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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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ist es schade. Sie werden mir fehlen; aber ich kann es nicht ändern. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Sie war unfähig, noch einen einzigen Gedanken zu denken. Der Hals war ihr wie zugeschnürt. Sie wollte ihn um Gnade anflehen, doch sie brachte kein Wort heraus. Bitten waren wohl auch zwecklos. Sie konnte lediglich versuchen, ihn abzulenken, um Zeit zu gewinnen. Das war das Wichtigste. Vielleicht kam inzwischen jemand zu den Ställen. Jetzt, am hellichten Tag, konnte er sie noch nicht umbringen. Er mußte warten. Da war es gut möglich, daß jemand vorbeikam und sie rufen hörte. Sie mußte ihn ermuntern weiterzureden. Und wirklich fing er aufs neue an, ein wenig lauter jetzt. Er geriet ins Prahlen. »Möchten Sie wissen, Sara, wie alles passiert ist? Soll ich Ihnen erzählen, warum Jock Hawkins sterben mußte? Es ist eine hübsche Geschichte.«
    »Ja.« Sie brachte es wirklich fertig, daß ihre Stimme ganz ruhig klang. »Ja, erzählen Sie.«
    »Gut. Ihnen kann ich es ja anvertrauen; denn Sie können nichts mehr verraten.«
    Sein teuflisches Kichern entsetzte sie. Doch dann sprach er weiter. »Ich wollte ihn ja nicht umbringen«, meinte er in fast entschuldigendem Ton. »Ich habe ihn zwar nicht gemocht; aber ich hätte ihm auch nichts getan, wenn er die Sache nicht entdeckt hätte. Es war wirklich Pech. Er ging auf die Koppel, um nach Fatal Lady zu sehen. Sie erkannte ihn nicht. Wieso auch? Es war ja Mermaid und nicht Fatal Lady. Aber der Dummkopf merkte es nicht. Es war schon fast dunkel, und sie ließ ihn nicht an sich heran. Das konnte er nicht begreifen, und er regte sich fürchterlich auf. Dann fiel ihm ein, er könnte zu wenig Geld für sein Heu verlangt haben. Dabei hatte er zuviel verlangt! Aber er war immer schon ein Geizkragen gewesen, und das kostete ihn das Leben.«
    »Ist er zu Ihnen gekommen?« Saras Stimme wurde immer ruhiger. Wenn sie sich unterhielten, gewann sie Zeit, und das war die Hauptsache.
    »Ja. Er machte sich Sorgen wegen des Pferdes und wegen des Heus, und deshalb kam er zu mir. Pech für ihn! Es war alles genau geplant, allerdings hatte ich ihn erst vier Wochen später erwartet. Da wäre mir genug Zeit geblieben.«
    »Aber wenn er das Pferd bei Tag gesehen hätte, hätte er den Tausch doch gleich entdeckt. Auch wenn er erst nach vier Wochen zurückgekehrt wäre, eines Tages wäre die Geschichte doch herausgekommen.«
    »Nein, auf keinen Fall. Wie gesagt, alles war genau geplant. Ich wollte Mermaid vergiften, die Stute, die auf der Koppel weidete. Dann hätte jeder geglaubt, Fatal Lady sei tot. In Hawkins’ Abwesenheit hätte man den Kadaver ohne lange Untersuchungen verbrannt. Inzwischen hätte die richtige Fatal Lady mit zwei weißen Fesseln in meinem Stall gestanden. Sie hätte für mich gesiegt, und wenn sie zu alt für die Rennen gewesen wäre, hätte ich sie zur Zucht verwendet. Wie finden Sie das, Sara?«
    »Klug ausgedacht! Großartig! Aber Sie haben es trotzdem riskiert, daß Hawkins eines schönen Tages in Ihren Stall gekommen wäre, und dann hätte Fatal Lady ihn erkannt.«
    »Das hätte ich schon zu verhindern gewußt. Außerdem ist er selten in einen Pferdestall gegangen. Es war eben Pech, daß er an dem Abend zu mir kam. Pech für ihn. Vielleicht hätte er sich gewundert, wenn er mein Pferd hätte galoppieren sehen. Aber er hätte nichts beweisen können. Dafür hatte ich alles zu gut geplant...«
    Er redete weiter. Immer wieder prahlte er mit seiner Klugheit. Sara hörte ihm still zu, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Bald würde es zu schlagen aufhören... Dieser Gedanke verlieh ihr neue Kräfte. Sie wollte nicht sterben! Sie wollte leben, und sie wollte Simon heiraten. Jetzt, da das Rätsel gelöst und Simon von allem Verdacht reingewaschen war, lag die Zukunft voll Sonne und Glück vor ihr. Sie wollte nicht sterben. Vor Einbruch der Dunkelheit konnte er sie nicht umbringen. Das bedeutete ein zu großes Risiko. Er begann von neuem zu sprechen. »Ein Gewehr. Das brauche ich! Bis heute nacht verstecke ich die Leiche, und dann schaffe ich sie weg. Nichts einfacher als das. Sie ist klein und leicht, nicht so schwer wie Jock Hawkins.«
    Sara wurde schlecht vor Grauen, als sie hörte, wie eiskalt er den Mord an ihr plante. Wollte er damit vielleicht doch nicht bis zum Abend warten? Hastig fiel sie ihm ins Wort: »Seien Sie doch nicht so töricht, Mr. Lord.« Merkwürdig, daß man immer noch so höflich mit einem Mörder umging! »Machen Sie keine solche Dummheit!

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