Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
sich Inspektor Wrights Verhalten. »Alles, was sich in dieser Nacht hier in der Gegend zugetragen hat, ist für mich von großem Interesse. Und Ihr Verhalten reizt mein Interesse erst recht. Wenn Sie wirklich nichts zu verbergen haben, warum erzählen Sie dann nicht, was Sie getan haben und zu wem Sie gefahren sind?«
    Greville schwieg beharrlich.
    Da durchschnitt Mrs. Whartons volltönende Stimme die Stille. »Wirklich, Inspektor, glauben Sie im Ernst, mein Sohn könnte irgend etwas mit Ihrem Mord zu tun haben? Wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit lieber praktischen Dingen zu und klären Sie den Diebstahl meiner wertvollen Uhr auf. Das wäre sinnvoller, als noch länger diesen jungen Mann auszufragen. Das führt doch zu nichts.«
    Der Inspektor drehte sich zu ihr um. Er schnappte nach Luft und vergaß für einen Augenblick seine gewöhnliche Höflichkeit. »Lassen Sie Ihre albernen Einwürfe!« meinte er.
    Aber sie richtete sich majestätisch auf. »Albern? Lassen Sie sich eines gesagt sein: Ich bin Augusta Wharton. Ich bin in der ganzen Welt berühmt, und meine Bücher sind in sieben Sprachen übersetzt worden. Mein Publikum zählt nach Millionen.«
    Wright war so überrascht, daß seine Wut sogleich verrauchte. »Dann kann ich nur sagen, daß es mehr Verrückte auf der Welt gibt, als ich je geahnt habe.«
    Seine Bemerkung verschlug jedermann den Atem.
    Augusta Wharton zog ihren Mantel eng um sich, als müßte sie sich davor schützen, von diesem frechen Emporkömmling beschmutzt zu werden, und winkte ihrem Sohn und ihrem Mann rasch zu. Sie folgten ihr ohne Widerrede. Nur Horace Wharton verharrte einen Augenblick, um sich nach der Handtasche seiner Frau zu bücken; das gab ihm Zeit, sich das Gelächter über die Niederlage seiner Frau zu verbeißen.
    Überrascht von diesem plötzlichen Rückzug, packte Inspektor Wright Greville am Arm und zog ihn beiseite. »Seien Sie kein Narr«, sagte er ruhig. »Kommen Sie bei mir vorbei. Wenn Sie bei einem Mädchen gewesen sind, wird kein Mensch davon erfahren.«
    Greville sah ihn entgeistert an, dann lief er davon. Sara mußte, so leid es ihr tat, lachen. Der Inspektor wischte sich die Stirn ab. »Was für eine Familie«, stöhnte er. Dann lief er blutrot an und entschuldigte sich bei Annabel. Sergeant Millar versuchte wie immer, die aufgeregten Gemüter zu besänftigen, und meinte: »Mrs. Wharton ist sehr klug. Aber besonders praktisch ist sie nicht.«
    Er wäre sich dessen nicht so sicher gewesen, wenn er hätte hören können, wie Augusta Wharton, schon im Wagen, ihren Sohn anfuhr. »Und jetzt, Greville, Schluß mit dem Unfug! Wo bist du gestern abend gewesen? Ich möchte wissen, was du getrieben hast. War es wieder ein Mädchen von der Straße?«
    Ihr Sohn ließ sich jedoch nicht einschüchtern. »Hör um Gottes willen damit auf, Mutter. Es hat keinen Zweck, wenn du mich ausfragst. Du machst dich höchstens selbst verrückt.«
    »Jetzt reicht es mir«, schnaubte Augusta zurück. »Ich bin nicht verrückt, merk dir das!«
    Inzwischen hatte Inspektor Wright Jim auf die Veranda gezogen. »Ich möchte Sie fragen«, sagte er, »ob Ihnen vielleicht noch etwas aufgefallen ist. Sind Sie gestern abend ebenfalls auf der Straße gewesen? Haben Sie vielleicht den einen oder anderen gesehen — Guppy, den jungen Wharton oder seinen Vater? Oder sind Sie den ganzen Abend zu Hause gewesen und haben überhaupt nichts gesehen?«
    Jim war sich sofort darüber im klaren, daß es hier um sein Alibi ging. Da er verhältnismäßig gutmütig war, nahm er das nicht weiter übel. »Ich war bis gegen halb sieben zu Hause und habe Abendbrot gegessen«, antwortete er bereitwillig. »Dann bin ich in die Stadt gefahren, um mich mit einem gewissen Strong zu treffen, für den ich in ein paar Tagen Vieh kaufen soll. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen seine Adresse angeben. Ich war etwa um halb acht bei ihm und blieb ungefähr eine Stunde. Dann bat er mich, ich solle für ihn noch den Kauf eines jungen Vollblutes vermitteln. Also fuhren wir zu einem gewissen Meikel, ungefähr zehn Kilometer außerhalb der Stadt. Wir verhandelten über den Preis — wie Sie wissen, vermittle ich eine Menge Verkäufe, als eine Art Agent sozusagen, um mein Einkommen etwas aufzubessern. Meine Farm ist nicht sehr groß, und wir brauchen das Geld. Meikel kann Ihnen sagen, wann ich dort weg bin. Es war, soweit ich mich erinnere, ziemlich spät. Etwa gegen zehn Uhr. Ich machte mir schon Gedanken, denn meine Frau war allein. Als ich nach

Weitere Kostenlose Bücher