Tod auf der Fähre (German Edition)
Geld wechseln, Schweizer Franken in US-Dollar. Höflich, aber bestimmt wurde ihm zu verstehen gegeben, dass er nicht am richtigen Ort sei. Man empfahl ihm, doch am Bahnhof das Geld zu wechseln. Damals wie heute schoss ihm das Blut in den Kopf. Anscheinend musste man einige Millionen sein Eigen nennen, um in diesen erhabenen Gemäuern bedient zu werden.
Professor Rebholz wohnte mit seiner Frau in Riehen. Der Kommissär meldete sich telefonisch an, vermied es aber bewusst, seinen Beruf und den Grund des Besuchs zu nennen. Nach einigen Minuten wurde ihm mitgeteilt, dass Frau Rebholz nicht zu sprechen sei. Erst als er insistierte und den Namen Frank Brehm ins Gespräch einfliessen liess, wurde er durchgestellt. Beatrice Rebholz wollte, wie sie versicherte, gerade in die Stadt fahren und schlug ein Treffen im Café «Schiesser» am Marktplatz vor, in einer halben Stunde.
Trotz Regen versammelten sich einige Touristen vor dem Rathaus. Interessiert schienen sie ihrem wild gestikulierenden Stadtführer zu lauschen und tauchten Minuten später im Schutze des Innenhofes in die Vergangenheit ab. Mitten auf dem Platz scheuchten Kinder Tauben auf, ihnen konnte das schlechte Wetter nichts anhaben. Am Eingang des Cafés wurde Ferrari von einer älteren, beleibten Dame angerempelt und zur Seite geschoben. Diese Dame hat wahrscheinlich nur Kaffee und Kuchen im Kopf, dachte er. Keinen Sinn für die Schönheit dieses Platzes, geschweige denn für die Architektur und die Geschichte.
Er folgte der Frau die Treppe hoch in den ersten Stock und schaute sich im Café nach Beatrice Rebholz um. Er erkannte die Bankiersgattin auf Grund einiger Pressebilder. Vor ungefähr zwei Jahren hatte sie den Bankier Anton Rebholz geheiratet. Nicht aus Liebe, wie getuschelt wurde, sondern aus reiner Geldgier. Ferrari wusste nicht, was er von den Gerüchten halten sollte. Als Aufhänger der Gerüchteküche musste der Altersunterschied von dreissig Jahren herhalten. Für die Regenbogenpresse war die Affäre ein Fressen gewesen. Monatelang wurde das ehemalige Fotomodell als Schmarotzerin verleumdet und zur Erbschleicherin gestempelt, obwohl der Bankier sich bester Gesundheit erfreute. Der alte Bankier hielt sich in der Öffentlichkeit vornehm zurück. Nach der Hochzeit waren die bissigen Kommentare schlagartig verstummt.
Beatrice Rebholz, eine grosse, schwarzhaarige Schönheit, begrüsste den Kommissär flüchtig. Sie sicherte sich mit nervösen Blicken nach links und rechts ab. Anscheinend befürchtete sie, erkannt zu werden. Für einen kurzen Augenblick nahm sie ihre dunkle Sonnenbrille ab.
«Ich habe wenig Zeit, Herr Ferrari. Um was geht es?»
Ferrari bestellte ein Glas Mineralwasser. Er musste vorsichtig und mit viel Taktgefühl vorgehen.
«Ich ermittle im Mordfall Brehm und möchte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Wenn es Ihnen hier unangenehm ist, können wir unser Gespräch gerne an einem anderen Ort weiterführen.»
«Ob hier oder anderswo, das spielt keine Rolle. Was möchten Sie wissen?»
«Sie kannten Frank Brehm?»
«Wie man sich eben so kennt in der Basler Szene.»
«Mir ist nicht ganz klar, wie ich das ‹wie man sich so kennt› verstehen soll.»
«Man trifft sich an einer Vernissage oder im Theater. Es sind immer etwa die gleichen Leute, denen man an Anlässen begegnet.»
«Und Sie sind Herrn Brehm einige Male an solchen Anlässen begegnet?»
«Genau. Mal bei Schneider & Wohlfahrt, mal in der Kunsthalle, auch schon in Paris.»
«Frau Rebholz, ich möchte nicht taktlos erscheinen, aber kannten Sie Herrn Brehm nicht ein wenig besser?»
«Besser?» Sie trank langsam einen Schluck Kaffee, um ihre Strategie neu zu überdenken.
«Was heisst schon besser, wir kannten uns eben.»
Der Kommissär begann zu schwitzen. Er hasste diese Situationen. Er wusste, dass er sie jetzt mit ihrem Verhältnis zu Frank Brehm konfrontieren musste.
«Ich … wir haben einige Anhaltspunkte dafür … dafür, dass Sie und Frank Brehm mehr als nur gute Freunde gewesen sind.»
«Das stimmt nicht, das sind üble Verleumdungen!»
«Frau Rebholz, ich garantiere Ihnen, dass dieses Gespräch unter uns bleibt. Es wird nichts davon nach aussen dringen, auch nicht zu Ihrem Mann.»
Die Anspannung in ihrem Gesicht liess sichtbar nach.
«Woher wissen Sie es, das mit dem Verhältnis?»
«Erlauben Sie mir bitte, dass ich Ihnen dies verschweige. Es wäre gegenüber meinem Informanten nicht korrekt. Es stimmt also, dass Sie und Herr Brehm mehr füreinander
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