Tod auf der Fähre (German Edition)
Schloss auswechseln liess. Da stimmt doch etwas nicht. Wenn du mir nicht auf der Stelle sagst, wer du bist, rufe ich die Polizei.»
«Das wird nicht notwendig sein», brummte Ferrari und hielt dem Mann seinen Ausweis unter die Nase.
«Ah, von der Schmier bist du.» War er bisher misstrauisch, wurde seine Haltung jetzt ablehnend.
«Kannten Sie Frank Brehm, Herr …?»
«Hertz. Wie der Autovermieter, nur hab ich nichts mit ihm gemein.»
«Kannten Sie ihn gut?»
«Wie man sich so kennt, hier drinnen. Wir kennen uns alle. Wir arbeiten Tür an Tür. Manchmal geht man auf einen Schwatz zu einem Kollegen. Man wird manchmal inspiriert.»
«Waren Sie oft bei Herrn Brehm?»
«Nein, nur zwei … drei Mal. Frank war ein Einzelgänger, hat keinen Kontakt gesucht. Er war auch nicht mehr viel hier.»
«Ach ja? Das wusste ich nicht.»
«Er war mehr in Paris. Grosse Künstler oder solche, die sich wichtig nehmen, haben ein Atelier in Paris», zischte er neidisch. «Aber das nutzt ihm jetzt auch nichts mehr. Ein Schlag und vom grossen Brehm ist nichts mehr übrig geblieben. Bald wird er kremiert und, husch, seine Asche vom Wind weggeblasen.»
Ferrari erschauderte ob den makabren Gedanken.
«Kennen Sie seinen Assistenten? Wie heisst er noch?»
«Herbie? Na, Assistent ist dafür ein grosses Wort. Er war sein Mädchen für alles. Ich habe ihm immer gesagt, wenn du dem Meister den Arsch putzen musst, dann bedankst du dich auch noch bei ihm.»
«So unterwürfig?»
«Das ist das Vorwort. Herbie gehorchte nur einem Gott, nämlich Frank Brehm. Wenn Sie die beiden gesehen hätten, wie der Herr mit seinem Hund. Und so wurde Herbie auch behandelt.»
«Und Herr … äh … Kuhn, Herbert Kuhn», Ferrari war der Name, den ihm Wohlfahrt genannt hatte, wieder eingefallen, «dieser Kuhn hat sich das gefallen lassen?»
«Alles, wirklich alles. Wenn ich mir vorstelle, was Herbie für Frank alles getan hat. Wir haben ihn immer deswegen hochgenommen. Wir haben ihn gehänselt, gefragt, ob er schwul sei. Aber damit wäre er bei Frank nicht angekommen.»
«Ist Herr Kuhn homosexuell?»
«Nein, er ist nur ein dummes Arschloch!»
«Weshalb sind Sie sicher, dass Herr Kuhn nicht schwul ist?»
«Er stellte uns vor einigen Monaten seine Freundin vor. Bildhübsch und intelligent dazu, das hätten wir dem Kriecher gar nicht zugetraut. Und wie er sie anhimmelte. Wir haben bereits gescherzt, dass Brehm es in Zukunft verdammt schwer haben würde, weil Kuhn nun eine neue Herrin hatte.»
«Wo finde ich Herrn Kuhn?»
«Ich glaube, er hat eine Zweizimmerwohnung in der Grienstrasse. Lass das arme Schwein in Ruhe. Er ist in zweifacher Hinsicht durch den Wind.»
«Durch den Tod von Brehm?»
«Ja und durch den Umstand, dass seine Freundin seit einigen Tagen in der Klapsmühle sitzt.»
«Sie meinen bestimmt die Psychiatrische Universitätsklinik. Wissen Sie, weshalb sie sich dort befindet?»
«Weshalb befindet man sich wohl in der Psychiatrischen?», äffte Hertz den Kommissär nach. «Weil sie gaga ist … wird mit dem Leben nicht mehr fertig, das Mädchen. Und Kuhn hat sie mit seinen Problemen auch noch vollgequatscht. Irgendwann läuft das Fass bei jedem über und, peng, du schluckst eine Menge Tabletten, landest in der Klapsmühle oder du setzt dir den goldenen Schuss und findest dich auf dem Friedhof Hörnli wieder.»
«Wenn Sie Frank Brehm charakterisieren müssten, wie würden Sie ihn beschreiben?»
«Ein geniales Arschloch!»
«Ist das alles?»
«Reicht das nicht? Er war kein Picasso, kein Matisse und kein Braque. Aber er war Frank Brehm, der geniale Künstler und die grösste Sau, die ich je kennen gelernt habe.»
Ohne sich zu verabschieden, watschelte Hertz davon.
«He, Herr Hertz, ich habe noch eine letzte Frage.»
Er drehte sich nicht einmal um, winkte nur ab, zum Zeichen, dass bei ihm nichts mehr zu holen war.
«Herr Hertz! Hat Herbert Kuhn auch gemalt?»
Hertz hielt inne, drehte sich abrupt um und stiefelte zum Kommissär zurück.
«Herbie? Herbie ist ein begnadeter Künstler. Und die Sau hat ihn nie hochkommen lassen.»
«Aber ihr anderen, habt ihr das Kuhn nie gesagt?»
«Und ob! Immer wieder. Aber nur was der Meister sagte, wurde vom Schüler aufgesogen. Brehm war weg vom Fenster. Der Mann war durch den Schornstein.»
«Sie meinen, er war ausgebrannt?»
«Mehr als das. Er konnte nicht mal mehr einen Pinsel halten. Am Abend schluckte er haufenweise Aufputschmittel, damit er den Schwanz hochbekam, und am Morgen, wenn nichts
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