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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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der Polstergruppe an Francesco.
    «Eigentlich ist sie ja süss, unsere Kleine, nicht wahr, Francesco?»
    «Sehr süss, Liebes. Ich habe gar nicht gewusst, dass die Grossmütter angesagt waren.»
    «Ein Überraschungsbesuch. Sie sind zusammen einkaufen gegangen und haben mich dann besucht. Es ist ja eigentlich nett von den beiden. Ich bin froh, dass sie in ihrem Alter noch so voller Tatendrang sind. Aber sie gehen mir manchmal ganz schön auf den Wecker. Lass uns bitte das Thema wechseln, Francesco. Es ist vorbei. Es geht mir wieder besser. Wie kommst du mit deinem Fall voran?»
    «Nicht besonders gut. Es gibt verhältnismässig viele Personen, die als Täter in Frage kommen. Frank Brehm war ein ziemliches Ekelpaket, sehr exaltiert und egozentrisch.»
    «Ein Künstlerleben ist meist nicht einfach. Stell dir vor, du müsstest jeden Tag kreativ sein, und zwar auf hohem Niveau. Es muss dir immer etwas Neues einfallen. Wenn dir nichts mehr einfällt, schwupp, dann bist du erledigt. Die Konkurrenz ist gross.»
    «Das mag schon sein. Aber gibt dies einem Menschen das Recht, auf anderen herumzutrampeln?»
    «Natürlich nicht. Aber als Künstler gehst du oft jahrelang unten durch und verzichtest auf vieles. Du klopfst bei vielen Galeristen an, wenn du Glück hast, mit einigem Erfolg, wenn du Pech hast, tingelst du dein ganzes Leben lang als verkanntes Genie mit deinen Werken in Sammel- und Weihnachtsausstellungen herum. Hast du grosses Glück wie Frank Brehm …»
    «Alle bescheinigen ihm ein aussergewöhnliches Talent. Das hat mit Glück nichts zu tun.»
    «Ha, was glaubst du, wie viele Frank Brehms auf dieser Welt herumlaufen, die keine Mäzenin wie Olivia Vischer gefunden haben? Glaubst du wirklich, dass Frank Brehm ohne die Familie Vischer zu dem geworden wäre, was er ist … war?», korrigierte sie sich.
    «Vielleicht nicht. Aber nach deiner Aussage wird jeder Künstler nur durch Glück und Beziehungen berühmt.»
    «Nicht jeder, aber viele. Nimm Frank Brehm als Beispiel. Auf der Suche nach einer Galerie wird er von überheblichen Kunstexperten und solchen, die glauben, es zu sein, abgewiesen. Endlich bekommt er von Wohlfahrt eine Chance. Aber zu welchem Preis?»
    «Zu welchem Preis? Das weiss ich nicht. Du wirst es mir sicher gleich sagen. Und komm mir nicht damit, dass er mit Wohlfahrt ins Bett gestiegen sei. Wohlfahrt ist verheiratet.»
    «Wohlfahrt interessiert sich nur für eines, Geld und nochmals Geld. Wohlfahrts Verträge sind knallhart. Und bevor ein Künstler bei Schneider & Wohlfahrt ausstellt, unterschreibt er einen Knebelvertrag. Damit ist er von den Galeristen abhängig. Frank Brehm erkannte nur seine einmalige Chance, bei einer erstklassigen Galerie auszustellen. Er nutzte sie und war damit angekettet.»
    «Wohlfahrt hat mir gesagt, dass er vierzig Prozent bekommt.»
    «Die nimmt er bestimmt und noch zwanzig dazu. Vielleicht nicht cash. Aber er lässt sich bestimmt einen Teil der Ausstellungskosten bezahlen, die Einladungskarte etwa oder den Katalog, wenn er einen herausgibt. Oft gehen bei einer Ausstellung die Einnahmen des ersten verkauften Bildes ganz in die Kasse der Galerie. Und meistens ist es ein grosses Bild.»
    Ferrari pfiff durch die Zähne.
    «Und irgendwann», fuhr Monika fort, «irgendwann bist du ganz oben. Du hast dir deinen Platz an der Sonne erkämpft. Und dann beginnst du nach unten zu treten. Du trittst all diejenigen, die dich getreten haben. Und du trittst all diejenigen, die dir deinen Platz streitig machen könnten. Und vor lauter Treten kommst du gar nicht mehr dazu, kreativ zu sein. Du siehst überall Gespenster, Feinde, die nur ein Ziel verfolgen, dich zu vernichten.»
    Ferrari schenkte Wein nach und griff nach einem Käsebrot, das Monika aus der Küche geholt hatte. Einen Moment lang war nichts zu hören. Nicole schien zu schlafen und auch die Stimme aus der Stereoanlage war verstummt. Die Stille tat gut.
    «Wenn das stimmt, dann bin ich froh, nur ein einfacher Polizist geworden zu sein. Deine Erzählung erinnert mich ein wenig an Sodom und Gomorrha», nahm Ferrari das Gespräch wieder auf.
    «Ich würde es eher Genie und Wahnsinn nennen. Eine schwierige Mischung.»
    «Man hat es als Polizist auch nicht immer leicht. Vor allem bei so einem brisanten Fall.»
    «Borer?»
    «Nein. Aber heute war ich bei seiner Exzellenz persönlich, bei Albert Vischer.»
    «Komm, mach es nicht so spannend. Was ist das für ein Mensch?»
    «Er würde dir gefallen. Du stehst ja auf grauhaarige

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