Tod auf der Koppel
halten. Reg dich nicht auf! Endlich ist das eingetreten, worauf wir seit vierzehn Tagen warten. Ich bin so froh. Komm nur jetzt rasch nach Hause. Ich habe schon bei Simon angerufen; aber der hat mir gesagt, du seist mit der Katze unterwegs. Ist alles gut gegangen?«
»Ja. Ich lasse sie jetzt bei Sara. In zehn Minuten bin ich zu Hause.«
»Du brauchst nichts zu überstürzen, Jim. Es fehlte gerade noch, daß du vor lauter Aufregung einen Unfall hast.«
»Ich pass’ schon auf«, rief Jim. »Und du hältst es noch aus, bis ich komme? Oder soll ich lieber gleich den Doktor anrufen?«
»Nein, Natürlich halte ich es aus. Es ist in keiner Weise eilig. Inzwischen packe ich meine Sachen zusammen.«
»Gut«, erwiderte Jim. »Aber heb keinen Koffer und bück dich nicht so oft! Laß alles liegen, bis ich komme.« Und er fuhr rasch los.
15
Als Jim nach Hause kam, schien alles in bester Ordnung zu sein. James spielte mit seinem Traktor auf dem Rasen, und Annabel war gerade mit dem Packen fertig. Als er atemlos ins Schlafzimmer stürzte, lächelte sie ihm beruhigend zu. »Du mußt gefahren sein wie der Teufel! Eigentlich eilt es nicht so, aber ich wollte dir doch lieber Bescheid sagen.«
»Das war ganz richtig. Nur James bringe ich jetzt nicht zu seinen Großeltern. Ich lasse dich nicht eine Sekunde allein, bis du in der Klinik bist. Ich rufe Greville an; der hat sowieso nichts zu tun. Er soll ihn abholen.
»Das ist eine gute Idee. James fährt viel lieber mit ihm in seinem neuen Auto als mit dir.«
Jim lief zum Telefon. »Greville, könntest du bitte zu uns kommen?«
»Weshalb? Ich lese gerade in einem neuen Gedichtband. Was ist denn los?«
»Zum Kuckuck mit deinen Gedichten! Annabel muß in die Klinik! Und zwar sofort! Du mußt James holen, er muß heute bei euch bleiben. Eure Haushälterin hat gesagt, daß sie ihn immer nehmen würde. Es mache ihr nichts aus.«
Greville hatte einen gehörigen Respekt vor dem Temperament seines Schwagers. »Also gut. Wird er ein großes Theater machen, wenn er mit mir kommen soll?«
»Kaum. Er wird sich vor allem für dein Auto interessieren und das Ganze für eine nette Spazierfahrt halten. Wenn er aber doch eine Szene macht, gibst du ihm einfach ein paar hinten drauf und fährst los.«
James war begeistert von der Aussicht, in dem komischen Auto mit der langen Motorhaube und dem Schiebedach ausfahren zu dürfen. Er winkte seiner Mutter freundlich zu und war sofort bereit, seinen Onkel zu begleiten. Dieser musterte Annabel mit einem ängstlichen Blick und machte sich mit seinem Neffen schleunigst aus dem Staub.
Bevor Jim und Annabel losfuhren, machte Annabel in aller Ruhe einen Kaffee. Als er protestieren wollte, gab sie ihm zu bedenken, daß sie die Klinik doch nicht rechtzeitig zur Teestunde erreichen würden. Also war es gescheiter, vorher noch einen kleinen Imbiß zu sich zu nehmen. Er sah sie fassungslos an. Daß Frauen selbst in schwierigen Situationen so gelassen bleiben konnten! Sie trank genußvoll ihren Kaffee; schließlich fand sie aber doch, daß es nun an der Zeit sei. Erleichtert nahm Jim die beiden Koffer. »Es sind immerhin fünfundzwanzig Kilometer bis zur Klinik«, sagte er sich. Der Schweiß brach ihm bei dem Gedanken aus, was unterwegs alles passieren konnte.
Annabel musterte ihn verstohlen und dachte: »Er ist so schrecklich aufgeregt! Ich muß etwas sagen. Wenn ich ihn nicht ablenke, fährt er zu schnell.« Sie entdeckte die Wunde auf seinem Unterarm und fragte: »Was hast du denn da für einen Kratzer?«
Er erzählte, wie er die Katze vom Baum geholt hatte. »Sie ist heimtückisch und hat mich ganz schön gekratzt.«
»So schlimm ist es ja nicht. Bei dir heilt alles rasch.«
Sie nahm seine Leiden wirklich auf die leichte Schulter! Ein bißchen gekränkt erwiderte er: »So rasch auch nicht immer. Ich wollte dich nicht damit behelligen, aber die Wunde an meinem Finger war doch recht unangenehm. Sie hat geeitert und wollte lange nicht heilen.«
»Hättest du mich nur rechtzeitig Jodtinktur darauf tun lassen. So eine entzündete Wunde kann mitunter recht gefährlich sein.«
»Sara hat sich darum gekümmert und mir den Finger verbunden. Jetzt ist er wieder ganz in Ordnung«, meinte er beruhigend. Da sich der Weg aber doch in die Länge zog, berichtete er, um die Unterhaltung nicht ins Stocken geraten zu lassen, von der Geschichte mit dem Wasserstoffsuperoxyd.
Annabel lachte pflichtschuldig.
»Wozu braucht man es eigentlich?« fragte Jim.
»Es
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