Tod auf der Fähre (German Edition)
nicht in Armut zu leben, hatte er mit Hauswirth einen Pakt geschlossen. Wenn die Geschichte von Beatrice Rebholz tatsächlich stimmte, und Ferrari zweifelte nicht daran, dann würde ihn diese neue Liebe zum Mörder führen. Was hatte Olivia Vischer gewusst oder vermutet und wie ernst nahm sie ihre Konkurrentin? Und wer sonst kannte den Namen der geheimnisvollen Dame? Vielleicht Herbert Kuhn.
20. Kapitel
Telefonisch konnte der Kommissär Herbert Kuhn nicht erreichen. Er war anscheinend nicht zu Hause oder nahm keine Gespräche entgegen. Ferrari hinterliess auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht und entschloss sich, sein Glück bei Olivia Vischer zu versuchen. Vorsichtshalber informierte er den Staatsanwalt über seine nächsten Schritte. Zudem telefonierte er mit Hauswirths Sekretärin und teilte ihr mit, dass er auf dem Weg zu Frau Vischer sei. Der Anwalt leite eine wichtige Sitzung und sei deshalb unabkömmlich, wurde ihm mitgeteilt.
Ferraris Überraschung hielt sich in Grenzen, als ihm Hauswirth die Haustür der Villa Vischer öffnete.
«Guten Tag, Herr Dr. Hauswirth. Ich vermute, dass Sie meine Nachricht erhalten haben.»
«Guten Tag, Herr Ferrari. Bitte treten Sie ein. Frau Vischer erwartet Sie bereits.»
Nach einigen banalen Floskeln kam Ferrari zur Sache.
«Wenn Sie erlauben, möchte ich Ihnen noch einige Fragen stellen, die mich seit heute beschäftigen.»
«Bitte, Herr Ferrari. Einen Drink?»
«Vielen Dank, im Augenblick nicht.»
«Jetzt fehlt nur noch der Satz ‹Ich bin im Dienst› und das Klischee des Fernsehkommissars ist perfekt», scherzte sie.
«Es lag mir auf der Zunge, aber ich konnte es gerade noch runterschlucken. Frau Vischer, kannten Sie die Freundinnen Ihres Mannes … ich meine, alle?»
«Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich musste ja seine Eskapaden immer wieder auslöffeln.»
«Er ist also laufend in Schwierigkeiten geraten.»
«Immer wieder und ausgebadet habe ich es.»
«Wussten Sie, dass sich Herr Brehm von Ihnen scheiden lassen wollte?»
«Frank?» Sie lachte hysterisch. «Hast du das gehört, Hans? Frank wollte sich von mir scheiden lassen.»
«Olivia, er sprach immer wieder mit mir darüber.»
«Hör auf, Hans. Du weisst so gut wie ich, dass er praktisch mittellos gewesen ist. Und auf alles hätte Frank verzichtet, aber nicht auf mein Geld.»
«Erzählen Sie bitte von unserem Gespräch, Herr Dr. Hauswirth.»
«Von welchem Gespräch?»
«Von dem Geschäft, das Sie mit Herrn Brehm einfädelten, oder besser von dem Deal, den Sie zusammen abschlossen.»
«Ich weiss nicht, wovon Sie sprechen, Herr Ferrari. Ich muss Sie jetzt dringend bitten, das Anwesen zu verlassen.»
«Ich nehme an, dass Herr Dr. Hauswirth befugt ist, mich aus Ihrem Haus zu weisen, Frau Vischer. Dann weiche ich der Gewalt.»
Olivia Vischer ergriff seinen Arm.
«Bleiben Sie! Ich will wissen, worüber Sie beide gerade sprechen. Und behandelt mich nicht wie Luft. Ich verlange jetzt auf der Stelle eine Antwort.»
«Olivia, das ist ein Bluff. Siehst du denn nicht, dass er einen Keil zwischen uns treiben will?»
Frau Vischer schenkte sich einen Whisky ein.
«Hans! Ich will wissen, was hier vorgeht. Herr Ferrari, bluffen Sie?»
«Es ist kein Bluff, Frau Vischer. Dr. Hauswirth ist Ihnen eine Erklärung schuldig.»
«Du hast es gehört, Hans. Nun aber raus mit der Sprache.»
«Es ist nichts, reiner Unfug. Sieh ihn dir doch an. Er spielt Katz und Maus mit uns.»
«Dann sind Sie jetzt dran, Herr Ferrari. Was für einen Deal hat Hans meinem Mann angeboten?»
«Ich werde so sachlich wie irgend möglich rekapitulieren, was mir Dr. Hauswirth erzählte. Es existiert davon übrigens ein Protokoll, wobei ich zugeben muss, dass Dr. Hauswirth das Protokoll nicht unterschrieben hat.»
«Siehst du, ein fiktives Protokoll. Alles, um mich fertig zu machen.»
Ferrari war darauf gefasst, dass ihn der Anwalt tätlich angreifen würde. Als dies wider Erwarten nicht geschah, erzählte er weiter.
«Frank Brehm wollte sich von Ihnen scheiden lassen, das muss ich leider bestätigen. Ich erfuhr es durch Dr. Hauswirth und durch eine Exgeliebte Ihres Mannes, die mir nicht den Anschein vermittelte, dass sie sich mit ihrer Aussage an jemandem rächen wollte.»
«Und wovon wollte mein Mann leben? Er war pleite. Sehen Sie sich seine Kontoauszüge an. Seine Kreditlimite war vollständig ausgeschöpft. Sie können mir erzählen, was Sie wollen, aber Frank hätte nie, ich betone, niemals, auf seinen Lebensstandard
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