Tod auf der Koppel
Erzählen Sie mir lieber, wie Sie Jock Hawkins umgebracht haben. Das haben Sie wirklich schlau eingefädelt.« Verrückte mußte man bei guter Laune halten, man mußte ihnen schmeicheln, und er war verrückt.
Er kicherte. »Ich sage ja, es ist eine tolle Geschichte. Schade, daß ich sie niemand außer Ihnen erzählen kann. Aber sie sollen sie hören. Eine tolle Geschichte, und mit Ihnen wird sie für immer begraben sein. Aber Sie müssen noch etwas warten. Im Augenblick habe ich anderes zu tun. Zuerst muß alles bereit sein. Am besten ist es, ich hole jetzt das Gewehr. Dann können wir weiterplaudern.«
Voller Entsetzen verfolgte sie, wie er ins Haus ging, um sein Gewehr zu holen. Der übrige Stall war leer; nur Fatal Lady und vielleicht die Katze waren da. Das war ihre Chance.
Aber es gab keinen Ausweg. Sie war rings von glatten Wänden umgeben. Mit Mühe konnte sie die Hand durch die Ritze stecken; aber den Riegel vermochte sie nicht zu erreichen.
Lord war bald wieder da. Er fuhr fort: »Sie wollten doch die Geschichte hören? Also, der alte Geizkragen kam her. Er suchte mich überall, während ich hier im Stall war. Ich war bei Fatal Lady und überlegte mir gerade, wie die Sache weitergehen sollte. Als ich aus ihrer Box kam, trat er auf mich zu und sagte: >Ich habe mich mit dem Heu getäuscht, Dalby. Der Preis ist zu niedrig. Wir müssen noch einmal darüber sprechen. Übrigens: Fatal Lady macht mir Sorgen. Sie wollte mich nicht an sich heranlassen. Zwar war es schon ziemlich dunkel; aber sonst hat sie mich doch auch immer gleich erkannt. Und vorhin hat sie sich gar nicht gerührt, als ich sie rief. Sie hat weder gewiehert, noch kam sie auf mich zu. Offensichtlich fehlt ihr etwas. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Ich weiß nicht, was ich — < Im selben Augenblick wieherte die Stute, genauso, wie er es erwartet hatte. Er machte auf dem Absatz kehrt und rief: >Was ist denn das?< Dann sah er in die Box. Er schnellte herum und ging auf mich los. >Wieso ist Fatal Lady hier? Was machen Sie mit meinem Pferd?< Aber ich war auf der Hut. Als er noch einmal in die Box sah und mir den Rücken zuwandte, packte ich ein Holzscheit. Er war sofort tot. Es ging ganz einfach.«
»Ich darf nicht schwach werden«, dachte Sara. »Ich darf nicht locker lassen. Ich muß ihn am Reden halten, am Prahlen.« Mit gepreßter Stimme fragte sie: »Und wie ging es weiter? Was haben Sie dann getan?«
»Was ich dann gemacht habe? Das war kein Problem. Er fiel auf den Rücken, gegen die Boxentür. Dabei kam mir ein glänzender Einfall. Ich hatte noch ein paar Hufeisen, von Mermaid. Damit schlug ich ihm den Schädel ein. >Ich bringe ihn zu dem Pferd auf der Koppel<, sagte ich mir. >Dann meinen die Leute, das Pferd habe ihn erschlagen.< Das Pferd, von dem er soviel Aufhebens gemacht hatte! Ich wollte bis Mitternacht warten und ihn dann mit meinem Auto zu der Koppel transportieren... Als es stockdunkel war, fuhr ich hinaus. Ich paßte auf. Ich vermied alle Stellen, wo ich Spuren hätte hinterlassen können. Ja, mir kommt man nicht so schnell auf die Schliche! Ich zerrte ihn aus dem Auto. Er war verdammt schwer, aber ich habe Kraft. Ich schleppte ihn über die Straße, legte ihn auf den Zaun und warf ihn hinüber. Aber ich ließ ihn nicht einfach liegen, sondern zog ihn noch ein paar Meter weiter, und dabei beging ich einen Fehler. Ich hätte ihn auf den Bauch legen sollen. Das war die Sache, die der Polizei zuerst auffiel. Aber mich verdächtigte niemand. Sie glauben immer noch, Simon sei der Mörder. Und den werden sie dafür aufhängen. Denn Sie können nichts erzählen. Niemand wird je die Wahrheit erfahren.«
Der grauenhafte Triumph in seiner Stimme! War das wirklich Dalby Lord, jener stille, sanfte Mensch, der nur langsam sprach und kaum je die Stimme erhob? Der immer so nachdenklich war und so freundlich? Er mußte total den Verstand verloren haben. Aber wenn sie es mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte, dann war alles Bitten umsonst. Er würde höchstens lachen, leise vor sich hin kichern und sich nicht um ihr Gestammel kümmern. Also mußte sie etwas anderes versuchen. Sie mußte ihm Angst einjagen, mußte seine Selbstsicherheit, die Selbstsicherheit eines Verrückten, ins Wanken bringen. Sie mußte ihm weismachen, daß er schon unter Verdacht stehe, daß die Wahrheit durchgesickert sei. Dann vielleicht... »Und trotzdem ist Ihr Plan nicht aufgegangen«, sagte sie. »Dafür waren Sie dann doch nicht klug genug. Jim Middleton
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