Tod auf der Fähre (German Edition)
Herbert Kuhn und vor allem Isabelle Piatti. Das sind nur vier, die ich in der kurzen Zeit aufzählen kann. Wie viele Frauen hat er noch vergewaltigt, die es tapfer ertrugen und dazu schwiegen?»
«Die meisten warfen sich ihm an den Hals.»
«Sicher, aber der Mann spielte Schicksal. Er wusste seine Macht einzusetzen, hat immer nur genommen, was er wollte. Ganz egal, wer dadurch auf der Strecke blieb. Grauenhaft. Was geschieht nun mit Herbert Kuhn?»
«Ich werde ihn morgen ins Untersuchungsgefängnis überführen.»
«Du hast ihn noch nicht verhaftet?»
«Doch, eigentlich schon. Er sitzt in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik.»
«Francesco, was willst du jetzt tun?»
«Was ich tun werde? Was kann ich denn tun? Ich muss den Fall abschliessen und werde hoffen, dass Kuhn nicht allzu hart bestraft wird.»
«Eigentlich müsste Frank Brehm bestraft werden! Entschuldige, das war dumm von mir.»
«Brehm hat seinen eigenen Untergang eingeleitet. Wahrscheinlich wäre er früher oder später von einem anderen, vielleicht von Dr. Hauswirth, umgebracht worden. Oder er hätte sich zu Tode gesoffen. Ich musste noch nie einen Fall wie diesen untersuchen.»
«Ich weiss. Er liegt dir auch seit Beginn schwer auf. Mehr als alle anderen Fälle. Du hast noch über keinen Fall so oft mit mir diskutiert.»
«Die Sache übersteigt das Mass des Erträglichen. Ich habe zwar einen Täter, aber der eigentliche Täter ist der Ermordete.»
«Hoffentlich sehen das die Richter auch so. Wie lange wird er eingesperrt?»
«Keine Ahnung. Einige Jahre, bei guter Führung ist er vielleicht in sechs Jahren wieder draussen. Aber das ist es nicht, was mir Sorgen macht …»
«Sondern?»
«Er wird nicht lange im Gefängnis sein.»
«Das kapiere ich nicht. Du hast doch gerade gesagt, dass er mindestens sechs Jahre hinter Gittern verbringen muss.»
«Er wird das Eingesperrtsein nicht verkraften. Ich befürchte, dass er sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit umbringen wird.»
«So, wie du ihn mir geschildert hast, wäre das möglich. Er scheint sehr sensibel zu sein.»
«Olivia Vischer hat mich nach Hause gefahren. Sie fragte mich, wie lange er absitzen muss. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie sich nur erkundigte, weil sie auch so denkt wie ich. Er wird nicht einmal die Untersuchungshaft überleben.»
«Dann muss man ihn ständig beobachten lassen.»
«Das geht eine gewisse Zeit. Suizidgefährdete kann man nicht sechs Jahre rund um die Uhr bewachen. Ich bin sehr unglücklich darüber, wie das Ganze endet.»
«Mach dir doch bitte keine Vorwürfe, du hast nur deine Pflicht getan.»
«Habe ich das wirklich?»
«Ganz bestimmt, Francesco.»
Sie küsste ihn auf die Stirn und überliess ihn wieder seinen Gedanken. Monika wusste, dass er die halbe Nacht dasitzen und ins Leere starren würde. Hoffentlich kann er sich mit der Situation abfinden, dachte sie. Stunden später schlich Monika leise ins Wohnzimmer. Ferrari sass noch immer an der gleichen Stelle, die Ellbogen aufgestützt und die Hände wie zum Gebet gefaltet. Es dämmerte bereits, als der Kommissär beschloss, auf Monikas Computer seinen Abschlussbericht zu schreiben und ihn Staatsanwalt Borer vor Arbeitsbeginn auf den Tisch zu legen. Langsam, jedes einzelne Wort abwägend, tippte er den Bericht ein. Er schilderte nochmals den Fund der Leiche, die Ergebnisse der Autopsie, fasste die Aussagen der einzelnen Zeugen und Verdächtigen zusammen und kam dann zum Geständnis des Täters:
Herbert Kuhn gestand am Montag, 3. Juli 2006, vor den Zeugen Isabelle Piatti und Olivia Vischer im Café der Psychiatrischen Universitätsklinik, dass er seinen Arbeitgeber und Freund Frank Brehm mit einer Metallstange, die Brehm zum Anrühren der Farben verwendete, erschlug. Frank Brehm hatte Isabelle Piatti zum Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen gezwungen. Isabelle Piatti erlitt einen schweren Schock. Nach einem Selbstmordversuch wurde sie in letzter Minute in die Psychiatrische Universitätsklinik eingeliefert
.
Nachdem Herbert Kuhn durch Olivia und Albert Vischer erfuhr, dass Frank Brehm seine Freundin vergewaltigt hatte, besuchte Herbert Kuhn das Opfer in der Klinik. Er verliess nach Aussage des leitenden Arztes die Psychiatrische Universitätsklinik in den folgenden Tagen nicht mehr. Es sass die ganze Zeit über, mit Ausnahme einiger weniger Ruhepausen, am Krankenbett des Opfers
.
Nach einigen Tagen stellte Herr Kuhn seinen Freund und Arbeitgeber
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