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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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ihr auf. »Was reden Sie für einen Unsinn! Das ist Mermaid!« erwiderte er mit unheimlicher Ruhe.
    Sie wich vor ihm in die leere Box zurück und überlegte verzweifelt, wie sie vor ihm fliehen könne. Etwas Entsetzliches stand in seinem Gesicht geschrieben. Mord! Lord hatte Jock Hawkins umgebracht. Hawkins mußte den Betrug entdeckt haben, und Lord hatte ihn ermordet. Das war die Lösung des Rätsels, nach der sie alle gesucht hatten. Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen: Lord, dem alle vertraut hatten, war der Mörder, und Simon war unschuldig.
    Aber trotz der ungeheuren Erleichterung, die sie bei dieser Erkenntnis überkam, fühlte sie, daß sie einen entscheidenden Fehler begangen hatte. Jetzt war sie selbst in Gefahr. Sie mußte, koste es, was es wolle, hier herauskommen. Sie mußte, ehe er merkte, daß sie alles wußte, zu Inspektor Wright oder zu Simon, irgendwohin, nur fort von hier.
    Er war nicht mehr bei Sinnen. Sie mußte sofort handeln, mußte ihn überraschen, das war ihre einzige Chance. Im selben Augenblick schlug die Boxentür zu. Das Schloß schnappte ein. Sie war gefangen, und draußen stand ein Mörder, der sie bewachte. Verzweifelt rüttelte sie an der Tür. Nirgends war ein Brett locker. Die Tür war glatt und fest, nur ganz oben war ein winziger Spalt, durch den sie, auf Zehenspitzen stehend, hinausblicken konnte.
    Lords Interesse galt vorerst der Katze. »So also ist mir Sara auf die Spur gekommen, durch die Katze. Nur ruhig, mein Pferdchen, nur ruhig. Du brauchst dich nicht lange nach einem Gefährten zu sehnen. Du bekommst von mir eine andere Katze, mit der du Freundschaft schließen kannst. Nur diese kann ich dir nicht lassen; die weiß zuviel.«
    Er kicherte leise, und Sara erschauerte. »Was bedeutet denn schon eine Katze?« begann er von neuem mit sanfter Stimme, um die Stute zu beruhigen. »Das ist doch nur eine ganz gewöhnliche Feld-, Wald- und Wiesenkatze. Ich schenke dir eine herrliche Siamkatze zur Gesellschaft. Die da? Eine solche Katze kann man ruhigen Gewissens erschlagen — genauso wie ein Mädchen.«
    Jetzt wußte Sara, daß er sie töten wollte. Er glaubte, ein zweiter Mord könne ihn retten. Und sie durchschaute, was er vorhatte. Er wollte sie auf die gleiche Art umbringen, wie er Jock Hawkins ermordet hatte. Er würde ihr mit einem stumpfen Gegenstand den Schädel einschlagen und sie in die Box eines der unruhigen, nervösen Pferde legen. Dann würde er behaupten, sie sei schon immer zu leichtsinnig gewesen. Es hieß doch, daß Mörder stets auf die gleiche Weise mordeten.
    Natürlich würde er damit nicht durchkommen. Nur ein Wahnsinniger konnte auf eine solche Idee kommen. Man hatte ja schon in kürzester Zeit festgestellt, daß Jock Hawkins nicht durch einen Hufschlag ums Leben gekommen war. Aber für sie würde es zu spät sein, für sie, die mit allen Fasern am Leben hing. Er begann zu ihr zu sprechen. Er sprach rasch und ganz leise, in steigender Erregung. Verzweifelnd versuchte sie ihm zuzuhören. »Natürlich ist es Fatal Lady. Sie steht jetzt in meinem Stall, sie gehört mir. Endlich habe ich einen Trumpf in der Hand! Sie hat noch zwei oder drei gute Jahre vor sich und wird viele Preise nach Hause bringen. Und Tausende werden Dalby Lord, den das Glück so oft im Stich ließ, zujubeln und ihm Beifall klatschen...«
    Sara zermarterte sich das Gehirn. Sollte sie versuchen, in Ruhe mit ihm zu sprechen, ihm die Sinnlosigkeit seines Vorhabens vor Augen zu stellen? Doch ehe sie zu einem Entschluß kam, hörte sie ihn hastig weiterflüstern: »Sie sind jetzt gut aufgehoben, Sara. Gegen meinen Willen kommen Sie hier nicht raus. Und wenn... Es tut mir leid. Sie haben sich so gut auf die Pferde verstanden, und Sie hätten mir auch einen Preis gegönnt. Ja, es ist wirklich traurig. Aber warum mußten Sie auch Ihre Nase in alles stecken! Und endlich haben Sie auch noch die Katze angeschleppt! Warum müssen Sie sich gerade jetzt einmischen, da alles so gut läuft?«
    »Da alles so gut läuft?« wiederholte Sara laut; ihre Stimme war ganz rauh vor Angst. »Gut? Aber man hält doch Simon für den Mörder!«
    »Natürlich. Die Esel denken gar nicht an mich. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken, es könne um Fatal Lady gehen. Sie sind überzeugt, Simon sei der Mörder. Der dumme Simon, dem das Wunderpferd seines Onkels ganz egal ist, genauso wie seine eigene Farm, Simon, der nur mit seinen albernen Experimenten beschäftigt ist. Um ihn wäre es nicht schade. Aber um Sie, Sara,

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