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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Miauen. Die Katze fühlte sich wohl recht unglücklich in ihrer Schachtel. Sara beschloß, sie aus ihrem Gefängnis zu befreien. Die Nachbarbox von Mermaid war frei; da würde sie sich gewiß wohler fühlen. Sie wollte nur noch aus der Küche etwas Fleisch und Milch holen. Es war zu grausam, das arme Geschöpf noch länger einzusperren. Sie trug die Schachtel in die leere Box, schloß vorsichtshalber die Tür und hob den Deckel der Schachtel hoch; dabei redete sie liebevoll auf die Katze ein. Aber auf den verzweifelten Sprung, mit dem sich das verängstigte Tier aus der Gefangenschaft befreite und zur Tür schoß, war sie nicht vorbereitet. Sie hatte die Tür nur angelehnt und nicht den Riegel vorgeschoben. Die Tür gab einen Spalt breit nach, die Katze zwängte sich hindurch und war im Nu verschwunden.
    »Au weh!« dachte Sara. »Jetzt wird sie wie der Blitz zurück zu Jock Hawkins’ Haus laufen, und Jim wird böse sein. All die Aufregungen und Kratzwunden waren umsonst.«
    Da entdeckte sie die Katze in einer Ecke. Zum Glück war sie also noch im Stall. Vielleicht konnte sie sie zurück in die Box locken. Langsam näherte sie sich dem Tier, aber es glitt geschmeidig an ihr vorbei und blieb vor Mermaids Box hocken. Sara wollte ihr den Weg abschneiden, aber die Katze sprang mit einem kräftigen Satz über die verhältnismäßig niedrige Tür und flüchtete sich in das Halbdunkel der Box.
    »Gleich wird das Pferd scheuen, und Lord wird ein Donnerwetter loslassen«, dachte Sara. Vergebens versuchte sie die Katze aus der Box zu locken. Wenn wenigstens der Tölpel Ned hier gewesen wäre! Aber der war im Dorf und vertrödelte dort seine Zeit. Jeden Augenblick erwartete sie, daß Mermaid nach dem Eindringling ausschlagen, sich dabei verletzen oder die Katze tottreten würde. Besorgt sah sie in die Box und blieb wie erstarrt stehen.
    Das war doch nicht möglich! Das mußte pure Einbildung sein! Hatte sie Mermaid wirklich so freundlich wiehern hören? War das Wirklichkeit, was sie vor sich sah?
    Das braune Pferd mit den weißen Fesseln hatte den Kopf gesenkt und beschnupperte aufmerksam die Katze. Und die hatte alle ihre Scheu verloren. Sie schnurrte zufrieden und rieb ihr Fell an dem Kopf der Stute. Jede Bewegung verriet freudiges Erkennen: Zwei alte Freunde hatten sich nach langer Trennung wiedergefunden.
    Sara stockte der Atem; sie wagte kaum ihren Augen zu trauen. Sie hatte schon mehrmals von so etwas gehört. Ein Pferd hatte sich mit einer Ziege angefreundet, ein anderes mit einem Spaniel. Und Fatal Lady hatte besonders an einer Katze gehangen. An dieser Katze! Es konnte gar nicht anders sein: Sie hatte sich durch die Ähnlichkeit täuschen lassen; denn von den Fesseln abgesehen, glich Mermaid Fatal Lady aufs Haar. Aufs Haar... Aber Tiere erkannten einander am Geruch und nicht am Fell. Ihr Instinkt täuschte sie nicht.
    Nie und nimmer hätte die Katze ein fremdes Pferd auf diese Weise begrüßt. Und genauso wenig hätte das Pferd eine fremde Katze so freundlich beschnuppert. Plötzlich war Sara felsenfest überzeugt: »Sie kennen sich! Also ist es Fatal Lady.« Aber gleich hinterher dachte sie: »Das kann doch nicht sein. Sie hat doch weiße Fesseln.«
    Da durchfuhr sie wie ein Blitz die Erkenntnis: Deshalb also die Flasche mit dem Wasserstoffsuperoxyd! Wenn man es häufig genug anwendete, konnte es sehr wohl auch Pferdehaar bleichen. Aus diesem Grund hatte sich Lord so intensiv mit dem Tier beschäftigt und niemand sonst an es herangelassen. Wie wütend er gewesen war, als Ned mit dem Journalisten geplaudert und der darüber in seiner Zeitung geschrieben hatte! Lord hatte sich wie ein Wahnsinniger aufgeführt. Seine Züge waren ganz verzerrt gewesen, und sie hatte sich richtiggehend vor ihm gefürchtet.
    Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie spürte, wie sie beobachtet wurde. Sie drehte sich um. Da stand Lord und starrte sie an.
    Unwillkürlich sprach sie aus, was sie dachte. »Deshalb also waren Sie so wütend!« sagte sie leise. »Deshalb also war das Wasserstoffsuperoxyd in der Flasche. Ich wußte doch, daß etwas nicht stimmte. Fatal Lady... Dieses Pferd da ist Fatal Lady!«
    Sie flüsterte bloß, aber er hatte sie verstanden. Schlagartig wurde ihr klar, daß sie das alles nicht hätte sagen dürfen. Jetzt mußte er erkennen, daß er verloren war, daß er das Pferd nicht behalten konnte. Ein böses Licht glomm in seinen Augen auf. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, noch wilder als damals. Angst stieg in

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