. Nicht mal der Teufel hatte einen Schlüssel zu seinem Atelier. Ich habe selber gesehen, wie er kürzlich das
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