Tod auf der Fähre (German Edition)
Hand.»
«Man weiss nie, Herr Dr. Hauswirth. Ach ja, noch etwas. Aus welchem Grund waren Sie in der Mordnacht im Atelier bei Frank Brehm?»
«Ich? Schon wieder so ein Bluff. Hören Sie doch bitte mit Ihren billigen Tricks auf.»
«Sie wurden vom Ateliernachbarn gesehen, Herr Dr. Hauswirth», pokerte der Kommissär weiter.
«Vom Ateliernachbarn? Das ist ein Irrtum.»
«Irrtum ausgeschlossen. Er hat sie eindeutig identifiziert. Also, weshalb waren Sie dort?»
Hauswirth rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
«Frank … Frank bestellte mich in sein Atelier», gestand er leise.
«Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein?»
«Es war so. Frank wollte mich sprechen.»
«Weshalb?»
«Er war total am Ende und mit der Scheidung einverstanden.»
«So plötzlich? Das klingt nicht besonders einleuchtend.»
«Aber es ist die Wahrheit.»
«Weshalb haben Sie das nicht schon längst gesagt? Das würde Sie doch entlasten. Wenn er mit der Scheidung einverstanden gewesen wäre, hätten Sie Ihr Ziel erreicht. Warum also die Geheimniskrämerei?»
«Ich wollte nicht in diesen Fall hineingezogen werden. Das verstehen Sie doch sicher, ein Mann in meiner Position. Ich war wahrscheinlich der Letzte, mit Ausnahme des Mörders, der Frank lebend gesehen hat.»
«Weshalb wollte er sich scheiden lassen?»
«Ich nehme an, er brauchte dringend Geld. Wir heckten zusammen einen Plan aus, wie Frank ans Geld kommen sollte. Und als Gegenleistung hätte er sich scheiden lassen und wäre endlich aus Olivias Leben verschwunden.»
«Wie sah dieser Plan aus?»
«Vor einigen Jahren hatte Olivia die Idee, Frank ein eigenes Museum einzurichten. Über eine Stiftung, die sie gründen wollte, die Fondation Brehm. Als Frank davon hörte, rastete er total aus. Er brauche keine Gruft für seine Kunst. Museen seien etwas für Tote. Und er würde noch hundert Jahre leben. Na ja, nicht ganz, wie wir wissen … Olivia wollte ihm vor Baubeginn fünfzehn Millionen Franken zur Verfügung stellen, damit er in Ruhe arbeiten konnte. Nur, das wusste Frank nicht. Ich erzählte ihm davon und schlug vor, er solle dem Bau des Museums zustimmen. Ich hätte Olivia die frohe Botschaft überbracht und mich gleichzeitig als Präsident der Stiftung eingebracht.»
«Und Sie glauben, Brehm hätte seinen Teil der Abmachung eingehalten?»
«Ja. Ihm war klar, dass er das Geld erst nach der Scheidung bekommen würde.»
«Das wäre doch aufgefallen! Und überhaupt, Olivia Vischer hätte nie und nimmer in die Scheidung eingewilligt.»
«Ich wiederhole mich gern, Olivia vertraut mir blind. Sie kümmert sich nie um Geldtransaktionen. Und was die Scheidung betrifft, Frank hätte sich durchgesetzt. So lange Terror gemacht, bis Olivia nachgegeben hätte. Oder die ganz fiese Masche rausgekehrt. So in der Art: ‹Lass mich bitte gehen. Ich verkümmere, wenn ich nicht frei bin.› Frank war sehr raffiniert. Es wäre ein Geschäft mit lauter Gewinnern gewesen.»
«Mit einer Ausnahme, Olivia Vischer! Eine ziemlich miese Tour das Ganze.»
«Wie Sie meinen, Herr Ferrari. Inzwischen braucht es ja keine krummen Touren mehr. Dem Mörder sei Dank.»
«Was wollte Brehm mit dem Geld anfangen?»
«Leben und saufen in vollen Zügen, bis ihn der Teufel holt … bloss der hat nicht lange auf sich warten lassen. Was für ein Verlust! Ein Jammer ist das.»
Hauswirth driftete in weitere Geschmacklosigkeiten ab. Ferrari war froh, das Gespräch beenden zu können. Es würde schwierig werden, den Fall aufzuklären. Besonders, wenn der Täter womöglich Dr. Hans Hauswirth hiess. Der Anwalt hatte sich voll im Griff und liess sich kein bisschen einschüchtern. Sogar Ferraris Bluff hatte er elegant gekontert. Der Mann war entweder wirklich unschuldig oder aber ein ganz eiskalter, raffinierter Mörder, der nur zu genau wusste, dass man ihm nichts nachweisen konnte.
19. Kapitel
Ferrari suchte sich die Adresse von Beatrice Rebholz heraus. Langsam ärgerte er sich, dass Baer noch immer krank spielte. Er hätte ihm einiges abnehmen können. Der Kommissär nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit dem Patienten einen unangemeldeten Besuch abzustatten. Und sollte sich sein Verdacht bestätigen, würde er um dessen Versetzung bitten. Genau. Und zum wiederholten Mal eine Sekretärin beantragen.
Professor Anton Rebholz war Generaldirektor und Mehrheitsaktionär einer der grössten Schweizer Privatbanken, die sich auf die Vermögensverwaltung spezialisiert hatte. Vor Jahren wollte Ferrari in dieser Bank
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