Tod auf der Fähre (German Edition)
Ich fuhr zu Frank ins Atelier. Wir tranken zusammen ein Glas Wein, er benahm sich wie früher. Wir unterhielten uns über sein letztes Bild. Plötzlich brachte er das Gespräch wieder auf seine Liebe zu mir. Ich fuhr ihm barsch ins Wort und bat ihn, sofort damit aufzuhören. Er begann Herbert zu beschimpfen, er sei ein Versager, eine Niete, ich sei viel zu schade für diesen Idioten. Ich weinte, stand auf und wollte nur noch eines, so schnell wie möglich das Atelier verlassen. Frank riss mich an sich und küsste mich. Ich wehrte mich, so gut ich konnte. Er zerrte mich zu Boden und …» Isabelle begann zu weinen.
«Frank hat sie vergewaltigt … und ich hätte es verhindern können», nahm Olivia das Gespräch auf.
«Sie?»
«Frank und ich stritten uns an diesem Nachmittag heftig. Ich hatte seine Kapriolen langsam, aber sicher satt. Als er wutentbrannt das Haus verliess, wusste ich, dass es zwischen uns aus war. Weibliche Intuition oder wie Sie es auch immer nennen wollen. Ich war fix und fertig und beschloss am Abend, Frank im Atelier aufzusuchen. Als ich die Ateliertüre öffnete, erwischte ich Isa und Frank in flagranti. Die Situation war eindeutig. Frank drehte sich mit wirrem Blick kurz zu mir um, lachte und liess sich nicht weiter stören.»
«Ich … ich konnte mich nicht wehren. Ich war wie gelähmt. Ich habe Olivia gesehen, sie mit Blicken um Hilfe angefleht. Aber ich war nicht in der Lage, zu schreien oder mich sonst wie zu wehren!», schluchzte Isabelle.
«Und ich, ich schätzte die Situation falsch ein. Ich dachte, Isa sei eine seiner Gespielinnen. Mir wurde übel. Ich schlug die Türe zu und erbrach mich im Hof. Mein Gott, ich hätte das Schlimmste verhindern können!»
Isabelle erholte sich nur langsam. Tränen rollten über ihre Wangen.
«Frank hat sich danach bei mir entschuldigt. Es sei mit ihm durchgegangen. Ich … ich fühlte mich so unsagbar schmutzig. Ich fuhr nach Hause, stand lange unter der Dusche, doch der innere Schmutz liess sich nicht abwaschen. Ich fühlte mich zutiefst schuldig, war unendlich verzweifelt und konnte mit niemandem darüber sprechen. Der erste klare Gedanke schien gleichsam der Ausweg zu sein – ich wollte mein Leben beenden.»
Ferrari fand keine Worte. Was er eben erfahren hatte, traf ihn im Innersten. Mit dieser Wende hatte er nicht gerechnet. Seine ganze Theorie, seine Vermutungen lösten sich in Luft auf.
«Ich … ich weiss nicht, was ich sagen soll. Weshalb haben Sie mir das vorhin nicht erzählt, Frau Vischer?»
«Weil … ich wollte nicht, dass Sie Isa damit belästigen. Bei unserem Gespräch ist mir auch erst richtig klar geworden, dass es Frank mit der Scheidung ernst gemeint hat. Isa sagte mir zwar, dass er wie ein verliebter Gockel vor ihr auf den Knien gelegen habe. Aber ich dachte, das sei wieder so eine Masche von ihm, um sie ins Bett zu kriegen. Ich wusste ja, dass mich Frank betrügt, ihn aber in flagranti zu erwischen, hat mich doch geschockt, und erst noch mit Isabelle. Das hatte ich nie und nimmer erwartet. Ich war wütend und masslos enttäuscht. Wie konnte ich mich nur so in Isabelle getäuscht haben? Und was hatte Franks wirrer Blick zu bedeuten? Erst Stunden später, als ich mich beruhigt hatte und wieder bei klarem Verstand war, beschlich mich ein seltsames undefinierbares Gefühl. Etwas stimmte nicht. Bloss was? Nachdem ich von Isabelles Selbstmordversuch erfahren hatte, besuchte ich sie in der Klinik. Sie erzählte mir die Wahrheit. Zutiefst schockiert, bin ich zu meinem Vater gefahren und sprach mit ihm darüber. Er wollte es zuerst gar nicht glauben. Wir vereinbarten, Herbert nach Hause zu holen und ihn zu informieren. Anschliessend wollten wir die Polizei einschalten. Ich rief Herbert in München an und liess ihn unter einem Vorwand durch Vaters Privatjet abholen. Ich glaube, ich sagte ihm, Frank hätte seine Installation im letzten Moment neu aufgezeichnet und er müsse ihn dringend sehen.»
«Was geschah danach?»
«Für Herbert brach eine Welt zusammen. Er weinte und wollte unbedingt Isa sehen. Wir konnten ihn überreden, die Nacht bei uns zu verbringen. Am anderen Morgen fuhren wir gemeinsam in die Klinik. Isa lag nur da, absolut regungslos. Herbert blieb bei ihr, sass tagelang an ihrem Bett. Ich bin oft hier gewesen und beobachtete die beiden heimlich. Es war furchtbar.»
«Und Frank Brehm? Wie verhielt er sich?»
«Für ihn war die Sache erledigt. Er ging zur Tagesordnung über.»
«Aber wer … wer hat Frank Brehm denn
Weitere Kostenlose Bücher